• 10te Schwangerschaftswoche

1K 30 0
                                    

"Ardy? Du musst aufstehen" sagte ich verschlafen und rüttelte leicht an Ardy's Schulter. Seine Augenlider zitterten leicht, was sie immer taten, wenn er sie angestrengt zuhielt.
"Ardy ich weiß, dass du wach bist. Hör auf mich zu verarschen. Wir müssen in einer halben Stunde los" lachte ich, als seine Mundwinkel nach oben schossen.
"Ist ja gut" nuschelte er, weswegen ich mich wieder ins Bad verzog um meine Sachen vom duschen wegzuräumen.
"Bist du aufgeregt?" Rief ich durch den Flur ins Schlafzimmer zu Ardy.
"Ja, aber mehr denke ich daran was wir machen sollen. Ich bin mir einfach nicht sicher was mit Farina ist." Rief er zurück, weshalb ich meine Aufräumaktion abrupt unterbrach. Eigentlich dachte ich, dass es seit gestern Abend klar ist was wir machen. Ich dachte er verlässt sie und ich hatte ebenfalls den Eindruck er würde noch ein Fünkchen Liebe für mich empfinden. Wut stieg in mir hoch, ich ließ mir aber nichts anmerken.
"Oh okay, ich weiß es auch nicht." Rief ich zurück und hoffte einfach, dass er nicht einen weiteren Sinneswandel durchmacht und plötzlich ein egoistischeres Arschloch wird, als er jetzt schon scheint.

-

"Kommst du? Wir müssen jetzt" sagte ich um 10 vor 9 und ging schon zur Tür, zu der Ardy auch direkt kam. Ich war nach dem Gespräch am Morgen extrem genervt, schob es aber bei ihm auf die Aufregung, damit er mich nicht noch mehr aufregte.

Auf dem Weg zur Praxis wurde nicht viel gesagt.
Mich wunderte es, dass Farina nicht nachfragte wo Ardy sei. Ich wusste natürlich auch nicht, was Ardy ihr erzählte, aber um ehrlich zu sein wollte ich das auch gar nicht wissen.

"Wir sagen es aber noch keinem, oder?" Fragte ich unsicher, bevor wir die Praxis betraten.
"Nein, erstmal nicht" antwortete er und lief mir nach.
In der Praxis wurden wir sofort drangenommen. Ich nenne sowas jetzt mal Freundschaftsbonus.

"Claire, dass ich euch nochmal sehe. Dann wollen wir doch mal nachschauen was sich in deinem Unterleib so abspielt, ne?!" Fragte mich meine Ärztin worauf ich nickte und ängstlich zu Ardy sah, der neben mir auf einem Stuhl saß. Ihre Wortwahl war Gewöhnungsbedürftig und am liebsten würde ich jetzt aufstehen und schreiend wegrennen.
Meinen Körper zierte Gänsehaut als die kalte Paste mit dem Ultraschallgerät auf meinem Unterleib verteilt wurde. Das Geräusch was das Gerät machte, lockerte die Situation auch nicht so wirklich.
Meine Augen waren mit Tränen überfüllt, weil ich so aufgeregt war.
Es kann ja theoretisch alles sein.
"Ah schaut mal ihr zwei. Das Würmchen da,  ist eure Baby." Sagte sie und markierte es.
Sofort schoss mein Kopf in die Höhe und Ardy rückte Nähe an den Bildschirm.
"Ach du scheiße, Claire. Man erkennt es schon so richtig." Sagte er und hielt sich die Hand vor den Mund.
Das da, das kleine Wesen auf dem Bildschirm war also unser Baby. Es war das Ergebnis aus nur einer Nacht und der Gedanke schmerzte, dass es nicht geplant war und vor allem nicht aus voller Hingabe von Ardy und mir entstandenen ist. Aber es war trotzdem das Baby, was ich mit dem Mann bekommen werde, mit dem ich den einschneidendsten Teil meines Lebens durchgemacht habe. Er war mein erster Freund, er war mein bester Freund und meine Familie. Durch ihn habe ich so viel gelernt und erst jetzt verstand ich wie dumm wir waren als wir uns nur wegen eines Fehlers getrennt hatten. Es ist doch so viel gutes passiert aber dieser eine Streit war zu viel und ich weiß nichtmal worum es in diesem ging.
Dieses Kind ist wunderschön und der Gedanke ließ mein Herz höher schlagen.

"Mit dem Kind ist alles in bester Ordnung, Claire. Du bist schon  in der zehnten Woche, deswegen müssen wir noch ein paar Untersuchungen nachholen.
Ich drucke euch das Bild als Erinnerung aus. Bitte mach doch vorne bei der Rezeption einen weiteren Termin zur Kontrolle, ja? Habt ihr noch irgendwelche Fragen bezüglich der Schwangerschaft und worauf ihr achten müsst?" Fragte sie, worauf wir den Kopf schüttelten und uns verabschiedeten.
"Ich gehe jetzt wieder nach Hause, ja?
Ich brauche ein bisschen Zeit für mich, keine Ahnung wie lange, aber ich bin ganz schön verwirrt. Ich rufe dich an." Sagte Ardy und ging, ohne auf eine Reaktion von mir abzuwarten.
Er musste zu Farina, ich hingegen fuhr nach Hause. Alleine.
In mir drin herrschte ein Gemisch aus unglaublicher Freude und übergroßer Ratlosigkeit.
Er wird jetzt also nach Hause gehen und Farina und Thaddeus anlügen.
Schön.
Ich werde mich nicht einmischen.
•••
Ein etwas kürzeres Kapitel, I know.
Dafür passiert in den nächsten Kapiteln wenigstens waaaas.
Stay alive

Change | Ardy | Ardian BoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt