6.Kapitel

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,,Sag mal gehts dir noch gut?! Gehst einfach so in mein Zimmer und schnüffelst in meinen Sachen herum?!'' Er schaut mich zornentbrannt an. 

Ich wusste nicht was ich sagen soll, Recht hat er ja. Ich hab in seinen Sachen rumgeschnüffelt und das macht man nicht. 

,,Hey, beruhig dich doch-'' 

,,ICH SOLL MICH BERUHIGEN?! WIE SOLL ICH MICH BERUHIGEN KÖNNEN WENN-'' 

Ich lege meine Hand fest auf Jans Mund. Er versucht sich mit seinen Händen zu wehren, aber ich bin zu stark.

 ,,So und, wenn ich jetzt meine Hand weglege, erzählst du mir was los ist.'' Ich nehme langsam meine Hand von Jans Mund weg. Ich schaue ihn erwartungsvoll an, doch er schweigt. Er hält immer noch das Papier, das ich vorhin versuchte zu lesen, fest in seiner Hand.

 ,,Was hast du alles gelesen?'', unterbricht er das Schweigen. 

,,Nur den letzten Satz. Wirklich.'' Anscheinend glaubte er mir und atmete erleichtert aus. 

,,Steht der Grund...warum du so...naja...anders bist, auf diesen Blatt?'', fragte ich ihn vorsichtig. Er nickte leicht. 

,,Warum darf ich es nicht erfahren?'' 

,,Weil es alles zerstören würde.'', sagt er. 

,,Ach komm, übertreib mal nich-'' 

,,ICH ÜBERTREIBE NICHT ANDRE!'' Warum muss er immer gleich so los schreien? 

,,Aber ich merk doch, wie scheiße es dir geht. Das kann nicht so weitergehen.'' 

,,Seit wann interessierst du dich denn eigentlich für mich? Ach ja, Regina ist ja weg, jetzt könnte ich auch mal wieder zu meinem besten Freund gehen und schauen wie es ihm geht.'' 

Ich schaue ihn verwundert an. ,,Was redest du da für einen Schwachsinn?'' 

,,Weißt du was? Verschwinde einfach. Als ob ich jemanden wie dir meine Probleme anvertrauen würde.'' Doch ich bewegte mich nicht vom Fleck.

 ,,Ich gehe nicht, bevor ich weiß, was los ist.'' 

,,MAN ICH SAG DOCH, DU DARFST ES NICHT WISSEN!'' Er geht auf mich zu, packt mich am Handgelenk und versucht mich vergeblich aus seinem Zimmer zu ziehen. 

,,Bitte geh, Andre.'' ,sagt er diesmal mit einer traurigeren Stimme und schaut mich flehend an. Ich weiß nicht, ob ich es mir nur einbilde, aber ich meine, eine Träne an Jans Backe zu sehen. 

,,Jan, weinst du?''

 Dann lässt er mich los, sinkt zu Boden und vergräbt sein Gesicht in die Hände. Ich weißt nicht was ich tun soll. Soll ich ihn in den Arm nehmen? Ihn trösten? Oder ihn einfach weinen lassen? Ich hab Jan erst zweimal, oder so weinend erlebt. Und das war früher. Ich hätte nie gedacht, dass Jan so emotional werden kann.

Anstatt irgendwas zu machen, schaue ich ihn nur geschockt an. Toller Freund, Andre. Es ist mir irgendwie unangenehm, wenn er weint, aber es zerreißt mir gleichzeitig das Herz. Jan war immer der Glücklichste von uns allen, hat uns immer zum Lachen gebracht, wenn es uns dreckig ging. Und jetzt sitzt er auf dem Boden, sein Körper bebend vor Trauer und ich weiß nicht was ich machen soll. 

,,Es ist alles so scheiße.'' ,schluchzt Jan. 

,,Ich fühle mich so...so leer, ohne Energie. Ich bin richtig wütend, wegen-'' 

Seine Stimme bricht ab.

 ,,Wegen was?'', frage ich vorsichtig. 

,,W-w-wegen...wegen Regina.'' Das Wort Regina schreit er richtig laut. 

,,Warum wegen Regina? Hat sie dir etwas getan?''

 ,,Nein, nein hat sie nicht. Es ist nur-'' Schon wieder schafft er es nicht, sein Satz zu beenden.

 Anstatt zu warten, dass er fortfährt setze ich mich gegenüber von ihm und nehme ihn in den Arm.Irgendwie komisch, so nah bei Jan zu sein, sonst haben wir nie körperlichen Kontakt. Er legt seinen Kopf auf meine Schulter und weint sich aus, dabei streiche ich ihn über den Rücken. Einige Minuten sind wir in dieser Position, bis er sich wieder beruhigt hat und sich aus meiner Umarmung löst. Dann schaut er mich mit seinen verheulten Augen an und sagt: 

,,Am besten du liest einfach, was ich geschrieben hab. Das ist einfacher, als es dir zu erklären.'' 

Er gibt mir das Papier und ich beginne zu lesen..

Traumathized (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt