"Was glaubst du denn, wie das alles wieder angefangen hat?", fragt mich meine neue Therapeutin. Ihr Name ist Frau Bauer. Der Raum, in dem wir uns befinden, wird durch das Fenster gut belichtet und wirkt zwar deswegen einladend, aber für mich leider auch irgendwie beängstigend. Kinderbilder hängen nämlich an der Wand. Auf einigen steht: "Danke für deine Hilphe!" Diese Kinder sollten wirklich erstmal schreiben lernen.
"Ich weiß nicht..." Sie notiert sich auf dem Zettel vor ihr meine Antworten. Stalker. "Gut... Schau mal." Sie holt etwas aus dem Regal hinter sich und legt vor mich ein Maßband hin. "Versuche mal, den Umfang deines Handgelenks zu legen", bittet sie mich. Ich versuche es und schätze... Lieber ein wenig zuviel als zu wenig.
Und wie hätte es anders sein können: Ich habe mich überschätzt. Das Maßband schlabbert wie ein lockeres Armband an mir herum. Das selbe probieren wir nochmal für Bein, Arm und Taille. "Siehst du, dass du ein komplett falsches Körperbild von dir hast?" "Das weiß ich doch schon alles." "Ich weiß, dass das nicht das erstes mal für dich hier ist. Trotzdem wirst du so deine Gründe mitbringen hier nochmal her zu müssen." Ich nicke nachdenklich und sehe den Tisch dabei an. Ihre Augen durchlöchern mich zu sehr. Ich mag sie nicht.
Während wir noch eine ganze lange Weile reden, lehnt sie sich entspannt in ihren Stuhl zurück. Unruhig wackel ich mit meinem Bein unter dem Tisch umher. Unmerklich, aber heftig.
"[...]Zum Schluss würde ich gerne noch wissen, wie du es fandest und ob es dir leicht fiel zu antworten." "Es war ganz okay." Es war okay. Wirklich. Viel besser als erwartet.
Nun ist es endlich vorbei. Mama sitzt bereits im Wartezimmer der Ambulanz, als ich das Zimmer meiner neuen Therapeutin verlasse. Sie sieht mich kommen und fragt mich kaum eine Sekunde später nach meinem Eintritt in diesen Raum aufgeregt: "Wie fandest du es?" Echt jetzt? Ihr Ernst? Hat sie das eben tatsächlich gefragt oder habe ich mich da verhört? "Es war okay, denk ich!"
Aber es gibt wirklich besseres...
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Den Tod vor Augen (Magersucht)
SpiritualDa ist nichts. Nichts, was mich umhüllt. Nichts, was mich erfüllt. Nur diese Leere da, die mich wie ein Blatt Papier immer weiter zerreißt... Ich bin ganz leer. Und mein Inneres ist so zart und so empfindlich... Und sie? Sie ist so gefährlich...