Sake

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„Kagome! Kagome, ich habe es endlich geschafft! Ich habe endlich mein Ziel getroffen!", freudestrahlend kam die inzwischen nicht mehr ganz so kleine Rin zu der Miko gelaufen, den Bogen in der hoch erhobenen Hand.

„Wirklich? Du machst große Fortschritte, das ist bemerkenswert!"

„Ja und bald bin ich eine richtige Miko, so wie du!" Man konnte die Freude des Mädchens klar in ihrem Gesicht ablesen, sie strahlte förmlich über beide Ohren.

„Das wirst du, aber das ist ein schwerer und aufopferungsvoller Weg, vergiss das nicht.", mahnte die Ältere.

Das Mädchen nickte und hüpfte davon, wahrscheinlich wollte es noch anderen von seinem lang ersehnten Erfolg berichten. Und Kagome war wahrlich stolz auf die Ziehtochter Sesshomarus. All die Stunden die sie gemeinsam geübt hatten, all die Hinweise und Regeln die sie dem Mädchen nannte und schon bald wie ein lästiges Gedicht wieder und wieder wiederholte. Doch der Pfeil wollte ein ums andere Mal nicht das Ziel treffen und sowohl Kagome, als auch Kaede hatten schon fast die Hoffnung aufgegeben, dass aus Rin wirklich eine vollwertige Miko werden konnte. Doch all die Mühen schienen trotz der zum Haare raufenden Unterrichtsstunden nicht umsonst gewesen zu sein und auch wenn die Kleine mit Pfeil und Bogen längst nicht so begabt war, wie sie es nach all der Zeit des Lernens eigentlich sein müsste, so war sie in der Kräuterkunde vorbildlich und studierte jede einzelne Pflanze und deren Wirkungsweise ausgiebig. Schon jetzt stellte sie ausgezeichnete Medizin und Kräuterpasten für verschiedene Einsatzbereiche her und studiert fleißig die Bücher über den menschlichten Körper, die Kagome aus ihrer Zeit mitgebracht hatte. Es war wahrlich ein Segen, dass Sesshomaru dafür gesorgt hatte, dass das Kind lesen und schreiben konnte, denn so konnte sich Kagome diese mühselige Angelegenheit ersparen.

Kagome widmete sich weiter ihrer ursprünglichen Arbeit. Noch immer hatte sie die Worte Mirokus im Ohr, als er von seinem Gefühl sprach, dass etwas geschehen könnte. Deshalb hatte sie die letzten Tage beinahe ohne Pause damit verbracht, neue Pfeile herzustellen. Auch wenn diese Arbeit eintönig und nicht gerade interessant war, so war sie von immenser Bedeutung, vor allem auch, weil Rin durch ihre Übungen viele der kostbaren Pfeile verbrauchte. Nicht auszudenken, welche Gefahr entstehen könnte, wenn Kagome mit leerem Köcher einem Feind gegenüberstand, nur weil Rin ihr wieder die essentielle Munition stibitzt hatte.

Als die Sonne bereits unterging, konnte Kagome eine Bewegung im Augenwinkel ausmachen. Es verwunderte sie immer wieder, wie stark ein Daiyoukai seine eigentlich so mächtige und vor allem unverkennbare Aura eindämmen, und sich so völlig unbemerkt in das Dorf schleichen konnte. Dennoch schenkte Kagome ihm keine weitere Beachtung. Dafür war er in der letzten Zeit zu oft in der Umgebung. Sie schenkte ihm auch dann keine Aufmerksamkeit, als er sich wortlos in ihre unmittelbare Nähe setzte und scheinbar das Treiben im Dorf beobachtete. Sie sprachen kein Wort, das taten sie nie, doch Kagome konnte deutlich spüren, wie sein Blick immer wieder zu ihr hinüber glitt, dass verräterische Kribbeln ihrer Haut verriet es ihr.

Was er wohl vorhatte? Er war in den letzten Wochen oft, seit der Abreise der Männer sogar täglich, im Dorf. Und immer verhielt er sich gleich: er sprach ein paar Worte mit Rin, dann mit Kaede und dann beobachtete er stumm die Geschehnisse im Dorf. In der Nacht verschwand er dann genauso wortlos, wie er am Tag zuvor erschienen war.

Schließlich streckte sich Kagome. Die Finger waren wund, der Nacken tat ihr fürchterlich weh und es war inzwischen zu dunkel, um noch vernünftige Pfeile ohne eine Verletzung herstellen zu können. Am Ende hätte sie sich noch geschnitten und wäre damit nur gehandicapt, schließlich hatte sie keine Lust auf einen Verband oder schlimmer, eine Blutvergiftung. Und wenn sie den Stapel Pfeile neben sich betrachtete, den sie heute gefertigt hatte, dann hatte sie für wahrlich genug getan. Sie warf einen flüchtigen Blick zu Sesshomaru, er saß noch immer an seinem Platz, keine zwei Meter neben ihr und rührte sich nicht. Kagome verzichtete auf große Worte als sie sich erhob und ihre Utensilien zusammensammelte, um sich auf den Heimweg zu ihrer Hütte zu machen, vor der Sango hoffentlich schon ein Feuer entzündet hatte.

Eine folgenschwere NachtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt