Kapitel 2

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Als wir im Schritt durch den Wald ritten, überlegte ich, was ich machen würde, wenn wir Safira wirklich im Wald finden sollten. Würde sie zu uns kommen, weil wir mit zwei Artgenossen unterwegs sind, oder würde sie vor uns weglaufen, oder würde sie sich in Luft auflösen, da sie ja eigentlich ein Geist ist? Ich fragte aber nur: „ Was machen wir, falls wir sie sehen?" Meine Freundin starrte aber unentwegt auf die Lichtung vor uns und sagte wie in Trance: „ Das solltest du dir aber schnell überlegen, schau." Sie zeigte auf die Lichtung, wo eine wunderschöne weiße Araberstute graste. Das seltsame war, sie war gesattelt und getrenzt. Doch als wir näher an sie heran ritten sahen wir jedoch, dass es nur Silvermoon war, von unserem Freund Philipp. Denn kurzdarauf sahen wir ihn auf der Lichtung liegen. Als er uns sah begrüßte er uns: „ Hi, was macht ihr denn hier, ich dachte ihr wärt im Urlaub." „ Das waren wir auch, aber wir sind schon seit einer Woche wieder zurück", antwortete ich. Philipp starrte mich an und lächelte. Doch als er sah, dass ich sah, dass er mich ansieht, schaute er schnell weg. Jeder auf unserm Hof wusste, das Philipp in mich verliebt ist. Ich muss auch eingestehen, dass ich ihn auch sehr mag. Allerdings würde zu Hause von meinen Brüdern Mark, Nils und Justin nur geärgert werden, da ja eigentlich alle Jungs doof sind. „Wir sind auf Geisterpferdejagt", sagte Nina auf einmal und grinste frech. „ Danke Nina, du hast gerade meinen Freund in die Flucht geschlagen", dachte ich. „ Aha", das war Philipps einzige Antwort. „ Ok, ich muss jetzt mal wieder zurück zum Hof, wir schreiben morgen eine Deutscharbeit und dafür muss ich noch lernen, es hat ja nicht jeder schon Ferien so wie du Maxi", verabschiedete er sich von uns schwang sich in Silvermoons Sattel. Als Nina und ich wieder alleine waren, fragte ich sie ärgerlich, warum sie gesagt hatte, dass wir auf Geisterpferdejagt waren. „ Du hast mich vor ihm voll zum Affen gemacht, der denkt doch jetzt, ich würde noch an Geister glauben", regte ich mich auf. „ Philipp wird dich auch so noch mögen, Maxi. Wenn er es nicht tut, dann ist er es nicht Wert dein Freund zu sein. Normalerweise stehst du zu deinen Interessen und Hobbies, das ist doch das, was Philipp so an dir mag", probierte sie mich zu beruhigen. Das hatte auch funktioniert und sie hatte Recht, er musste mich so mögen wie ich war. Ich ließ Never angaloppieren und Nina tat es mit gleich. So galoppierten wir, mit den Augen immer suchend nach dem Geisterpferd.
Ich hörte etwas rascheln und drehte mich um und da stand eine weiße Araberstute, sie leuchtete von innen heraus, zumindest sah es so aus. „ dreh dich ganz langsam und leise um, Nina. Sie ist da", flüsterte ich. Nina drehte sich, so wie von mir beschrieben um und schaute in die Richtung, in die mein Finger zeigte. „ Wo? Ich sehe sie nicht. Ist sie weggelaufen, oder träumst du das Ganze nur? Wenn ich dich kneifen soll, sag mir einfach Bescheid", sagte Nina verwirrt. „ Doch, da steht sie und ich träume bestimmt nicht, ich werde es dir beweisen", antwortete ich mit fester Entschlossenheit. Ich stieg aus Nevers Sattel und reichte Nina seine Zügel. Als ich auf die nur mir sichtbare Araberstute zuging, machte auch diese einen Schritt auf mich zu. Ich streckte ihr die Hand zum Schnuppern hin und vermied es sie anzuschauen. So stand ich da und hörte Nina hinter mir losprusten. Doch ich brachte keinen Ton heraus. Als ich die andere Hand austreckte wich sie ein bisschen zurück, kam aber kurz darauf wieder. „ Na meine Süße, du bist echt und ich schlafe nicht, sonst würde ich jetzt aufwachen, denn immer wenn es am schönsten ist, wacht man auf", sagte ich und versuchte nicht auf die hinter mir lachenden Nina zu achten. Ich streichelte Safira die Stirn. Nun schaute ich sie an und mir lief es eiskalt den Rücken herunter, in ihren Augen sah ich so viel Liebe, aber auch Trauer. „ Nina, lass uns verschwinden, irgendwas sagt mir, dass sie jetzt alleine sein möchte", sagte ich leise um Safira nicht zu erschrecken. Ich schwang mich in Nevers Sattel und bevor ich ihn antreten ließ, schaute ich noch einmal an die Stelle, wo Safira eben noch stand, aber sie war nicht mehr da.

Das geheimnisvolle SchlosspferdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt