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Man sieht ihr ihren Schock an. Sie starrt auf das Wasser und weiß nicht, was sie sagen soll. Also fange ich dann doch an diesen drei magischen Worten etwas hinzuzufügen. Dabei hört sie mir aufmerksam zu und blickt mir auch immer wieder in die Augen. Es fällt mir schwer zurückzusehen, aber ich gebe mein bestes.

„Ich weiß, dass dies schwer zu verarbeiten sein wird für dich. Es tut mir auch leid. Lange habe ich meine Gefühle für dich nicht wahrhaben wollen, habe sie einfach geleugnet. Doch leugnen ist zwecklos. Ich bin mir immer noch nicht sicher, welche sexuelle Orientierung ich habe. Vielleicht ist diese Sache eine einmalige. Eigentlich stehe - oder besser gesagt stand - ich nur auf Jungs. Und dann verliebte ich mich in dich. Ich wollte dir nichts davon sagen, um unsere Freundschaft zu erhalten.

Mit dem Abstand wollte ich versuchen die Gefühle an dich zu vergessen. Mir war klar, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass du meine Gefühle erwiderst. Ich habe es nicht mehr ausgehalten so oft in deiner Nähe zu sein. Nach einer Weile - so war der Plan - wollte ich den Abstand verringern, bis er irgendwann ganz verschwunden wäre, und dann einfach so weitermachen wie immer. Aber der Plan kann nicht aufgehen. Es würde immer etwas zwischen uns stehen. Das hat mir Quentin klargemacht.
Du machst mich wahnsinnig glücklich und gleichzeitig unglücklich. Ich kann verstehen, wenn du unter diesen Umständen unsere Freundschaft beenden möchtest. Auch, wenn ich dich nicht verlieren möchte."

Ich werfe einen kleinen Stein ins Wasser. Mein rechtes Bein wackelt unermüdlich. Mein Herz schlägt in Rekordtempo gegen meine Brust. Während ich ihr versucht habe, alles zu erklären, habe ich so oft gestockt, dass man mich zum Logopäden geschickt hätte, wenn ich das immer machen würde.

Ich fange an auf meiner Unterlippe zu kauen. Mia schweigt noch, aber ich lasse ihr die Zeit, die sie braucht. Doch sie fängt nicht an zu sprechen. Sie atmet tief ein und aus. Macht es mir nach und kaut auch auf ihrer Unterlippe. Und dann beginnt sie doch damit zu reden. Ich merke ihr an, dass sie keine Ahnung hat, wie sie damit umgehen soll.

„Es tut mir leid, aber ich glaube, jetzt brauche ich erstmal Abstand. Ich muss das erstmal verdauen." Mit diesen Worten verabschiedet sie sich gleichzeitig. Sie steht auf und geht weg.

Leugnen ist zwecklos Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt