Kapitel 6- Eine Nacht

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In der ganzen Eile hatte ich Buraks Auto überhaupt nicht beachtet... vor mir stand einer dieser super teuren Autos die man in den Filmen sehen konnte und die diese superreichen Typen fuhren.

Entweder hatte dieser Kerl unheimlich viel Geld oder er hatte es geklaut. Letzteres schien mir wahrscheinlicher.

Ich setzte mich auf den Beifahrersitz ohne etwas zu sagen, schnallte mich an und er fuhr los.

Ich versuchte unauffällig zu ihm zu schauen.

Seine Haare waren dunkelbraun und hatten einen Undone-Look, was ziemlich heiß aussah und ihm total stand. Er hatte braune Augen und lange Wimpern und diesen strengen Blick, dass mir so gut an ihm gefiel . Außerdem hatte er hohe Wangenknochen und volle Lippen. Erst jetzt fiel mir auf das ich nie wirklich auf sein Aussehen geachtet hatte und oh man, Defne hatte wirklich Recht, er sah toll aus.

,,Bist du fertig?", fragte er mich

,,Wwas womit?", antwortete ich etwas benommen.

,,Du schaust mich schon seit 5 Minuten an"... Waas scheiße! So viel zu versuchen unaufällig zu gucken, ich musste mich ja auch wirklich immer blamieren.

Als ich was sagen wollte klingelte mein Handy. Gott sei Dank.

Ich kramte in meiner Tasche nach meinem Handy und fand es auch schnell... es war mein Dad. Er war wahrscheinlich erst jetzt von der Arbeit gekommen.

,,Papa?", rief ich in den Hörer.

,,Jaa sie musste heute aber wieder weg", ,,Nein sie kommt nach ein paar Tagen wieder"... ,,Schaue Fernsehen gehe aber auch gleich schlafen", sagte ich etwas stotternd, ,,Ich dich auch gute Nacht", sagte ich noch am Schluss und legte auf.

Anscheinend hatte Defne ihm erzählt das sie zu mir fahren wollte, dachte ich mir, bis ich Buraks Stimme wahrnahm.

,,Du bist aber ganz schlecht in Lügen", sagte er und schaute mich kurz an, konzentrierte sich aber gleich wieder auf die Straße.

,,Ich hab nicht gelogen" antwortete ich genervt.

,,Schaue Fernsehen gehe aber auch gleich schlafen ", äffte er mich jetzt nach.

,,Ich wollte nicht das er sich unnötig Sorgen macht, außerdem kann dir das so ziemlich egal sein", antwortete ich gereizt und schaute aus dem Fenster.

,,Du hast einfach zu schwache Nerven", antwortete er jetzt ziemlich gelassen.

Dieser Kerl wusste einfach wie man provozierte oder ich hatte wirklich schwache Nerven, dachte ich mir. Was auch immer, ich zog es vor nicht zu antworten, hatte einfach keine Lust mehr als nötig mit ihm reden zu müssen.

Auch er sagte nichts mehr und machte die Musik lauter. Ich hasste laute Musik und anscheinend musste ich auch ihn hassen.

,,Ist das Auto geklaut?", platzte es aus mir herraus. Zutrauen würde ich ihm das wirklich.

Er schaute mich verwundert an: ,,Wie kommst du darauf?", fragte er mich gleich darauf belustigt.

Ich war wirklich sehr sehr schlau, welcher normale Mensch würde denn bitteschön zugeben, dass er etwas geklaut hatte und antwortete dann schließlich:

,,Anders kann ich mir nicht erklären wie man sich in dem Alter sowas leisten kann"

,,Ich schätze du schaust zu viele Filme", sagte er grinsend.
,,Erst denkst du das ich dir folge und jetzt stehle ich deiner Meinung nach auch noch Autos."

,,Ich bin einfach nur realistisch und vorsichtig."

,,Eher paranoid."

,,Kein bisschen."

Er stellte den Motor ab und erst jetzt merkte ich das wir da waren.

Wir gingen die Treppen hoch und als wir vor meiner Haustür angekommen waren, wünschte ich ihm noch eine Gute Nacht und ging in meine Wohnung.

Ich zog mich schnell um, putzte mir meine Zähne und legte mich schlafen. Doch lange blieben meine Augen nicht zu... der Film fiel mir wieder ein.

Oh man, genau aus diesem Grund wollte ich mir den scheiß Film nicht ansehen. Ich stand wieder auf und die dunkle Wohnung kam mir unheimlich vor. Ich machte alle Lichter im Haus an und ging in die Küche um was zu essen, das tat ich so ziemlich immer wenn ich nicht weiter wusste. Eine schlechte Gewohnheit, dass ich mir so schnell wie möglich abgewöhnen musste.
Ich spielte mit meinem Handy und überlegte wen ich anrufen könnte, doch da gab es nicht viele, die ich unter der Woche um zwei Uhr Nachts anrufen konnte, um einen Smalltalk zu starten. Ich legte mich wieder hin, traute mich allerdings nicht die Augen zu schließen. Nach langem überlegen beschloss ich zu Burak zu gehen, sonst kannte ich hier ja keinen und ihm hatte ich es teilweise zu verdanken, dass wir den Film geschaut hatten und ich jetzt nicht schlafen konnte.

Ich nahm mein Handy und meine Hausschlüssel und verließ das Haus..

Nach 3 maligem Klingeln und 5 minütigem warten ging die Tür auf.

Ohjee vielleicht hätte ich doch nicht kommen sollen, seine Haare waren zersaust, er konnte seine Augen kaum öffnen und sein Gesichtsausdruck verriet mir das ich lieber nicht hätte Klingeln sollen.

,,Ehm Tut mir Leid.. ich wusste nicht das du schon eingeschlafen bist", stammelte ich vor mich hin.

Als ich keine Antwort bekam fuhr ich einfach fort

,,Ja ehm..eigentlich wollte ich dich fragen...", doch ich konnte den Satz leider nicht fertig bringen, denn irgendwie kam ich mir jetzt dumm vor. Wie sollte ich ihm fragen ob ich bei ihm schlafen konnte.

,,... ob du bei mir schlafen kannst", beendete er meinen Satz.

Wow ich war wohl ziemlich durchschaubar..

Jetzt wo es laut ausgesprochen wurde kam ich mir echt dämlich vor, andererseits war ich aber auch erleichtert.

Er öffnete die Tür und ging beiseite. Wirklich?? War das wirklich so einfach, wollte er keine dummen Sprüche ablassen oder sowas in der Art? Ich zögerte für einen Moment, da ich auf irgendeine blöde Bemerkung wartete die er, so schien es mir, jede Sekunde machen könnte. Doch es kam nichts er strich sich durch das Haar und wartete.

Ich schaute ihn noch einmal an und ging dann rein.

Er ging in sein Zimmer und kam dann wieder mit einem Kissen und einer Decke zurück.

,,Du kannst auf meinem Bett schlafen", sagte er müde und legte sich auf die Couch. Was? Echt jetzt? Seit wann war er so.. so süß?

,,Nein ich kann auch auf der Couch schlafen ich meine..."

,,Gute Nacht!", unterbrach er mich.

Naja umso besser dachte ich mir und ging in sein Zimmer und schaute mich um.

Er hatte Geschmack das musste man ihm schon lassen. Das Zimmer war grau gestrichen und die Möbel ziemlich modern. Gegenüber der Tür stand ein Rundbett mit Leder. Direkt nebendran stand der Nachttisch und links davon war ein großes Fenster genau wie in meiner Wohnung.

In der Mitte lag ein weißer Teppich, der an sich zwar nichts besonderes war, aber trotzdem schick aussah. Zusätzlich hing an der Wand ein schwarzer Plasmafernseher, welcher vom Bett aus gut sichtbar war. Jap sowas brauchte ich auch.

Ich legte mich hin und ließ meine Blicke weiter über das Zimmer gleiten. Könnte mein Zimmer sein... natürlich wenn ich ausließ das ich mir niemals so ein Bett oder so einen Fernseher leisten konnte, jedenfalls jetzt noch nicht.

Ich schloss meine Augen und versuchte einzuschlafen... vergebens.

Ich war in seiner Wohnung, in seinem Schlafzimmer... lag hier in seinem Bett. Wenn man mir das noch vor ein paar Stunden gesagt hätte, hätte ich es für albern gehalten. Was war los mit mir, warum hatte ich überhaupt bei ihm geklingelt, morgen früh musste ich mir bestimmt wieder seine dummen Sprüche anhören. Doch für diesen Augenblick beschloss ich seinen Geruch einzuziehen, nach dem das ganze Bett duftete und zu schlafen.

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