Kapitel 6

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Callen saß im Wohnzimmer und drehte etwas nervös sein leeres Wasserglas zwischen den Händen. Bisher hatte die Dame vom Jugendamt noch nicht gesagt was sie von ihm wollte. Sie hatte noch nicht viel gesagt, aber er konnte sie jetzt schon nicht mehr leiden. Wenn es etwas zu besprechen gab schickte das Amt meistens Ms. Leeds, eine kleine, strenge, aber im Grunde ihres Herzens freundliche Frau. Diese hier hatte sich ihm als Erin Hatten vorgestellt. Sie war groß, hatte eine aschblonde Hochsteckfrisur und sah aus als ob sie in ihrem ganzen Leben noch nie gelächelt hätte. Er saß jetzt schon fast 20 Minuten mit ihr hier, aber bisher hatte Ms. Hatten so getan als ob sie sich für sein Leben interessieren würde und ihn sinnloses Zeug wie: „Na wie läuft's in der Schule?" oder „Fühlst du dich wohl bei den Masons?" oder auch: „Wie kommst du denn mit den Geschwistern klar?" gefragt. Auf jede Frage hatte er wahrheitsgemäß geantwortet, auch wenn er gerade zunehmend unfreundlicher wurde. „Also dann werde ich dir mal sagen worum es geht. Du bist nur bei Cheryl, weil wir keine andere Pflegefamilie gefunden, aber es ist wirklich anstrengend für die Masons mit 6 Kindern und die Addy-Geschwister können nicht getrennt werden und da jetzt haben wir eine andere Familie gefunden, zu der du kannst. Allerdings haben wir festgestellt, dass es sowohl deinen Leistungen als auch deinem Sozialleben guttun würde, wenn du erst mal auf dieser Schule bleibst." Callen, der sich während des Gesprächs immer mehr verkrampft hatte, entspannte sich jetzt wieder ein bisschen. Wenigstens würde er auf der Schule bleiben können. Im Team. Allerdings auch bei Rose, aber damit musste er wohl leben."Du hast jetzt... Sagen wir 3 Stunden Zeit um deine Sachen zu packen und dich zu verabschieden, dann hole ich dich ab und bringe dich zu deiner neuen Familie. Sie heißen Lily und Stuart Williamson." „Ich brauch keine drei Stunden", sagte Callen schnell. „Meine Sachen sind in zehn Minuten gepackt und zum verabschieden brauch ich auch nicht lang." Mrs. Hatten nickte zufrieden. „Umso besser." Jetzt lächelte sie doch, aber es war ein etwas gruseliges Haifischlächeln. Callen schauderte. Er rannte nach oben in seiner ein Zimmer, dass er sich mit Tom und Jack teilte, rollte seine Iso-Matte zusammen, sammelte seine wenigen Klamotten und anderen Habseligkeiten zusammen und stopfte alles in einen relativ kleinen Rucksack, den er von einer Familie zum 8. Geburtstag bekomme hatte und schloss ihn sorgfältig. Dann lief er schnell nach unten und holte seine Schultasche aus der Küche. Wieder oben packte er alle Schulsachen, die er nicht in der Schule gelassen hatte hastig ein polterte ein letztes Mal die Treppe nach unten. Alle Addy-Geschwister, Cheryl und Mrs. Hatten standen da. Rose heulte fast, wie Callen zu seinem Entsetzten feststellte. Sie umarmte ihn und sagte mit brüchiger Stimme: „Ich werde dich vermissen." Callen war hin- und hergerissen zwischen einem „Ich dich nicht" und dem Drang laut loszulachen, entschied sich dann aber dafür keins von beidem zu tun. Den Anderen vier schüttelte er nur kurz die Hand. Dann kam Cheryl. Sie war, soweit das möglich war, fast noch aufgelöster als Rose. Auch sie umarmte ihn lang und fest, dann sagte sie aber nur: „Viel Glück in deinem weiteren Leben, G. Callen" Callen nickte nur, dann folgte er Mrs. Hatten nach draußen. Es war ein ganzes Stück zu den Williamsons, was gut so war, weil deren Haus sehr viel näher an der Schule war als das der Masons. Die Fahrt nutzte er, um Sam eine SMS zu schreiben. 

G: <Hey>

S: <Hey!>

S: <Alles gut?>

G:<Ja. Ich muss zu ner neuen Familie, aber ich kann auf der Schule bleiben.>

S: <Gut>

S:< Stresst dich das nicht, mit dem Familiewechseln?>

G: <Nö man gewöhnt sich dran>

S:< Na dann...>

S: <Bis morgen>

G: <Bis morgen>

„Mit wem schreibst du da?", fragte Mrs. Hatten. G zuckte mit den Schultern. „Nur mit einem Klassenkameraden" „Also hast du Freunde an der Schule?", fragte sie, jetzt klang sie schon fast ehrlich interessiert. G zog wieder die Schultern hoch. „Ja, schon irgendwie" Mrs. Hatten nickte. „Dann war es ja doch die richtige Entscheidung dich auf der Schule zu lassen", murmelte sich. G machte ein unbestimmtes Geräusch und ab da verlief der Rest der Fahrt schweigend. Nach ungefähr zwanzig Minuten hielt Mrs. Hatten bei einem sauberen, hellen Haus mit einem sauberen Vorgarten durch den ein sauberer Plattenweg lief, gesäumt von sauberen Beeten. Er konnte es jetzt schon nicht leiden, bestimmt hassten diese Leute Unordnung. Jetzt doch etwas nervös stieg er aus, holte seine zwei Taschen aus dem Kofferraum, öffnete das saubere Gartentor und lief zur Haustür. Dann hob er zögerlich eine Hand und klopfte.

G CallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt