Das kann nicht sein! Er konnte doch unmöglich mein Chef sein. Warum sollten wir im selben Apartment wohnen, wenn er sich doch auch genau so gut eine was weiß ich was leisten könnte.
Das war absurd. Wahrscheinlich hatte ich diese Stimme nur mit Buraks' verwechselt. Das konnte überhaupt nicht seine Stimme sein, versuchte ich mir einzureden.
Gerade als ich beschloss reinzugehen, ging die Tür auf.
,,Selin?", sagte Burak etwas überrascht.
Ok ich hatte die Stimme nicht verwechselt.
Ich stand wie angewurzelt da und wusste nicht was ich tun oder sagen sollte.
,,Was machst du hier", fragte er mich diesmal.
Ja, was machte ich hier eigentlich? Wie konnte ich das Glück haben, ausgerechnet in diesem Unternehmen zu arbeiten.
Gerade als ich was sagen wollte kam Herr Wagner.,,Herr Atahan, hier sind die Unterlagen um die sie mich gebeten hatten", sagte er und reichte ihm ein paar Ordner, die er entgegennahm.
,,Oh, sie haben schon Bekanntschaft mit Frau Ulusoy gemacht", fügte er noch hinzu, als er wohl meinen verzweifelten Blick bemerkte.
Als Antwort bekam er einen leicht irritierten Blick von Burak.,,Frau Ulusoy, ihre neue Sekretärin..sie musste kurzfristig für Frau Schmitz einspringen" vesuchte es Herr Wagner noch einmal.
Burak beachtete Herrn Wagner überhaupt nicht sondern sprach direkt mit mir.
,,Kommen sie bitte mit in mein Büro", sagte er mit einem undeutbaren Blick. Unwillkürlich musste ich ihm folgen. ,Kommen sie bitte mit in mein Büro', äffte ich ihn gedanklich nach.,,Hör mal kannst du..Ich meine können sie Bitte alles was bisher zwischen uns vorgefallen ist vergessen? Es tut mir wirklich sehr Leid und ich wusste auch nicht, dass du..Sie hier arbeiten sonst hätte ich die Bewerbung niemals abgeschickt. Ich meine doch klar es ist eine super Stelle nur..", quaselte ich drauf los. Oh man was stimmte nicht mit mir, ich machte alles viel schlimmer, deshalb fügte ich nur noch ,,Ich will und brauche diesen Job wirklich" hinzu. Wie ich auch noch um den Job betteln musste, dachte ich mir bitter.
,,Was genau tut dir denn Leid?"
,,Alles. Mein bisheriges Verhalten gegenüber Ihnen war unangemessen und unhöflich. Ich würde mich wirklich sehr freuen wenn sie das alles vergessen würden Herr Atahan".
,,Herr Atahan?", sagte er und schaute mich gespielt verwundert an. ,,Was ist mit Arschloch?"
Na super warum konnte er nicht einfach mitspielen? Richtig! Weil er es nicht nötig hatte..
Aber verübeln konnte ich ihm das nicht, nachdem ich mich so oft daneben benommen hatte.,,Du kannst gehen."
Wie bitte? Also mit einer Kündigung hatte ich dann doch nicht gerechnet.
Als er meinen schockierten Blick gesehen haben musste, fügte er ein ,,Sei pünktlich morgen" hinzu.
Erleichtert atmete ich auf.
Erst als ich draußen war, fiel mir wieder ein, dass ich pleite war. Ich musste zur Bank, mit der Hoffnung, dass mein Vater schon etwas Geld überwiesen hatte. Zu meinem Glück war das Geld schon da. Zuhause angekommen machte ich mir was zum Essen und rief meinen Vater an. Wie redeten etwa 10 Minuten, danach legte ich auf. Sehr begeistert war er nicht von meinem Job, da er wollte das ich mich voll und ganz auf die Uni konzentriere, aber das war nun mal nicht möglich. Ich würde ihn einfach zu sehr belasten. Nächste Woche würden meine Vorlesungen anfangen, aber irgendwie würde ich das schon hinkriegen.
Mein Problem war nicht das arbeiten, sondern Burak. Wie sollte das überhaupt funktionieren? Wir konnten doch nicht wirklich so tun, als sei nichts geschehen. Aber andererseits musste ich das tun und und hoffen das er mitmachte. War er eigentlich noch sauer auf mich? Bestimmt! An seiner Stelle hätte ich mich schon rausgeworfen. Aber man musste nun mal Berufs-und Privatleben trennen. Dieses plötzliche siezen kam mir auch ziemlich verkorkst vor.