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Ich packte meinen Geldbeutel und schloss mein Auto hinter mir ab. Es waren 16:00 Uhr und meine Energie neigte sich dem Nullpunkt zu. Seit Tagen hatte ich nicht richtig geschlafen.
Langsam und unaufmerksam schlich ich durch die Gänge des Supermarktes und suchte meine Sachen zusammen, die ich gekonnt mit einem Arm zusammenhielt.
Auf dem Weg zur Kasse hingen meine Augen an den Zeitschriften. Auf den Covern standen Wunderdiäten die keiner aushalten würde oder irgendwelche selfmade Sachen. Als ich meine Augen wieder auf das Geschehen vor mir richtete, stand plötzlich eine Person vor mir, die ich leider zu spät erst jetzt gesehen hatte. Ich machte eine Vollbremsung hinter ihr und meine Sachen fielen auf den Boden. "Oh mein Gott, Entschuldigung" seufzte ich genervt von mir selbst und fing an meine Sachen wieder aufzuheben.
"Kein Pro - Claire?!" Hörte ich plötzlich eine, meiner Meinung nach, viel zu bekannte Stimme sagen und fuhr sofort hoch.
Vor mir stand er.
"A-Ardy?" Stammelte ich und stand auf um ihn genauer anzusehen.
"Ich hätte mit dir, hier, nicht gerechnet. Wie geht es dir?" Sagte er und lächelte mich mit einem Lächeln an, wo ich sofort sah, dass es gestellt war. Er sah anders aus. Verdammt anders. Seine Haare waren blond gebleicht und hingen kreuz und quer von seinem Kopf, er trug zerrissene Jeans und ein viel zu großes
T-Shirt mit einer großen Bomberjacke.
Seine Jacke hatte er an den Armen hochgekrempelt und unter ihr blitzte ein Tattoo raus. Ich war ehrlich gesagt erschrocken.
Sein Gesicht war schmaler.
Als ich in nach zwei Jahren wieder in seine Augen sah, machte mein Herz einen Aussetzer vor schreck. Sie waren leer und verloren, wirkten fast matt. Kein glänzen oder funken. Es war nur noch die Farbe, die gleich war.
Immer noch so wunderschön grün, aber sie fesselten mich nicht mehr so, wie mit dem Glück was man darin sehen konnte.

"Könnte besser sein, um ehrlich zu sein und bei dir so?" Lachte ich verlegen und balancierte die aufgehobenen Sachen wieder auf meinem Arm.
"Eigentlich ganz gut. Ich bin etwas verwirrt dich hier zu treffen. Bist du nicht nach Koblenz zu deinem Macker gezogen?" Fragte er wieder und rieb dich den Augenwinkel.
"Mein 'Macker' ist nicht mehr mein Macker und wir sind eigentlich zusammen hier her gezogen aber wir haben uns getrennt" antwortete ich darauf und rief somit einen Moment der Stille ins Leben.

"Oh, ehm, das tut mir leid Claire." Stotterte er vor sich hin und sah zu Boden.
"Bist du sicher, dass es dir gut geht? Irgendwie sieht es nicht so aus." sprach ich meine Gedanken aus und wusste direkt, dass es eine ziemlich dumme Idee war.
"Doch, klar. Warum denn nicht? Ich meine, wie kommst du darauf?" Fragte er, ohne mir in die Augen zu sehen.
"Lüg mich nicht an, Ardy. Bist du nicht mehr mit Farina zusammen?"
"Wollen wir irgendwie zu dir oder so? Da können wir ein bisschen reden." Fragte er und fuhr sich unsicher durch die Haare, lächelte aber als ich zustimmend nickte und mit ihm zur Kasse ging.

"Seit wann hast du einen Führerschein?" Fragte er und ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
"Nachdem wir uns getrennt haben und ich ausgezogen bin hatte ich keinen Simon mehr, der mich mal gefahren hat." witzelte ich und startete den Motor. "Hat deine Freundin einen Führerschein?"
"Nein aber das ist ok." sagte er und versuchte das Thema Freundin zu umgehen.
Ich merkte, dass es ihm unangenehm war aber darauf nahm ich keine Rücksicht.

Schnell fuhr ich die 5 Minuten Autofahrt zu meiner Wohnung in einem ranzigen Mehrfamilienhaus in Neuwied. Die Fahrt über hat Ardy nichts mehr gesagt. Er hatte wie wild auf seinem Handy eingetippt, steckte es aber weg um mir beim hochtragen zu helfen.

"Hier wohnst du freiwillig?" Fragte er und blickte ungläubig durch meine Wohnung.
"Ich finde gar nicht so schlimm hier. Es ist nur etwas, naja, einsam" antwortete ich darauf und nahm zwei Gläser aus dem Schrank.
"So, raus mit der Sprache. Was habe ich in den zwei Jahren verpasst?" sagte ich und setzte mich neben ihn auf das Sofa und schüttete ihm Wasser ein.
"Also, nachdem du ausgezogen bist, bin ich mit Farina zusammengekommen, so wie du mit deinem Typ. Taddl und die anderen waren sauer darüber und grade Taddl hat sich geändert.
Ach was rede ich hier-" brach er ab und sah auf den Fußboden.
"Was ist los, Ardy?" Hakte ich nach und sah ihm in die Augen.
Er hingegen lachte, weshalb ich ihn verwirrt ansah.
"Sie ist nicht wie du, Claire. Und das macht mir die ganze Zeit was aus." Sagte er plötzlich.
Ich dachte ich höre nicht richtig.
"W-was?" Stammelte ich und blickte in seine Augen.
"Warum bist du nicht mehr mit blondie zusammen?" Fragte er darauf abwertend um das Thema zu wechseln. Ich wusste, dass er ihn nicht mochte, genau so wenig wie ich Farina mochte.
"Er war nicht wie du." Lachte ich mich plötzlich selber aus.
"Es war nicht das selbe und ich musste Zeit haben um zu verstehen, dass ich mich damit abfinden muss. Dein Herz gehört nun Farina und nicht mehr mir und damit habe ich mich abgefunden und es ist.. - es ist okay." Log ich vor mich hin und merkte erst, als ich diese Worte in seiner Anwesenheit aussprach, wie dämlich alles war.

"Claire, wir sind solche Idioten.." Lachte er nach ein paar Sekunden und nahm einen Schluck von dem Wasser.
Er stand auf und nahm meine Hände um mich vom Sofa hochzuziehen.
"Ardy, das ist keine gute Idee" sagte ich zweifelnd, änderte aber nicht sein vorhaben.
Nun standen wir da und sahen uns in die Augen. Der Moment, von dem ich nach der Trennung so oft geträumt hatte war nun da.
Dann, als ich über ihn hinweg war. Na ja, dann als ich mir einbildete über ihn hinweg zu sein.
Aber seine Augen lassen mich so schwach werden.
Er lässt mich schwach werden.
Sie schimmern etwas mehr, als dann, als ich ihn nach 2 Jahren das erste mal wieder gesehen hatte.
Seine Hand fand platz an meiner Wange, meine Arme verkreuzten sich hinter seinem Nacken und als ich mein Gesicht wegdrehen wollte, platzierte er plötzlich seine Lippen auf meinen.
Es war falsch was wir taten, aber es fühlte sich so vertraut und richtig an.
Ein blitz durchschoss erst meine Lippen und dann meinen restlichen Körper. Es kam von ihm und ich war starr wie ein Stein.
Erst tat ich nichts, ließ ihn einfach machen doch dann erwiderte ich den Kuss.
Seine Lippen fuhren von meinen Lippen zu meinem Hals und verursachten dort dunkelrote Flecken. Seine Hände fuhren unter mein Oberteil, was ich dann schnell los wurde.
Mein verstand schaltete sich aus. Es fühlte sich so richtig an, doch ich wusste, dass es so falsch war. Er ist vergeben und betrügt grade Farina mit mir.
Wir schliefen miteinander, lagen noch lange danach in meinem Bett und redeten.
Er ließ seine Nummer hier und fuhr nach Hause.
Es tat weh.
Ich hatte gedacht, er blieb hier, doch ich hatte Farina vergessen.

Change | Ardy | Ardian BoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt