Kapitel 3

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„Dobroye utro. Guten Morgen", sagte ein leicht untersetzter Mann mit einem Schnauzbart und einer Glatze. „YA govoryu vam segodnya o russkom yazyke" Ich erzähle euch heute etwas über russisch. Hatte er das jetzt auf Englisch oder Russisch gesagt? Wahrscheinlich auf Englisch, denn das er einfach so russisch konnte, war doch mehr als unwahrscheinlich. G nahm sich vor, beim nächsten Mal genau darauf zu achten, ob der Mann Englisch oder Russisch sprach. „Menya zovut Mr. Lennart" Ich heiße Mr. Lennart. Das war eindeutig russisch gewesen und er hatte es trotzdem verstanden. „Wer von euch kann den schon ein bisschen Russisch?", fragte Mr. Lennart, diesmal auf Englisch. Callen meldete sich zögerlich. „Okay. Kak tebya zovut?" Wie heißt du? „Menya zovut Callen." „Hast du russische Eltern? Du hast eine gute Aussprache." Callen schüttelte den Kopf. „Nein, ich habe keine russischen Eltern. Glaube ich. Ich wusste nicht mal, dass ich russisch kann, bis ich gemerkt habe, dass ich alles verstehe, was sie sagen." „Beeindruckend...", murmelte Mr. Lennart. „Komm nach der Stunde mal zu mir, ja?" Callen nickte verwirrt. Woher zum Teufel konnte er russisch? Die restliche Stunde verlief unspektakulär. Callen verstand zwar immer noch beängstigend viel, aber er stellte fest, dass von russischer Schrift und Grammatik ungefähr genau so viel Ahnung hatte wie Cara Becker und die war so etwa das albernste und dümmlichste Mädchen, das er kannte. Nach der Stunde machte er sich auf den Weg nach vorne, zu Mr. Lennart, als ihm von hinten jemand auf die Schultertippte. Es war Sam, der Junge aus dem Bus. „Ich warte draußen auf dich, wenn das okay ist", sagte er leise. Callen nickte. Er hatte keine Freunde und Sam schien ihm vernünftiger als die ganzen anderen Jungs an der Schule. Die waren nur damit beschäftigt sich die Haare zu stylen und sich zu überlegen, wie sie am besten ein hübsches Mädchen abschleppen konnten. „Ah du hast es nicht vergessen", riss ihn Mr. Lennarts Stimme aus seinen Gedanken. „Nein Sir", sagte Callen. Mr. Lennart lächelte. „Erzähl mir was über dich" Callen zuckte mit den Schultern. „Ich heiße Callen, bin 13", seit heute, fügte er in Gedanken hinzu, „Und ich bin Waisenkind, lebe bei Pflegefamilien und ich habe keine Ahnung warum ich russisch verstehe. Kann ich jetzt in die Pause?" Mr. Lennart grinste. „Klar. Nur noch eine Frage. Ist Callen dein Vor- oder Nachname?" Callen zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht", sagte er, dann verließ er den Klassenraum. Sam stand noch draußen. Er schaute gedankenverloren zu einer Gruppe Mädchen. Callen tippte ihm von hinten auf die Schulter. Sam schreckte zusammen und unwillkürlich musste G grinsen. „Erschreck mich nicht so", schimpfte Sam. "Kann ich doch nicht wissen dass du so schreckhaft bist. Was schaust du?" Sofort nahm Sams Gesicht einen verträumten Ausdruck an. „Siehst du die mit den dunklen Haaren?" G, der sich schon denken konnte, was jetzt kommen würde, sah sich die Gruppe genauer an. „Welche von den 7 dunkelhaarigen meinst du?", fragte er sarkastisch. „Na die niedliche mit den großen Augen" G zuckte mit den Schultern und setzte sich in Bewegung. „Ich hab keine Ahnung von Mädchen", sagte er. Wie aufs Stichwort tauchte Rose vor ihm auf. „HiCallenIchHabDichÜberallGesuchtIchMussDirGaaaanzDringendWasGaaanzTollesZeigen", plapperte sie drauflos, allerdings ohne auch nur einmal Luft zu holen, wie Callen beeindruckt feststellte. „Nein", sagte er, „Ich hab keine Zeit. Ich muss...Ähh...", er stöberte in seiner Tasche, „Ich muss Geschichte lernen" Er streckte Rose triumphierend das Buch entgegen. „Du hast heut kein Geschichte", sie runzelte die Stirn. „Hast du meinen Stundenplan auswendig gelernt?" Rose wurde knallrot. „Nein hab ich nicht", sagte sie etwas trotzig. „Ich hab nur..." „Jaja", unterbrach Callen sie, dann ließ er sie einfach stehen und lief in die andere Richtung. Gut, vielleicht war er unhöflich, aber Rose regte ihn so auf... Da war er fast schon gerne unhöflich.

G CallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt