Mama

27 1 0
                                    

Zeit wieder den Kopf frei zu bekommen.

Vor ungefähr einer Woche saß ich mit meinem Bruder und meiner Mutter am Abendbrotstisch. Und dann sah ich diese grellroten Streifen über der linken Hand meiner Mutter. Das hat mir wortwörtlich die Sprache verschlagen. Tagelang konnte ich nicht mit ihr reden. Ich war sauer und traurig und wütend und enttäuscht und alles mögliche. Abends bin ich mit Papa essen gegangen und habe mit ihm darüber geredet. Er hat es auch meinen Schwestern erzählt, die nicht weniger geschockt waren. Was soll man denn auch zu sowas sagen? Als Tochter weiß ich gar nicht damit umzugehen, schon gar nicht, wenn die Stimmung generell sehr gespannt ist. Also versuchte ich es so gut wie möglich zu ignorieren.
Dann kam Mama zu mir und hatte mir erzählt, wie es bei dem Elterngespräch bei meiner Therapeutin war. Sie hat ein schlechtes Gewissen, weil sie glaubt, dass es mir hier bei ihr nicht gut geht. Das stimmt zwar in teilen, aber ausziehen werde ich erst nächstes Jahr nach dem Abitur. 
Ich meine das ist mein Zuhause und ich liebe meine Mutter. Wenn es mir mal zu viel werden sollte, dann gehe ich halt fürein paar Tage rüber zu Papa. 

Nun ist es wieder etwas angenehmer in ihrer Nähe zu sein, so lange ich nicht daran denke, wie schlecht es ihr geht.
Es zieht mich so runter, wenn sie mir erzählt, wie es in der Tagesklinik ist. Wie schlecht es ihr oft geht und wie oft sie weint. Ich möchte das wirklich nicht hören. Das tut einfach weh und es macht mir angst. 


Ugly TruthWo Geschichten leben. Entdecke jetzt