Mein Wecker klingelt und holt mich ungewollt aus meiner Traumwelt.
Ich schalte ihn aus, genieße für einen kurzen Moment die Wärme, unter meiner Bettdecke. Mit leicht angezogenen Beinen drehe ich mich von einer, auf die andere Seite...
Bis mir schlagartig bewusst wird, was mir heute noch bevorsteht.Heute ist der große Tag.
Mein erster Arbeitstag bei Officers, dem besten Verlag in ganz Seattle. Das Praktikum was ich ohne die Hilfe von Lucy, nie bekommen hätte.
Dass es auch noch gut bezahlt wird, ist einfach nur großartig. So habe ich nicht nur die Möglichkeit meine Eltern finanziell zu entlasten, sondern auch das Gefühl etwas selber zu schaffen, etwas zu leisten.Deshalb muss ich mir besondere Mühe geben einen perfekten ersten Eindruck zu hinterlassen.
Lucy Donnan ist meine Mitbewohnerin, sie hat genau wie ich vor drei Monaten, hier am Community College in Tacoma angefangen.
Sie ist achtzehn, genauso alt wie ich. Sie hat lange blonde Haare und blaue Augen, außerdem eine sportliche Figur und viel Selbstbewusstsein.
Ihre Eltern sollen stinkreich sein. Sie selbst hat es noch nie erwähnt und lässt es auch nicht raushängen.
Durch ihren Vater habe ich das Praktikum bekommen. Er fragte mich was ich studiere.... Als ich antwortete Literatur hat er breit grinsend Lucy angesehen. Zwei Tage später bekam ich einen Anruf von Officers, dass sie gerne meine Bewerbungsunterlagen einsehen würden.Irgendwelche Schwierigkeiten, an das beste College des Landes zu kommen, hätte sie garantiert nicht gehabt. Um so mehr freue ich mich das sie sich für dieses entschieden hat und mittlerweile zu meinen engsten Freunden gehört.
Wenn man sich erst einmal von so einer Kleinstadt, wie Corona, der Ort in dem ich in Californien aufgewachsen bin abkapselt, merkt man wer die wahren Freunde sind. Ich möchte nicht sagen das ich beliebt war. Aber über zu wenig Freunde konnte ich mich auch nicht beschweren.
Übrig geblieben ist nur Lynn. Sie kenne ich schon mein ganzes Leben. Mit drei Jahren ist sie neben uns eingezogen. Sie verbrachte mehr Zeit ihres Lebens, in unserem Haus, als in dem Ihrem eigenen. Wir schreiben uns noch ab und an, manchmal telefonieren wir auch.
Lucy erinnert mich irgendwie ein bisschen an Sie.Jetzt sollte ich mich aber beeilen! In einer halben Stunde muss ich in meinen Chevrolet sitzen und Richtung Seattle fahren. Gott bin ich nervös!
Schade das Lucy schon unterwegs ist. Alleine wird mir meine Aufregung noch viel extremer bewusst. Sie hätte mich garantiert etwas ablenken können.
Ich schnappe mir noch schnell meinen Kosmetikbeutel aus meinem Schrank, um mich auf den Weg zu den Duschkabinen zu machen. Gerade bin ich dabei die Türe unseres Zimmers abzuschließen, als mich jemand von hinten anrempelt..."Sorry Hailey, war keine Absicht! Alles klar bei dir?" entschuldigt sich Collin, einer dieser typischen Surfertypen aus meinem Literaturkurs. Er hat blonde Haare bis zu den Schultern und grüne Augen.
Lucy stand von der ersten Sekunde auf ihn. Sie sagt es zwar nicht, aber ich bin mir da sehr sicher. Sie wirkt nervös und für sie recht untypisch unbeholfen in seiner Gegenwart."Nichts passiert, aber vielleicht solltest du beim Gehen öfter mal die Augen auf machen!" scherze ich und nehme ihn zur Begrüßung in die Arme.
"Und schon aufgeregt? Lucy hat mir erzählt das du heute deinen ersten Arbeitstag hast.Sie sagte irgendwas von, hoffentlich versaut sie es nicht! ""Ja ja, mach dich nur lustig über mich. Wenn ich später beim besten Verlag des Landes angestellt bin , denke ich an dich! Ich muss los, melde mich später bei euch."
Collin winkt mir und zeigt theatralisch auf seinen Daumen, den er so fest drückt das kein Blut mehr durchfließt. Dann zieht er mit seinen Jungs im Schlepptau weiter. Sean und Dean hängen quasi vierundzwanzig Stunden des Tages mit Collin rum. Wahrscheinlich hätte ich an Lucys Stelle auch keine Lust ihm zu sagen was ich empfinde, wenn er nie alleine ist.Er ist in Ordnung. Lucy und ich haben viele schöne Abende mit ihm und seinen Freunden im Dinos gehabt.Das ist eine Bar in der man Billard spielen, Wasserpfeife rauchen und in dem selbst minderjährige Bier bekommen, ohne nach dem Ausweis gefragt zu werden.
Ich trinke höchstens mal einen Sekt. Sobald ich merke das mir schummerig wird höre ich auf. Zu oft habe ich Mädels gesehen die nicht wussten, wann sie genug hatten und ich möchte nicht in die gleiche Situation geraten, wie sie.
Im Bad angekommen gehe ich erstmal duschen. Die Wasserstrahlen auf der Haut helfen mir ein wenig runter zu fahren. Gerne würde ich es noch fünf Minuten länger genießen, aber wenn ich eins hasse, dann ist es Zeitdruck. Nachdem ich mich komplett eingeseift und rasiert habe mache ich nach dem Haare waschen noch eine Kur rein. Ganz kurz lasse ich sie einwirken und spüle sie anschließend gründlich aus.
Ein Schauder durchfährt mich als ich aus der Dusche steige. Warum müssen die die Heizungen auch immer so niedrig haben...
Noch nervöser als vorher nehme ich meinen Schminkbeutel und gebe mein Bestes.Nach dem dritten misslungenem Versuch mir einen Lidstrich zu ziehen, gebe ich es auf und benutze nur Wimperntusche. Die blauen Augen die meine Mutter mir vermacht hat, sind beinahe zu groß für mein Gesicht.
Meine braunen langen Haare, die normalerweise glatt sind, habe ich mit einem Lockenstab bearbeitet, einen Teil davon stecke ich hinten zusammen. Die Kur war vielleicht nicht die Beste Idee, durch sie halten die Locken nicht so gut wie normalerweise.
Jetzt noch meine schwarzweiß gestreifte Bluse, den dunkelblauen Faltenrock und die schwarzen Pumps.
Im Auto schalte ich mein Lieblingslied so laut, das ich fast vergesse wo ich gerade hin fahre und anfange mich zu entspannen.
Gedankenverloren summe ich vor mich hin.Die Fahrt läuft außer den zwei ungewollten Pausen recht gut. Die erste war wegen eines Unfalls auf dem Highway war und die zweite ist meiner Nervosität zuzuschreiben.
Selten musste ich so dringend zur Toilette. Normalerweise meide ich den Kontakt mit öffentlichen Toiletten, aber es ging nicht anders.
Habe eine gute Technik gefunden so wenig wie möglich zu berühren.In Seattle angekommen finde ich zu meiner Überraschung auf Anhieb einen Parkplatz.
Zugegebener Maßen ist es bei so einem riesigen Parkplatz eher bewundernswert, wenn man keinen findet, aber damit hatte ich nicht gerechnet.
Viele Autos stehen hier, der Großteil davon gehören zur gehobenen Klasse. Mein Chevrolet geht da echt unter.
So, jetzt noch einmal tief durchatmen und los geht es. Ich schnappe mir meine Handtasche und marschiere auf die Eingangstüre zu.WOW .....
Das Gebäude ist einfach...
riesig.... luxuriös.... glasig und irgendwie erschreckend.
Es hat die Form eines Segels und besteht auf der einen Seite komplett aus Glas. Ohne weiter zu überlegen gehe ich durch die silberne Tür die sich automatisch öffnet.
Ich blicke mich im Eingangsbereich um. Der Boden ist aus Marmor, Licht strömt durch alle Seiten hier herein. Im Hintergrund läuft Musik und ich sehe, dass ich durch ein Drehkreuz muss um zu den Aufzügen zu gelangen.
Ein südlich aussehender Sicherheitsmann im Anzug kommt auf mich zu:
"Guten Tag, kann ich ihnen helfen, Miss, " fragt der Herr mit einem Lächeln im Gesicht.
" Hallo mein Name ist Cold und ich möchte gern zu Mr.Giel, heute ist mein erster Arbeitstag hier!"" Das Büro von Mr.Giel befindet sich im 11. Stock. Ihre Karte bekommen sie vorne an unserer Rezeption, mit dieser können sie unser Drehkreuz passieren, sowie auch die Aufzüge und die Cafeteria betreten.
Zeigen Sie Miss Bless einfach ihren Ausweis."
Er zeigt auf eine ältere Frau mit grauen Haaren, die am Empfangs Tresen sitzt und gerade etwas in ihren Computer eintippt.
Sie steht auf und bittet mich ihr zu folgen.
In einem Nebenraum ist ein weißes Tuch an einer der Wände befestigt und davor steht ein Stuhl.
Ich ahne böses.
"Miss Cold, setzen sie sich bitte auf den Stuhl, ich werde sie dreimal fotografieren und sie können sich das schönste Foto aussuchen."
Innerlich fange ich an zu lachen. Ich möchte noch nicht mal sagen das ich hässlich bin, aber fotogen bin ich definitiv nicht. Meistens sehe ich auf Bildern aus als hätte ich etwas getrunken oder müsste dringend zur Toilette.
Nach den angekündigten drei Versuchen entscheide ich mich für das Bild auf dem ich nicht lache.
Es geht so gerade eben noch als akzeptabel durch.Stolz stehe ich vor einem Spiegel im Aufzug und schaue mir meinen Mitarbeiter Ausweis genau an.
Auf der linken Seite ist mein Foto, und auf der rechten steht:
Miss Cold: Lektorin
Officers.
Das klingt richtig gut,
freue ich mich und stecke den Ausweis in meine Handtasche.
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EndlessMess
RomanceHallo ihr Lieben! Es freut mich sehr das ihr mal rein lest. Nach vielen Büchern die ich gelesen habe fand ich, dass es an der Zeit ist einen eigenen Charakter zu erschaffen der Frauen dazu bringt, sich in ihn zu verlieben. Also.... Platz da Christi...