~Prolog~

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-Vor einem Jahr-

Ich sitze auf meinem Bett in einem weißen und kahlen Raum. Er wirkt nicht sehr einladend, oder sonderlich schön auf einen. Meine Mutter läuft ungeduldig auf und ab. Ich habe bei 30 aufgehört zu zählen wie oft sie hin und her läuft in dem kleinen Zimmer.

Mein Vater schaut stumm aus dem Fenster. Ich klopfe ungeduldig mit den Füßen gegen das Bett und atme genervt aus. Warum genau war ich nochmal hier? Ach ja genau, wegen meinem Husten. Wegen Husten bin ich im Krankenhaus?!

Als ein Geräusch meine Aufmerksamkeit weckt, blicke ich auf und sehe wie meine Mutter aufgehört hat rumzulaufen und mein Vater seine Augen ebenfalls auf den Arzt richtet, der gerade das Zimmer betritt.

Gespannt blicken wir ihn alle an. Seine Miene verrät jedoch nichts auf meine Testergebnisse. Ich gehe im schlimmsten Fall mal von einer starken Asthma Erkrankung aus, das wäre zwar nicht toll, aber auch nicht wirklich schlimm.

"Ich würde sie bitten, sich alle kurz hinzusetzen zumindest sie Ms. und Mr. Scott." sagte der Arzt und blickt dabei zu mir. Da ist etwas in seinem Blick was ich entweder nicht deuten kann oder will. Er blickt mich noch kurz an bevor er mit reden fortfährt.

"Wie sie sich ja bereits denken können, ist das weit aus mehr als ein Gewöhnlicher Husten, und auch die Anzeichen wie das Kratzen in der Lunge das Röcheln und das schlechte Luft bekommen, sprechen für sich. Ich würde sie bitten noch einmal kurz tief Luft zu holen, denn das wird jetzt nicht leicht für sie sein. Im Vorfeld, wenn Fragen auftreten hier werden sie immer einen Ansprechpartner finden, der ihnen weiterhelfen kann." er soll endlich mit der Sprache rausrücken, das ist ja wie in diesen Talentshows wo sie es immer so extrem nervig spannend machen, wer in die nächste Runde kommt.

Bloß was jetzt kommt, hat weder mit einer Talentshow noch mit weiterkommen zu tun...

"Es tut mir wirklich leid ihnen mitteilen zu müssen, das ihre Tochter, also du Rose, an einem starken Lungenkrebs erkrankt ist....."

Ich blende die restlichen Worte aus. Ich höre nichts mehr und für diesen Moment fühle und sehe ich nichts mehr. Es ist als ob ich irgendwo gefangen bin und die Zeit stehen geblieben ist.

Ich fühle mich plötzlich so surreal, ich und Lungenkrebs, er macht schlechte Scherze. Ich kann niemals an Lungenkrebs erkrankt sein.

Ich blicke wieder auf und sehe in das verheulte Gesicht meiner Mutter. Plötzlich platzt meine eigenartige Schutzmauer und ein Wall an Emotionen erdrückt mich. Ich bekomme keine Luft mehr. Ich sehe nur noch verschwommen. Das ist kein Scherz, es ist die Wahrheit. Ich Rose Scott habe Lungenkrebs....

Mein zweiter Reflex ist nur noch hier raus zu wollen. Ich kann nicht anders als vor meinen Problemen wegzurennen. Denn so tue ich es immer und so werde ich es auch weiterhin tun. Denn das darf nicht meine Zukunft sein.

Ich springe von dem Bett auf und reise den Schlauch aus meiner Kanüle in meinem Handrücken. Ich sehe nichts mehr. Alles ist verschwommen und ich höre ganz leicht Stimmen die glaube ich meinen Namen rufen und noch etwas, aber ich bin nicht im Stande es zu hören. Ich reise die Tür auf und renne so gut es geht den Flur runter nach unten zum Eingang vorbei an Arzthelferinnen Patienten und Passanten die ich alle nur leicht wahrnehme.

Ich stehe in einem Krankenhauskleidchen auf der Straße und renne wie eine verrückte rum. Doch das ist mir egal, denn es wird eh niemand verstehen wie ich mich fühle. Das wird nie jemand tun.....


Lebe den MomentWo Geschichten leben. Entdecke jetzt