11.Kapitel

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Jan

Noch immer halte ich mein Ohr an die Tür vom Arbeitszimmer. Cengiz und Andre haben gerade über mein komisches Verhalten diskutiert. Ich bin Andre dankbar, dass er es Cengiz nicht gesagt hat. Das letzte, was ich gebrauchen kann, ist ein Cengiz, der sich über meine Gefühle lustig macht.

Dass Andre mich als schwul bezeichnet hat, und es sogar ernst gemeint hat, kann ich immer noch nicht glauben. Wie zur Hölle kommt er auf diese kranke Idee? Noch nie hab ich darüber nachgedacht, homosexuell zu sein geschweige denn einen Mann zu küssen. Ich hab ja nichts gegen Schwule, soll doch jeder lieben, den er will.

Aber Jan Meyer und schwul? Nie im leben.

Mir ist klar, dass ich nicht für immer sauer auf Andre sein kann. Er ist mein bester Freund, ich sehe ihn jeden Tag und wir haben einen Youtube Kanal zusammen. Da ist es bisschen schwer ihn nicht zu beachten. Aber warum sollte ich mich entschuldigen? Ich habe ja nichts getan. Okay, vielleicht habe ich ein bisschen überreagiert, aber ich erfinde wenigstens nicht irgendwelche Sachen und erzähle es ihn. Doch ich kann auch nicht darauf warten, dass er sich entschuldigt.

Verwirrt durch die ganzen Gedanken in meinen Kopf, gehe ich wieder in mein Zimmer. In der Ecke meines Zimmers entdecke ich den Brief, den ich an mich geschrieben hab. Den Brief, in den ich alle meine Sorgen geschrieben hab. Ich bücke mich und hebe ihn auf.

Nein Jan. Nicht lesen. Sonst wirst du nur wieder traurig. Schmeiß ihn weg. Verbrenne ihn.

Doch zu spät. Ich lese mir ihn durch und spüre, wie schwer mein Herz wird. So wie immer, wenn ich traurig bin. Darauf bildet sich ein Kloß in meinen Hals, der Tränen in meinen Augen auslöst. Die Tränen tropfen auf das Papier, die Schrift verschwimmt. Sie ist fast nicht mehr lesbar, nur noch einzelne Buchstaben.

Dann zerknülle ich das Papier, werfe es wieder in die Ecke, woher ich es hatte. Ich setze mich auf mein Bett und stütze mein tränenüberströmtes Gesicht in meine Hände. Und schon wieder mach ich mich selbst fertig.

Warum heulst du schon wieder rum, Jan? Rumheulen bringt nichts. Regina wirst du nie los und eine Freundin finden wirst du eh nicht.

Cengiz mag dich nicht mehr, weil du ihn angeschrien hast.

Andre ist traurig, weil du auch ihn angeschrien hast.

Gib es auf, dein Leben macht keinen Sinn mehr.

Moment, hab ich das gerade wirklich gedacht? Dass mein Leben kein Sinn mehr ergibt? Naja, recht hab ich ja. Es läuft grad alles scheiße. Ich hab wahrscheinlich meine besten Freunde verloren, werde von einer Frau provoziert und werde wahrscheinlich den Rest meines Lebens ohne einer Partnerin verbringen.

Gibt es noch irgendwas schönes im Leben?

Ja, Youtube. Die Community. Aber die mag dich doch bestimmt auch nicht. Neben Cengiz und Andre bist du gar nichts. Du bist nur der langweilige Cutter.

Meine innere Stimme hat recht. Ich bin nur der, der immer die Videos schneidet. Mehr nicht.

Ich will nicht mehr. Lieber beende ich jetzt dieses Leben, als hier von meiner Trauer gequält zu werden.

Ich stehe auf, öffne meine Tür, zieh mir Schuhe an, aber keine Jacke, denn zu frieren, ist das wenigste was mich kümmert. Ich will gerade die Türklinke runterdrücken, als ich einen Druck auf meiner rechten Schulter spüre.

Ich drehe mich um und sehe Andre mit einen verwunderten Blick. Er mustert mein Gesicht, dass bestimmt ganz feucht wegen den ganzen Tränen ist. Auch meine Augen müssten rot und angeschwollen sein.

,,Jan...was ist los? Wo willst du hin?'', fragt er mich mit einer besorgten Stimme.

,,Weg.''

,,Was meinst du mit "weg"?''

Ich antworte nicht.

Andre versucht mir immer in die Augen zu schauen, doch ich starre ins Leere.

,,Jan, wo willst du hin?''

Ich presse meine Lippen aufeinander, um die Tränen zu unterdrücken, die gerade in meine Augen steigen.

,,Bitte lass mich einfach gehen ok?'', sage ich mit erstickter Stimme und versuche die Hand, die Andre immer noch auf meiner Schulter gelegt hat, ab zu schütteln. Aber Andre krallt sich fest.

,,Man, irgendwas stimmt doch nicht mit dir. Deine Augen sind total rot und ich merk doch, dass du wieder kurz vorm Weinen bist. Sag doch was los ist!''

Obwohl ich ihn nicht in die Augen schaue, merke ich, wie verzweifelt Andre mich ansieht.

Stumm schüttele ich den Kopf und versuch mich wieder aus Andres Griff zu lösen. Vergeblich.

,,Lass mich los.''

,,Nein.''

,,Lass mich los!'', schreie ich ihn an.

Andre schluckt nervös und lockert langsam seinen Griff.

Jetzt sehe ich auch Cengiz, der mit einem beunruhigten Blick in der Küche steht.

,,Dsche, alles okay bei dir?''

Ja klar ist alles okay. Bin nur kurz davor mich umzubringen.

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Ich hab es geschafft ein Kapitel zu schreiben, yay ^^

Jan tut mir richtig leid in meiner Geschichte :(

Dieser Schulstress nervt richtig, ich würde so gerne weiter schreiben, aber nein, Physik hält mich gerade davon ab -.- 

Ich hoffe ihr seid zufrieden mit dem Kapitel :)

Traumathized (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt