01.09

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Taddl' Geburtstag fiel ins Wasser.
Wäre es nicht irgendwie eklig und auch so gewesen hätte ich geschrieben: fiel er ins Fruchtwasser, aber dem ist leider nicht so gewesen.
Einen Tag vorher haben wir zu Hause etwas "reingefeiert" und sind dann schlafen gegangen.
Heute morgen bekam ich dann aber unregelmäßige Wehen, die aber immer stärker wurden.
Jetzt, um 15 Uhr sind Ardy und ich ins Krankenhaus gefahren und warten dort ab. Ich und auch er sind aufgeregt und optimistisch, denn so langsam wurden die Nächte wirklich anstrengender.
Taddl ist zuhause, wird sich aber später auf den Weg machen.
"Hat er schon wieder geschrieben?" Lachte ich als er sein Handy das zweite mal in der Minute rauszog.
"Ja man, der ist noch aufgeregter wie ich. Das hier war aber mein Bruder. Hat ne Memo geschickt" sagte er darauf und hielt sich das Handy ans Ohr. Kurz darauf lachte er und nahm ebenfalls seine Antwort auf.

"Alles gut, sag ihr, dass ich sie anrufe. Im Moment wird CTG geschrieben, gleich gehen wir aber mit T spazieren."

Da ich wirklich fit war, gingen wir raus und warteten draußen auf Taddl.

"Ich bin so aufgeregt. Mit Worten kann ich das gar nicht ausdrücken." Sagte Ardy zu mir, während wir in der Sonne liefen.
"Hast du Angst?" Fragte ich ihn daraufhin, worauf er den Kopf schüttelte.
"Ne, du bist nicht die erste Frau die ein Kind auf die Welt bringt. Das wird schon klappen. Es sei denn wir reden uns jetzt Panik ein, dann wird es bestimmt was schief gehen." antwortete er und zwinkerte mir zu.

Später kam Taddl dazu und brachte uns Brötchen mit.
Wir lachten den ganzen Tag und ließen uns trotz den wirklich schlimmer werdenden Wehen nicht davon abbringen.
Ich fühlte mich wirklich das erste mal richtig.
Das erste mal fühlte ich mich gut mit einer Entscheidung.
Ich fühlte, dass ich alles richtig gemacht hatte.
Die Hebammen sind einfach nur super, das Krankenhaus ist gepflegt, Ardy und Taddl sind bei mir und die Stimmung war besser als jemals zuvor.
Denn wir wussten alle, dass bald unser Leben die interessanteste Wendung nehmen wird und wir nicht wissen wie es wird.
Wie eine Reise ins ungewisse.

Um 22 Uhr war meine Energie immer noch nicht am Ende.
Der Befund lag bei 8 cm, was Ardy in dem Moment extrem schockierte.
Plötzlich wurde mir klar, dass es nicht mehr lange dauerte.
Bald werde ich meine Tochter im Arm halten.
Mein eigenes Kind.
Einen eigenständig atmender Menschen.
Es erschien mir plötzlich so greifbar.
"Ardy, bald ist es soweit!" Freute ich mich.
Er holte sein Handy raus und rief seine und meine Mutter an.
Das einzige was ich hörte war:
"Es ist bald soweit"
"Natürlich rufe ich dann an"
"Alles ist perfekt"

Es war schmerzhaft, um ehrlich zu sein waren es die schlimmsten schmerzen die ich je gespürt habe.
Aber bei dem Gedanken, mein Baby bald im Arm zu halten, dachte ich keine Sekunde ans aufgeben.
Taddl saß kaputt auf dem Stuhl.
Er war müde, wollte aber auf keinen Fall nach Hause.

Es wurde schlimmer.
Die Schmerzen wurden wirklich noch schlimmer und je länger es dauerte, desto öfter kam mir tatsächlich ein "ich kann nicht mehr" über die Lippen. Immerhin hatten wir auch 10 vor 12.
Als ich das letzte mal untersucht wurde, am zweiten September um kurz nach 12, wurde es ernst.
Die Hebamme wurde kurz panisch, sie sagte sie sähe das Köpfchen schon.
Unromantisch, tut mir leid.
Mein Herz rutschte in die Hose. Ardy nahm meine Hand.
"Wir schaffen das jetzt" sagte er und Taddl musste den Raum verlassen.
Alles ging mir plötzlich doch viel zu schnell.
Es wirkte so taub und mir wurde bewusst, dass jetzt alles perfekt wird.

Dann stand plötzlich, um 00:17 Uhr die Welt für mich und Ardy kurz still.
Alles anders in nur einem Augenblick.
Das kleine Wesen mit der intensivsten Stimme die ich je gehört habe lag mir in den Ohren während die ersten Tränen meine Wangen runterliefen und Ardy meinen Kopf mit Küssen übersah.
Er wusch seine Tränen weg, danach meine.
Dann lag sie plötzlich auf meiner Brust.
Das erste mal spürte ich sie so richtig.
Das erste mal durfte ich sie anfassen.
Mein Blick huschte zu Ardy der vorsichtig mit seinem Zeigefinger über ihre Wange strich.
Mein Herz pumpte wie wild.

Es dauerte gefühlt 100 Jahren bis Ela von der Hebamme genommen und untersucht wurde, halt alles was man so macht.
Erst dann realisierte ich erst was geschehen war.
Ardy stand dort und beäugte alles, was mit Ela geschah.
Ich hatte mich beruhigt und war einfach nur erfüllt. Wenn man das so sagen konnte.
Ich war erschöpft aber so überwältigt.

Nach den Untersuchungen setzte sich Ardy in einen Wippsessel und zog sein Oberteil aus.
Auf seine Brust platzierte die Hebamme vorsichtig unser Baby und als Ardy sie spürte verzog auch er vor Tränen die Mine.
Lächelte aber.
Und während er so dort saß, mit dem Blick auf unserer Tochter, wusste ich, wir sind für immer. Wir werden für immer so jung und schön bleiben.
Wir beide stehen auf der guten Seite, Jahr für Jahr.
Ich wusste, wir werden schmerzen teilen und über schlechte Zeiten lachen.
Ich wusste plötzlich, dass sein Herz zusätzlich für eine andere Frau schlägt, die gleichzeitig die Liebe meines Lebens- und viel wichtiger: meine Tochter ist.
Ich wusste nun, was seine Mutter meinte, als sie schrieb ich würde mich neu verlieben.
Er saß dort und weinte Tränen auf meine Tochter. Auf unsere Tochter.
Auf sein und mein eigen Fleisch und Blut.
Auf den Menschen der aus Menschen entstand die sich mehr nicht lieben können.
Und auch als Taddl reinkam und ich sah, dass auch seine Welt stillstand als seine Augen das selbe Bild erfassten wie meine, wusste ich, mein Leben könnte perfekter nicht sein.

-

"Sie ist das schönste was ich je gesehen habe, Claire" sagte Taddl als er den Morgen danach das erste mal das Zimmer mit dem größten Blumenstrauß den ich je gesehen hatte betrat und sie kurz danach in den Armen hielt.
Mein Herz wurde weich als ich mein 48 cm großes Baby in den Armen meines fast 2 m großen, besten Freundes sah.
Die Nacht wahr erholsam. Ardy wich mir nicht von der Seite und Ela schlief ruhig.
Ardians Mutter hat mich noch angerufen und generell sind alle wieder top fit.
Es könnte besser nicht sein.
Ela sieht aus wie ich als Baby mit Ardy's Augen. Auch wenn ich glaube, dass ich mir das nur einbilde.
Uns könnte es nicht besser gehen.
Ela verzaubert alle um uns herum und wir sind vor Glück, Dankbarkeit und Liebe ganz benebelt.
Ich möchte niemals mehr die alte Zeit zurück.
Mein Herz gehört drei Menschen auf dieser Welt und ich wusste, das hier ist für immer.
Ich werde immer den zweiten September in meinem Herzen tragen.
Ich wusste, Ardian, Taddl und Ela werden für immer bei mir sein.
Mir bedeuten sie alles.
Mir bedeuten sie soviel, dass ich mein Leben für sie geben würde.
Und deshalb bin ich so froh, genau um diese Uhrzeit einkaufen gegangen zu sein.
Ich bin so froh mich auf ihn eingelassen und nichts verweigert zu haben.
Nichts kann annähernd dieses Gefühl beschreiben.
Nichts und niemand kann mir das geben, was diese drei Menschen mir geben.
Sie sind meine Sonne, mein Mond und alle meine Sterne. Meine kleine Welt.

Tadaa, das wars.  <3
Könnt ja mal was kommentieren, ich weiß nämlich nicht was ich noch sagen soll :-)

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