Kapitel 4

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Langsam drückte ich die kalte Türklinke hinunter und öffnete sodann die Tür zu meinem Zimmer. Das erste was mir auffiel, war der große Koffer, mitten im Raum. Das war's dann wohl. Ich musste in die Klinik.

Ich trat rein und setzte mich auf das große Bett, dass ich hier wahrscheinlich am meisten vermissen würde. Wie oft hatte ich hier schon Alpträume und hatte tausende von Tränen vergossen? Eindeutig viel zu viele.

Für einen kurzen Moment überlegte ich, ob das alles war was ich vermissen würde. Tatsächlich hatte ich nichts und niemand, den ich vermissen würde außer das Bett.
Vielleicht sollte ich doch nicht allzu traurig sein hier weg zu gehen, schließlich fühlte ich mich hier nicht wohl. An den Wänden hingen nichts, überall war es nur weiß, ein Schrank und ein Bett, mehr war hier nicht. Es gab mir nicht das Gefühl, dass es mein Zimmer war, es war eher wie in einem Krankenhaus. Früher war mein Zimmer voller Fotos an den Wänden und alles war in verschiedenen pinktönen. Ich liebte mein Zimmer.

"Ich hab für dich schon alles eingepackt" erschrocken drehte ich mich zu der Stimme und beruhigte mich im nächsten Moment, als ich meine Tante sah. Mit einer Tasse Kaffee stand sie angelehnt an der Wand und betrachtete mich. Jedesmal, wenn ich in ihre blauen Augen sah, erinnerte ich mich an die meiner Mutter. Sie hatten exakt die selben Augenfarben und auch die Augenform waren die selben.

"Morgen früh wirst du hin gefahren" sprach sie weiter. Ihre Stimme klang gelangweilt oder lag es daran, dass sie müde war?
Ich nahm mir ein Haargummi und band meine langen Haare zusammen, da ich es hasste, mit offenen Haaren zu schlafen.
"Wo warst du heute Almina?"
Bemerkte sie etwa nicht, dass ich keine Lust hatte mich mit ihr zu unterhalten? Ich schob die Decke zur Seite und legte mich erschöpft hin. Ich fühlte mich total müde, obwohl ich heute nicht viel gemacht hatte.

"Ich will schlafen" gab ich kurz und knapp, damit sie endlich mein Zimmer verlassen sollte. Ich deckte mich zu, machte das Licht aus und schloss meine Augen.

Als ich wieder meine Augen öffnete, war es 7:10 Uhr. Ich wusste nicht, ob ich dies wirklich wagen sollte, mich auf ein gefährliches Spiel ein zulassen.

Ich hüpfte aus dem Bett und zog mich direkt um. Jeder musste noch am schlafen sein, sodass ich nun bereit war dieses Haus für immer zu verlassen.
Kurz überlegte ich ob ich das Koffer wirklich hier lassen sollte, da es ziemlich groß war und ich nichts mit schleppen wollte.

Letztendlich ließ ich es doch im Zimmer stehen und nahm nur eine kleine Tasche mit den wichtigsten Sachen.

Ich versuchte die Treppen so leise wie möglich hinunter zu laufen, damit keiner aufwachen sollte. 5 Stufen hatte ich hinter mir, doch bei der nächsten Stufe, knipste jemand die Lampe an. Mein Herz, sowie mein Atem blieben stehen. Ich fühlte mich ertappt und wollte die letzten Stufen herunter rennen, blieb jedoch auf der Stelle stehen.

"Almina!" Hörte ich die tiefe Stimme meines Onkels und bekam fürchterliche Angst. Vielleicht war das doch nicht so eine gute Idee abzuhauen.
Es müssten noch ungefähr 10 Schritte zur Tür sein. So knapp.

Langsam drehte ich mein Kopf nach hinten und sah direkt in die wutgeladenen Augen meines Onkels. Mit schnellen Schritten lief er zu mir, packte mich am Arm und zerrte mich runter ins Wohnzimmer. Er schmiss mich schon fast auf das Sofa, weshalb ich vor Schmerz stöhnte.

"Wohin wolltest du?" Ich veruschte meine Tränen unter Kontrolle zu halten. Ich wollte nicht wieder schwach vor ihm werden. Seine Augenbrauen waren wie immer streng zusammen gezogen und seine Kiefer angespannt.

"I-ich wollte spazieren" sagte ich mit einer zitternden Stimme. Seine Blicke verrieten mir aber, dass er mir das nicht glaubte. "Du wolltest abhauen!" Schrie er mich an. Ich zuckte kurz zusammen und stand anschließen auf. "Ja verdammt ich wollte abhauen!"

Das Leuchten Der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt