8.Kapitel

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Wir beide schweigen für eine halbe Minute. Ich beschließe, ihn ein paar Fragen zu stellen.

 ,,Also, wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, bist du traurig, weil du dich nach einer Person an deiner Seite sehnst und, weil dich Regina provoziert...?'' 

Jan nickt stumm.

 ,,Ich kann zwar nicht richtig nachvollziehen, warum du Regina so hasst, aber vielleicht fühlst du dich jetzt echt besser, wenn sie für eine Woche weg ist.''

 Jan nickt wieder. 

Stille. 

,,Andre?''

 ,,Ja?''

 ,,Darf ich dich was fragen?''

 ,,Warum denn nicht?''

 ,,Also..was genau läuft da zwischen dir und Regina?''

 Ich runzele die Stirn. ,,Du weißt doch, dass wir nur gut befreundet sind.''

 ,,Aber so wie ihr euch verhält, könntet ihr glatt ein Pärchen sein.''

 ,,Sind wir aber nicht.'' 

,,Dann könnt ihr doch aufhören euch gegenseitig ''Bebi'' zu nennen, das sagt man nämlich unter Freunden nicht.''

 ,,Das ist immer noch unsere Sache, wie wir uns gegenseitig nennen.'' 

,,Sag doch einfach, wenn ihr zusammen seit!'' 

Ungewollt schreie ich ihn an: ,,Zum letzten Mal, wir sind nicht zusammen und werden auch nie zusammen sein. Kapier's endlich!'' 

Jan zuckt zusammen.

,,Tut mir leid, ich wollte dir keine Angst machen.'' 

Ich schaue ihn entschuldigend an, aber er sagt nichts. 

Er sitzt da, die Tränen rollen ihn übers Gesicht, aber gibt kein Geräusch von sich.

 ,,Umarme mich.'' ,sagt er nach einer Weile.

 ,,Was?'', frage ich verwirrt. 

,,Umarme mich Andre, bitte.''

Vorsichtig schließe ich ihn in meine Arme.

Fest drückt er mich an sich und krallt sich in mein T-Shirt. 

Es ist so komisch Arm in Arm mit Jan auf dem Boden zu sitzen. Ich komme mir vor, wie eine Mutter, die ihren kleinen Sohn tröstet. Aber, wenn es ihm dadurch besser geht, nur zu. 

Ich weiß nicht wie lange wir uns noch umarmen, doch irgendwann spüre ich, dass Jans Atmen immer regelmäßiger wird. Er ist eingeschlafen. Vorsichtig löse ich mich von ihm, damit er nicht aufwacht und trage ihn dann ins Bett. Als er im Bett liegt decke ich ihn zu und mache das Licht aus. Und dann gehe ich aus seinem Zimmer und schließe die Tür.

Alter.Was zur Hölle ist gerade passiert? Ich kann das alles nicht realisieren. 

Jan hat mir gerade von seinen Problemen erzählt. So etwas hat er seit langem nicht mehr getan.

Wenn Jan traurig war, dann, weil ein Verwandter gestorben ist, oder, wenn er Liebeskummer hatte. Aber jetzt ist er traurig, weil er keine Freundin hat? Ich kann verstehen, dass er sich nach einer sehnt, doch er muss auch damit klar kommen, Single zu sein. Er muss damit klar kommen, nicht das zu bekommen, was er will.

Und das mit Regina, find ich richtig krass. Warum hasst er sie so? Ich versteh nicht, was er damit gemeint hat, dass sie so fake ist. Regina ist freundlich, nett und tolerant. Noch nie bin ich auf den Gedanken gekommen, dass sie ihre Persönlichkeit spielt. Jan ist doch verrückt. Der bildet sich das nur ein. Vielleicht beruhigt er sich ja, wenn sie jetzt eine Woche weg ist. Aber ich muss trotzdem irgendwann mit ihr darüber reden..

Ich fand das irgendwie total komisch, als Jan ''umarme mich'' gesagt hat. Das hat er noch nie zu mir gesagt.

Es ist ja nicht so, dass ich ihn das erste Mal umarmt hab. Früher haben wir uns immer zur Begrüßung umarmt, oder, als ich ihn getröstet hab. Das letzte Mal, als ich ihn umarmt habe war ich 22. Das war als Jans Opa gestorben ist. Zwei Wochen hat er durchgehen geweint. Er war ihm anscheinend sehr wichtig.

Aber diese Umarmung heute war anders. Sie war so lang und so fest. So intensiv. Hoffentlich geht es Jan wenigstens besser. Mal schauen wie er morgen drauf ist...

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Hey, ich wollt  mal fragen, wie ihr die Story bis jetzt findet :3

Findet ihr die Kapitel zu kurz? 

Schreibt es mal in die Kommentare :)


Traumathized (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt