3.Kapitel

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Ich setzte meine Kopfhörer auf und höre laut Musik, sodass ich meine Gedanken nicht hören kann. Ich zocke Heroes, um ein wenig abzuschalten. 

Schon wieder fühle ich mich einsam. Andre hat es so gut, er hat jemanden, mit dem er kuscheln kann. Ich dagegen habe niemanden. Außer Murky und Dexter, unsere Katzen. Ich spüre, wie sich jemand auf meinen Schoß setzt. Es ist Dexter. Er merkt es oft, wenn ich traurig bin und kommt dann zu mir.

 ,,Hallo, Dexter.'', sage ich mit einer lieblichen Stimme und kraule ihn hinter den Ohren. 

Er schaut mich mit seinen großen Glubschaugen an und legt den Kopf schief. 

,,Was ist denn?'' Ich fasse mir ins Gesicht und merke, dass ich nasse Wangen habe. 

Ich habe geweint und es nicht gemerkt. Wie lange war es her, dass ich geweint habe? Drei Jahre? Das war als mein Opa gestorben ist. Aber warum hab ich jetzt geweint? Versteh ich nicht. Ich hab das durch das Zocken und durch das Musikhören gar nicht gemerkt. Als ich mich frage, warum ich geweint haben könnte, fallen mir mehrere Sorgen ein, die mich beschäftigen. Darauf sammeln sich wieder Tränen in meinen Augen. Aber ich lasse sie meine Backen runter rollen. Ich sehe, wie der Computerbildschirm verschwommen wird. Dexter stupst mich mit seiner Schnauze an und miaut.

 ,,Ach Dexter, wenn du wüsstest...sei froh, dass du keine Probleme hast, sei froh, dass du eine Katze bist.'' Meine Stimme hört sich total schwach an. 

So habe ich mich lang nicht mehr erlebt: so deprimiert, so schlecht gelaunt. Was ist nur los mit mir? Sonst bin ich eigentlich immer glücklich und gut drauf. Aber seit ungefähr einer Woche ist es anders. Seit ungefähr einer Woche, besucht sie uns jeden Tag. Jeden Tag muss ich dieser falsche Schlange in die Augen sehen und auch noch so tun, als ob ich mit ihr befreundet wäre! Sie hat doch sicher noch irgendwelche anderen Freunde wo sie hin gehen kann, sie ist doch so beliebt! Durch den Gedanken an Regina beginnt mein Körper vor Trauer und Wut zu beben. Aber es ist nicht nur wegen ihr, sondern auch, weil sie viel zu viel Zeit mit Andre verbringt, obwohl ich eigentlich derjenige sein will, der das tut.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, liege ich nicht in meinem Bett, sondern sitze immer noch auf dem Stuhl im Arbeitszimmer. Mein Kopf liegt in meinen Armen, die ich auf die Tastatur gelegt hab. Verschlafen richte ich mein Kopf auf und schaue auf die Uhr. 15:06. Ich bin anscheinend heute Nacht eingeschlafen. Ich muss wohl ziemlich müde gewesen sein. Ich entscheide mich dazu ins Bad zu gehen und eine kalte Dusche zu nehmen, um wieder bisschen wacher zu werden. Und tatsächlich: nachdem ich fertig geduscht hab, fühl ich mich echt frischer.

In der Wohnung laufe ich komischer Weiße weder Cengiz noch Andre über den Weg. Wahrscheinlich schlafen beide noch. Doch als ich an Andres Tür vorbei laufe, höre ich Reginas Kichern. Sofort baut sich wieder die Wut in mir auf und ich kneife die Augen zusammen.

 ,,Bebi, das kitzelt!'', höre ich Regina lachen. 

Sie hat anscheinend wieder in Andres Bett geschlafen. Ich will gar nicht wissen, was die zwei da grade treiben. Ich wette, dass da mehr zwischen ihr und Andre läuft. Sie wollen es uns nur nie sagen, aber man sieht es doch, dass die was miteinander haben. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Ich sollte lieber in mein Zimmer gehen, ehe ich meine Kontrolle verliere und in Andres Zimmer platze. Also gehe in mein Zimmer und setze mich auf meine Bettkante. 

Traumathized (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt