Kapitel 7

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So, nach gefühlt 10000000 Jahren geht es endlich weiter:

Callen klopfte. Fast sofort flog die Tür auf. Ihm stand eine junge Frau gegenüber. Sie hatte knallrot gefärbte Haare, große braune Augen und lächelte ihn freundlich an. „Hey!", sagte sie gut gelaunt, „Du musst Callen sein. Ich bin Lily." Für eine Pflegemutter war sie wirklich noch sehr jung. G schätzte sie auf höchstens 25. In diesem Moment hörte er ein lautes Bellen und ein Golden Retriever drängte sich an Lilly vorbei und sprang an G hoch. Lilly lachte. „Aus, Mikey!" Unwillkürlich musste auch G lachen. Er strich Mikey über den Kopf und kraulte ihn vorsichtig hinter den Ohren. „Er mag dich", Lilly grinste, dann drehte sie sich um und brüllte ins Haus: „Hey Stu! Komm mal her! Der Junge ist da!" Kurz darauf tauchte ein Mann hinter Lily auf. Er trug ein Holzfällerhemd und war voll mit Farbe. „Hi", sagte er und streckte G eine große Hand entgegen, „Ich bin Stuart, aber nenn mich einfach Stu, das macht jeder." G folgte den beiden ins Haus. Es war zum Glück nicht so ordentlich wie der Vorgarten. „Du musst heute im Wohnzimmer schlafen", sagte Stuart entschuldigend. „Wir sind erst vor zwei Monaten hergezogen und ein paar Sachen hatten hier einfach keinen Platz, die standen bisher in deinem Zimmer, aber als wir gehört haben, dass du zu uns kommst haben wir den Kram in den Keller geräumt, aber so ein großer Schrank hat ganz furchtbare Flecke an der Wand hinterlassen deshalb hab ich dein Zimmer gerade neu gestrichen, aber die Farbe ist noch nicht trocken. Ich hoffe das macht dir nichts aus." G nickte etwas benommen. Er war positiv überrascht von den Williamsons. Sie waren nicht bemitleidend und quetschten ihn auch nicht über sein Leben aus. Sie waren einfach offen, freundlich und ehrlich, Dinge die er an Menschen schätzte. Stu polterte jetzt vor ihm eine Treppe hoch, Lily hinter ihm. „Aber im Prinzip wäre das dein Zimmer", Lily stieß eine Tür auf, G machte einen Schritt nach vorne. Das Zimmer war groß, hell und roch nach frischer Farbe. Es war vanillegelb gestrichen und hatte einen etwas verkratzen Holzboden. Es gefiel ihm sehr gut. Er lächelte Lily und Stu an. „Das Zimmer ist toll. Ist auch nicht schlimm, dass es noch nicht fertig ist." Lily grinste ebenfalls. „Freut mich dass es dir gefällt. Hast du Hunger? Pass mal auf: Stu kann was kochen. Ich glaube er ist der beste Koch von ganz LA. Er will sogar ein Restaurant aufmachen." G nickte, dann sagte er: „Kann ich ganz kurz euer Telefon benutzen? Ich will einen Freund anrufen." „Äh...", Lily wurde ein bisschen rot, „Äh also das mit dem Telefon ist so 'ne Sache... Wir haben noch keinen Kabelanschluss, das heißt erst mal kein Fernsehen, kein Internet und kein Telefon. Aber nächste Woche kriegen wir Anschlüsse, aber bis dahin wirst du warten müssen. G zuckte mit den Schultern. „Dann nehm ich eben mein Handy. Die Handyrechnungen bezahlt eh das Jugendamt." Lilly lächelte und nickte. „Dann mach das" Er kam dann aber doch nicht dazu, Sam anzurufen, weil in diesem Moment Mikey ins Zimmer kam und wieder an ihm hochsprang. „Er war heute noch nicht draußen. Wenn du willst, können wir mit ihm eine Runde um den Block drehen, dann lernst du die Umgebung kennen und wir können uns mal ein bisschen unterhalten.", schlug Lilly vor. Callen nickte.
„Also das Jugendamt hat uns erzählt, dass du schon bei ziemlich vielen Familien warst. Wie kommt das? Was denkst du?" Callen schaute auf. Noch nie hatte irgendeine Pflegefamilie nach SEINER Meinung zu dem Thema gefragt. Etwa bei der fünften Familie, hatte es angefangen, dass sie Theorien aufgestellt hatten, warum er so ein „schwieriges" Kind war, aber noch nie hatte ihn jemand gefragt, wie er das sah. Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin ‚schwer zu platzieren' oder so" Lily lachte. „Ja, das ist das, was das Jugendamt sagt. Aber wie denkst DU darüber?" Er zog wieder die Schulter hoch. „Das klingt jetzt wahrscheinlich total doof, aber ich glaube, es liegt daran, dass ich fast nichts über mich weiß. Ich meine, ich kenne meinen Vornamen nicht, weiß nicht, wer meine Eltern waren und habe noch nicht mal eine Ahnung wo ich herkomme. Das einzige, was ich weiß, ist, dass ich russisch verstehe und manchmal von einem Mädchen namens Amy träume. Ich glaube, dass ich zu sehr damit beschäftigt bin, frustriert zu sein und mich nicht bemühe, ‚mich zu platzieren'" „Das ist nicht doof", sagte Lily in einem ernsten Ton. „Das klingt sehr schlüssig" G lächelte und den Rest des Spaziergangs unterhielten sie sich über unverfänglichere Themen, zum Beispiel über seine Noten und seine Freunde.
Als sie wieder bei den Williamsons waren, war Stu gerade mit Kochen fertig. Du obwohl G nicht religiös war, musste er sagen dass die Lasagne einfach göttlich schmeckte. Nach dem Essen ging G gleich auf die Couch, zum Schlafen, weil er von dem Umzug ziemlich müde war. Er war in einem großen Raum. Er kannte diesen Raum aus früheren Träumen und er kannte auch das Mädchen, das neben ihm saß. Amy. „Hallo G", sagte sie leise. „Hallo Amy", erwiderte er. „Komm mit" Sie machte eine unbestimmte Handbewegung. „Wohin?", fragte er. „Mit zu mir", sie lächelte und zeigte auf eine Tür, die plötzlich in der Wand aufgetaucht war. Er wollte sie eigentlich fragen, wohin sie gingen, aber sie war schon losgelaufen. „Amy, warte!", rief er ihr hinterher, aber sie rannte immer schneller und er konnte nicht mithalten. Jetzt war sie an der Tür. „Beeil dich!", rief sie ihm zu. „Die Tür bleibt nicht lange offen" „Warte! Amy!", rief er erneut. Er rannte so schnell er konnte, aber er war trotzdem zu langsam. Die Tür hatte sich bereits geschlossen. Erschöpft sank er vor der Tür auf die Knie. „Amy!", brüllte er. „Amy, komm zurück! Amy!" Er spürte etwas an seiner Schulter. Langsam schlug er die Augen auf. Lily kniete neben der Couch und schüttelte ihn an der Schulter. „Wa- Was ist los?", fragte er verschlafen. „Du hast im Schlaf geschrien", sagte Lily sanft, „Da haben wir dich aufgeweckt" Jetzt sah er auch Stu, der sich über ihn beugte. „Wovon hast du denn geträumt?", fragte er. G rieb sich die Augen, dann murmelte er: „Von Amy"

G CallenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt