8 Jahre zuvor
Die Sonne blendet mich. Wieso tut sie das immer?
"Wann sind wir endlich da?", frage ich ungeduldig.
"Wir sind bald da, mein Schatz", antwortet meine Mutter und dreht sich zu mir um. Sie streicht mir eine meiner roten Strähnen hinters Ohr."Was heißt bald?"
"Ach, Rose, meine kleine Nervensäge. Wenn du noch kurz wartest, bekommst du von mir später ein Eis.", versucht mein Vater, der am Steuer sitzt, mich nun zu ködern.
"Wie viele Kugeln?", frage ich.
"So viel du willst, mein Grashüpfer"
Ich muss kichern. So nennt mein Vater mich immer, keine Ahnung wieso.
"Okay, abgemacht."Mein Vater hält mir die eine Hand hin, während er mit der anderen weiterhin das Lenkrad umklammert hält.
Entschlossen schüttele ich sie und er lächelt.Die restliche Fahrt denke ich darüber nach, wie viele Kugeln wohl in eine Tüte passen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit fährt mein Vater in eine große Einfahrt vor einem noch größeren Haus. Begeistert klatsche ich in die Hände. Endlich sind wir da. Unser neues Zuhause.
So schnell ich kann, springe ich aus dem Auto und renne zur Haustür.
"Ganz ruhig, mein Grashüpfer." Lächelnd kommt mein Vater auf mich zu. "Wollen wir mal schauen, wie es von innen aussieht?", fragt er mich.
"Jaaa!"
Lachend drückt er den Schlüssel ins Schloss und sperrt auf.Ich renne in das Haus, ich bleibe stehen und schaue mich um, ich renne weiter, die Treppe hinauf, die Treppe wieder hinunter.
Das Haus ist groß, es ist sehr groß, größer als unser altes.
Und wunderschön.Nachdem ich mich überall umgesehen habe, renne ich nach draußen, um mir den Garten anzusehen.
"Sei vorsichtig!", ruft mir meine Muttrr noch hinterher, doch das braucht sie nicht, ich bin immer vorsichtig.
Der Garten ist auch schön. Es gibt einen großen Baum auf den ich gerne klettern würde, doch ich traue mich nicht.
Überall sind Blumen im Gras. Wunderschöne Blumen.Ich pflücke welche und stecke sie mir in meine roten Haare.
Dann laufe ich im Kreis umher, immer und immer wieder. Wir hatten noch nie einen so großen Garten.Als mir schon ganz schwindlig ist, höre ich auf und bleibe stehen. Dann laufe ich wieder zum Haus.
Gerade als ich die Tür aufmachen will, spüre ich ein Tippen auf meiner Schulter.
Schnell drehe ich mich um.
Da steht ein Junge.Er ist größer als ich, hat braune Haare, die in alle Richtungen abstehen, braune Augen, die die Farbe von Schokolade haben und ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht.
Seine Kleidung ist ihm ein wenig zu groß.
Neugierig sehe ich ihn an und er sieht mich an.Keiner sagt etwas.
Mir fällt auf, dass er eine Kette um seine Hals trägt.
Schließlich fragt er: "Wie heißt du?"
Seine Stimme ist angenehm, nicht zu laut, nicht zu leise, sondern genau richtig."Rose und du?"
"Ich bin Josh. Woher kommst du? Ich hab dich hier noch nie gesehen.""Ich bin gerade hergekommen. Ich wohne jetzt hier." Ich zeige auf das Haus hinter mir. Mein Haus.
"Ich wohne hier." Er zeigt mit seinem Finger auf das Haus hinter sich. Sein Haus.
Nachdem ich nichts sage, sondern ihn nur anstarre fragt er schließlich: "Möchtest du mit mir spielen?"Ich weiß es nicht.
Was soll ich sagen? Ich möchte mit ihm spielen, aber ich weiß nicht, ob ich das darf.
Doch dann sehe ich das Funkeln in seinen braunen Augen und sage: "Ja. Was denn?""Komm mit." Ohne nachzudenken nimmt er meine rechte Hand und führt mich weg von meinem neuen Haus.
Wir gehen zu seinem Haus, doch nicht hinein, sondern in den Garten. Er ist groß und es gibt auch einen Baum, aber keine Blumen.Doch mitten im Garten ist ein Baumhaus. Ich staune.
Josh geht zu der Leiter und klettert hinauf.
Als er oben ist, winkt er mich zu sich.
Ich war noch nie auf einem Baumhaus.
So schnell ich kann klettere ich die Leiter hinauf und oben wartet Josh auf mich.Er lächelt. Dann setzt er sich auf den Boden des Baumhauses und lässt die Füße über den Rand baumeln. Ich mache das auch.
Eine Weile sitzen wir da.Dann sagt Josh: "Du hast tolle Haare. Die Farbe ist schön."
Ich lächle ihn an. "Danke."Plötzlich lehnt sich Josh näher an mich heran und nimmt eine Strähne in die Hand.
Die ganze Zeit lächelt er.
Dann lässt er meine Haare los und sieht in Richtung Himmel. Ich auch.Er ist blau mit weißen Wolken.
So sitzen wir da. Sehr lange. Mit Blick auf den Himmel. Wir reden nicht, wir spielen auch nicht. Wir sehen nur auf die riesige blaue Fläche, die sich über unseren Köpfen erstreckt. Und das ist vollkommen genug.
Unsere Hände liegen nahe nebeneinamder und dann lege ich einfach meine auf seine, ohne vorher groß darüber nachzudenken.
"Rose!" Die Stimme meiner Muttecr reißt mich aus meinem Ruhezustand. Ih fühle mich, als hätte ich gerade geschlafen und wunderbar geträumt.
"Ich bin hier!", rufe ich und nach kurzer Zeit tauchen sie und mein Vater in dem Garten auf.Josh sieht mich an.
"Komm, Rose. Es ist spät. Wir gehen jetzt zu unserem Haus", sagt mein Vater"Okay." Langsam stehe ich auf und Josh auch.
Als ich die Leiter hinunterklettern will, hält er mich fest. Dann umarmt er mich. Ich umarme ihn auch."Ich hoffe, dass wir uns bald wiedersehen, Rose", flüstert er mir ins Ohr.
"Ich auch", flüstere ich zurück.
Er sieht mir in die Augen und lächelt mich an. Ich lächle zurück.
Das war er. Einer der schönsten Tage meines Lebens.
Der Tag, an dem ich Josh kennenlernte, den Jungen von gegenüber.
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Alone Together
Novela JuvenilHey, ich bin Rose und was soll ich sagen, mein Leben ist, um es nett auszudrücken, scheiße. Es gibt da diesen Jungen. Ja, ich weiß, klingt nicht besonders. Aber ganz so einfach, wie du jetzt vielleicht glaubst, ist meine Geschichte dann doch wieder...