Elf

30 7 0
                                    

Cole's POV

... Liz, sie sitzt auf ihrem Bett. Sie weint stark, eine Rasierklinge in der Hand, ihr Arm blutet schon leicht und gerade will sie erneut an ihrem Arm ansetzten. Mein Mund bleibt mir offen stehen, was zur Hölle geht hier ab?!

"Liz..." Sage ich ruhig ihren Namen und gehe auf sie zu. "Leg sie weg!"

Sie dreht ihren Kopf zur Seite und schaut mich erschrocken an. Erst jetzt sehe ich ihre rot glühende Wange, er hat sie geschlagen. Er hat sie wirklich angefasst! Dieser Bastard.

"Cole ... Was machst .. du hier?" Fragt sie schluchzend und versucht sich zu beruhigen.

"Ich wollte deine Jacke bringen und ja ..." Auf einmal ringt sie auffällig stark nach Luft und weint noch mehr als vorher.

"Cole, i-ich bekomme k-k-ke-keine Luft." Die letzten Worte flüstert sie nur noch gequält. Scheiße. Was soll ich machen?! Sie hat einen Nervenzusammenbruch wie es aussieht. Okay Cole, bleib jetzt ganz ruhig ... Wir brauchen nicht noch einen mit einen Nervenzusammenbruch.

Ich gehe zu dir und setzte mich neben sie. Ich Schlinge einen Arm um sie und ziehe sie auf meinen Schoß. "Liz, du musst dich beruhigen okay?" Ich streichle nebenbei ihren Kopf und sie drückt ihr Gesicht immer weiter an meine Brust. "Hör auf zu weinen und Versuch regelmäßig zu atmen." Ich merke das sie sich bemüht das zu tun was ich ihr sage. Nach einer Zeit gelingt es ihr auch und sie hat sich einigermaßen beruhigt. Wir bleiben noch einige Zeit so sitzen, ich möchte sie nicht überfordern. Mein Stoff vom Hemd klebt von den vielen Tränen an meiner Brust auch ein wenig Blut ist zusehen durch ihren Arm, aber das ist mir gerade wirklich egal. Ich habe das Gefühl sie braucht mich gerade.

"Liz?"

"Ja Cole?" erwidert sie verweint.

"Was ist passiert? Und ich habe gehört wie dein Vater gebrüllt hat und jetzt finde ich dich hier so vor." So besorgt habe ich meine Stimme noch nie gehört. Aber genau das war ich ja. Besorgt.

"Kati war vorhin kurz hier ... Keine Ahnung wie sie hier reingekommen ist, aber sie war auf einmal da. Sie hat mir eine Backpfeife gegeben und hat mich beleidigt ... Papa ist daraufhin ausgerastet und hat sie durch den Hintereingang rausgeschmissen. Und jetzt ist er los in irgendeine Kneipe um runterzukommen..." Erklärt sie mir. Kati. Ich mochte sie noch nie. Aber ich bin froh das sie es war ... Und nicht ihr Richard.

"Okay..." Ich greife nach ihren Handgelenken und halte ihre Arme etwas hoch. "Und was soll das?" Wieso verletzt sie sich so sehr selbst? Es könnte irgendwann etwas ernsthaftes passieren.

"Es hilft mir den ganzen Schmerz zu vergessen." Ihre Worte erschrecken mich.

"Welchen Schmerz?" Cole, du bist einfach so neugierig.. Aber ich will es wissen.

"Hauptsächlich der durch den Tod meines Bruders..." Sie macht eine Pause und fängt wieder an zu weinen. Ich drücke sie an mich. Sie ist nicht mehr so krass dünn wie vor ein paar Wochen, aber 10 Kilo mehr wären sicherlich viel gesünder. Sie wirkt so zerbrechlich während sie erzählt ... "Aber auch das alles in der Schule lässt mich nicht so kalt wie ich tue. Weißt du ... Ryan, Kati und Lea lassen einfach nicht locker. Ryan hat mich letztens erst wieder auf dem Weg zur Toilette verfolgt und mich befummelt, er ist der meinte irgendwie 'Außer zum vögeln bist du eh für nichts zu gebrauchen du Hure.'." Wut steigt in mir. Aber ich unterbreche sie nicht. "Warum denken alle es ist meine Schuld? Ich meine Ja, er musste mich abholen ... Aber ich habe doch nichts getan! Zumindest erinnere ich mich an nichts!" jetzt weint sie richtig los. Ihr Vater lügt. Ihr ist überhaupt nichts egal! "Cole er war mein Ein & Alles!"

Minuten vergehen in denen ich einfach nichts sage, aber irgendwann geht es nicht anders. "Dein Vater sagt es ist deine Schuld. Er hat Kati und den anderen gesagt du hast absichtlich in Lio's Lenkrad gegriffen, weil du ihn gehasst hast und wolltest das er stirbt."

"WAS?!" Sie springt auf, sieht aus als würde sie gleich komplett das Gleichgewicht verlieren und starrt mich mit ihrem verweinten und entsetzten Gesicht an. "Das hat er wirklich gesagt?"

Ich nicke nur ... Sie tut mir grad schrecklich leid.

Dann passiert es wirklich, sie kippt um. Ich konnte nicht rechtzeitig reagieren und sie fällt ziemlich unsanft zu Boden. Sofort springe ich zu ihr. "Liz?" ... Keine Antwort. "LIZ!" .... "Verdammt Liz?!" Fuck man. Ich hebe ihren zierlichen Körper hoch und lege sie auf ihr Bett. Sie wiegt locker nur noch 46 Kilo. Total aufgewühlt gehe ich ihr Zimmer auf und ab. Was soll ich denn jetzt machen?

Ich beschließe mich auf das Bett zu setzen und zu warten ob sie bald wach wird, wenn nicht rufe ich einen Krankenwagen.

Nach 10 Minuten öffnet sie endlich ihre Augen und will sich sofort hinsetzen.

"Bleib liegen Liz." Drücke ich sie wieder zurück.

"Danke Cole ..." Sie lächelt mich schwach an.

"Schlaf jetzt." Ich will gerade aus dem Zimmer gehen, da ertönt ihre wunderschöne, traurige Stimme.

"Kannst du bitte hier bleiben bis ich schlafe? Sonst bin ich allein ..."

Scheiße, ich dachte so etwas gibt es nur in Filmen. "Klar." Ich gehe zum Bett, ziehe meinen Schuhen aus und lege mich neben sie.

"Danke, du weißt garnicht wie viel mir das alles bedeutet." Und dann legt sie ihren Kopf auf meine Brust und schläft ein. Sie scheint ziemlich erschöpft gewesen zu sein.

Da liegt sie jetzt. Sie ist echt wunderschön. Wieder kribbelt es in meinem Bauch. Ich nahm ihren Arm und betrachte ihn. Beide Arme zierten schon ingesamt 15 Narben. Ich werde herausfinden was mit ihr passiert ist. Es kann nicht nur der Tod ihres Bruders sein und das Mobbing. Es steckt mehr dahinter.

Auf ihrem Nachtschrank liegt ein Verband. Ich nehme ihn und wickle ihn ihr vorsichtig um ihren verletzten Arm, dann lege ich mich wieder vernünftig hin.

Durch den Knall einer Tür werde ich wach. Schwere Schritte kommen die Treppe und ich beschließe nach Hause zu gehen. Gerade als ich aus der Zimmertür von Liz gehe steht ihr Vater vor mir. Betrunken.

"Was machst du bitte hier?!" Sagt er sauer, jap er denkt wir hätten es miteinander getrieben.

"Als ich ihr ihre Jacke hochbringen wollte, habe ich sie mit einem Nervenzusammenbruch vorgefunden und sie wollte das ich bleibe. Aber jetzt bist du ja da. Gute Nacht." Verabschiede ich mich.

Ich schaue auf mein Handy.

03:47 Uhr.

Was für eine krasse Nacht ....

IndebtedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt