EndlessMess

#3

Glücklich aber kaputt vom langen Tag schließe ich unser Wohnheimzimmer auf. Lucy fällt mir direkt um den Hals und quetscht mich natürlich komplett aus.
" Erzähl, wie war es? Was durftest du machen,in welcher Abteilung bist du? Waren alle nett zu dir?" drängelt Sie.
Viele Fragen auf einmal,aber typisch Lucy.
"Ich musste Absagen schreiben, war ok, aber nichts spannendes. Mein Büro habe ich zusammen mit Julja und Thomsen, die zwei sind total in Ordnung,sie haben mich herzlich in die Arme genommen und mir sogar ein kleines Willkommensgeschenk gegeben. Alles in allem war es ein guter erster Arbeitstag." antworte ich.
Bis mir wieder die Tasse, die Hitze und dieser Blick einfällt.
"Achja und ich habe meine Kaffeetasse fallen lassen als der best aussehenste Mann den ich je gesehen habe den Raum betrat." gestehe ich.
"Warte,was?Welcher Mann, wie heißt er?"
"Clark, seinen Vornamen weiß ich nicht und werde ihn nach Juljas Kommentar wohl auch nicht so schnell erfahren."

"Hast du mit ihm gesprochen? Wie sah er denn aus und was für ein Kommentar bitte? Mach es nicht so spannend Hailey."
"Er hat mich nur angesehen,geredet haben wir nicht. Julja sagt das er eigentlich niemandem Beachtung schenkt."
"Aber er hat dich angesehen."wirft Lucy ein.
"Wahrscheinlich hat er sich nur gedacht was für ein Tollpatsch ist sie denn? Ist auch egal.Er spielt nicht in meiner Liga.Er ist groß, hat schwarzes volles Haar, wunderschöne graueAugen und tolle Lippen.Außerdem ist er fotogen wie ein verdammtes Model." gestehe ich.
Irgendwie macht es mich sauer, so über ihn zu denken wenn er es nicht mal für nötig hält zu grüßen oder jemanden überhaupt wahr zu nehmen.

"Auf jeden Fall wirst du ihm in Zukunft wahrscheinlich häufiger über den Weg laufen, vielleicht bahnt sich da ja was an..." interpretiert Lucy.

"Worauf du dich definitiv nicht verlassen solltest. Hast du schon was für heute Abend geplant?Ich bin am verhungern. Vielleicht bestellen wir irgendwo Pizza?"schlage ich vor.

"Gute Idee, geh du ruhig duschen, ich bestelle was zu mampfen und leg die DVD ein. Wir machen uns einen gemütlichen Abend heute." verkündet Lucy freudestrahlend.

Als ich etwas erholter aus der Dusche zurück komme, ist die Pizza schon da und Lucy liegt gemütlich auf meinem Bett. War ja klar das wir wieder mein Bett voll krümeln.
"Ach ja, hätte ich fast vergessen, Collin hat mich heute geküsst!" sagt Lucy ganz nebenbei als wäre es für sie völlig unwichtig.
Ihr Ex Freund hat sie richtig mies behandelt, deshalb wollte sie vorerst das Single Leben genießen.
"Mach das was du für richtig hältst, solange es dir dabei gut geht." antworte ich mit dem Wissen das für sie das Gespräch hier beendet ist.
Ehrlich gesagt wundert es mich das sie es überhaupt erzählt hat.

Sie schiebt die Tribute von Panem ein und noch bevor die ersten Hungerspiele beginnen, falle ich mit vollem Bauch und den Gedanken an mysteriöse graue Augen in den Schlaf.

Als ich die Augen aufmache steht auf meiner kleinen Kommode, die vollgestellt ist mit meinem Lieblings Büchern, ein Becher Kaffee. Ich nehme gerade den ersten Schluck als die Tür auf geht. "Guten Morgen, na, auch endlich ausgeschlafen? Wann hast du heute deinen ersten Kurs? " fragt Lucy.

"Um neun Uhr habe ich Literatur. Wie viel Uhr ist es denn?Und warum bist du schon so voller Energie, hab ich was verpasst?" frage ich und reibe mir dabei den Schlaf aus den Augen.

"Ich konnte nicht mehr schlafen und bin dann zu Brunos gegangen und hab da gefrühstückt. Wir haben schon acht Uhr, du hast wohl vergessen dir deinen Wecker zu stellen."
bemerkt Lucy.

"Oh, nein schon acht?" schnell steh ich auf schnapp mir meinen Kulturbeutel und mache mich auf den Weg zum Waschraum. Ich putze mir die Zähne und wasche mein Gesicht. Danach lege ich ein bisschen Wimperntusche auf und ärger mich innerlich das ich nicht eher wach geworden bin.
Ab zu den Hörsälen.

Collin lehnt gemütlich an der Wand vor dem Kursraum für Literatur und wartet auf mich. Ich bin schon heilfroh das ich es mittlerweile schaffe mich hier nicht mehr zu verirren. In der ersten Woche war er so nett und hat mich beinahe zu jeden Kurs begleitet damit ich mich schnell zurecht finde.

"Guten Morgen Hailey! Erzähl, wie war dein erster Tag bei Officers gestern?" fragt er neugierig und drückt mich zur Begrüßung. "Es war super , die Leute sind toll und ich habe direkt meinen eigenen Schreibtisch bekommen!" verkünde ich freudestrahlend.

Wir gehen in den Hörsaal und setzen uns wie gewohnt in die vorderste Reihe. Mr. Vancover erzählt davon wie wichtig es ist das wir uns mit dem aktuellen Buch, Romeo und Julja von Shakespeare vernünftig auseinander setzen. Er wird unsere Unterlagen mit der Zusammenfassungen und der persönlichen Meinung benoten. Welch ein Glück das ich es schon dreimal gelesen habe. Außerdem verkündet er uns das wir nächste Woche wichtigen Besuch erwarten, der unter anderem sehr hohen Einfluss auf unsere bevorstehende Zukunft haben könnte. Der Rest des Unterrichts verläuft wie im Flug, Literatur ist mein absolutes Lieblingsfach.

Nach dem Unterricht trinke ich noch mit Collin einen Kaffee bei Brunos und er erzählt mir ausführlich über das letzte Treffen mit Lucy, wobei ich mir natürlich nicht anmerken lasse das ich von dem Kuss bereits Bescheid weiß. So wie ich ihn einschätze wird er ihr definitiv nicht so weh tun wie Lucys Ex Freund.

"Wir wollen heute zusammen etwas kochen, bei uns im Verbindungshaus, hast du auch lust zu kommen?" fragt Collin mich. "Ist ganz lieb das du fragst aber nein danke, macht ihr zwei mal, ich muss jetzt los, ich habe als nächstes Englisch." verabschiede ich mich von ihm.

Auf dem Weg zum Englisch Kurs überlege ich was ich heute Nachmittag machen soll. Eigentlich bräuchte ich mal wieder ein paar neue Klamotten. So hätte ich auf jeden Fall mehr Auswahl, gerade was die Kleidung für meinen Job bei Officers angeht, ich wüsste nicht mal was ich anziehen soll wenn ich mit Julja und Thomsen was trinken gehen würde. Da war doch dieses riesige Einkaufszentrum in Seattle? Da Lucy schon von Collin beschlagnahmt wird entscheide ich mich Lucy zu fragen ob sie mitkommt zum shoppen.

Nach dem Englischkurs der ziemlich ermüdent war, greife ich zu meinen Handy und rufe in der Abteilung von Mr. Giel an. " Officers, Mr. Giels Büro, sie sprechen mit Miss Reforth was kann ich für sie tun." meldet sich eine unbekannte Stimme am anderen Ende. "Ähm, hi hier ist Miss Cold könnten sie mich mit Julja, äh... ich weiß ihren Nachnamen leider nicht, verbinden? Ich arbeite auch in Mr. Giels Abteilung, seit gestern." sage ich kleinlaut. "Ich verbinde sie mit Miss Julja Cloud, sollte das Gespräch nicht durchkommen, hat sie die Endziffern 449."antwortet Miss Reforth wie selbstverständlich.

Nach ein paar mal klingeln höre ich Julja am anderen Ende der Leitung:" Hailey hast du es keinen Tag ohne uns ausgehalten? " ich höre wie sie lächelt. "Hi, eigentlich geht es mir genau um dich, was machst du heute nach Feierabend? Hast du Lust mit mir ins Einkaufszentrum zum shoppen zu gehen? Meine Garderobe müsste aufgefrischt werden."

"Klar, ich habe um fünf Uhr Schluss, am Besten kommst du mich einfach abholen, manchmal komme ich nicht ganz pünktlich raus."

"Klar, ich komme einfach hoch, bin dann um fünf da, bis später!" beende ich das Gespräch und kann mir meine Vorfreude kaum verkneifen.

Wie lange war ich schon nicht mehr einkaufen? Das letzte Mal war ich mit meiner Mom in Altura, kurz nach dem ich die Zusage für das College bekommen habe.
Als ich gerade an diesen Tag denke, fällt mir ein das es höchste Zeit ist sie anzurufen. Bisher hat sie sich gut an unsere Vereinbarung gehalten das ich mich bei ihr melde.
Aber wahrscheinlich sollte ich es auch nicht drauf ankommen lassen, sonst steht sie irgendwann einfach auf der Matte.

Heute Abend rufe ich sie an, aber jetzt gehe ich erstmal zur Mensa, ich bin kurz vorm verhungern.
Lucy sitzt mit ein paar Mädels an einem der Tische und winkt mich zu sich rüber.
Nach zwei Portionen Lasagne bin ich mehr als satt.Sie ist zwar nicht so gut wie die von meiner Mom,aber man kann sie essen.
Ich erzähle Lucy das ich mich heute mit Julja treffe und mache mich dann auf den Weg zum Campus Parkplatz.