Gesucht

1K 58 0
                                    

Die Sonne ist aufgegangen und Alice und ich laufen langsam über das mit Gras bewachsene Flussbett. "Hast du Angst?" fragt sie mich nach einer Weile. "Nein." erwidere ich, rupfe im Vorbeigehen eine Blume aus und zupfe die Blätter ab. "Ich schon." gesteht Alice. Überrascht sehe ich sie an. "Warum machst du es dann?" will ich wissen. Alice bleibt stehen. "Für dich. Für Eric." gibt sie zu. "Ich will nicht das Eric umsonst gestorben ist. Du warst glücklich mit ihm, und ich hab alles kaputt gemacht. Melli du musst mir glauben, das wollte ich wirklich nicht." redet Alice drauf los. "Aber es ist doch gar nicht deine Schuld. Ich bin vor Eric gestanden. Hätte er mich nicht zur Seite gerissen, hätte Isabell mich getroffen und nicht ihn. Dich trifft gar keine Schuld." erkläre ich ihr. Alice sieht zu Boden. "Du hast ihn nicht erschossen Alice, das war seine Schwester. Sie allein war es." stelle ich klar. Alice sieht zu mir auf und hält mir die Hand hin. Ich nehme ihre Hand und halte sie fest. Alice nickt und sieht dann nach vorne. "Bereit?" fragt sie. "Ja." erwidere ich, dann gehen wir entschlossen weiter. Gegenseitig lassen wir unsere Hände nicht los.

Alice's Griff um meine Hand verkrampft sich, als wir auf das Tor der Ken zugehen. "Jetzt hab ich Angst." meine ich. Alice wirft mir einen Seitenblick zu. "Egal was passiert, wir sind Ferox. Und Ferox geben niemals auf." erinnere ich sie. Alice's Gesichtszüge werden wieder sicher und sie nickt. "Was auch immer sie machen, wir wissen nicht wo Four und die anderen sind." füge ich hinzu. Wieder nickt Alice. Ich atme einmal tief durch und durschreite dann mit Alice den Bogen vor dem Kenngebäude. Schon werden wir ab gescannt und ein Alarm geht los. Wachen kommen hervorgelaufen und richten ihre Waffen auf uns. Alice und ich lassen uns los und heben die Hände. Grob dreht man uns die Hände auf den Rücken und führ uns rein. "Ist ja gut." meine ich, als mich eine Wache anstößt.
Wir werden in den Zellentrackt geführt und Alice in eine von diesen hineingestoßen. "Nein, nein Melli!" schreit Alice, als die Tür zugeht und man mich weiter führt. Ich werfe nur noch einen Blick über die Schulter, dann sehe ich sie nicht mehr.

Die Hände hinten mit Handschellen fixiert, sitze ich in einem der Verhörräume und warte darauf, dass Jeanine kommt. "Ich hab Zeit!" rufe ich, als nach einer halben Ewigkeit keiner kommt. Da geht wie auf Kommando die Türe auf. Doch es ist nicht Jeanine welche den Raum betritt. Nein es ist Isabell. Es dauert einen Moment bis ich realisiere wer da vor mir steht. Ohne mich zu beachten setzt sie sich mir gegenüber und legt eine Akte auf den Tisch. Sie setzt ihre blaue Lesebrille auf und beginnt die Akte durchzublättern. "Verschwinde, wenn dir dein leben lieb ist." fauche ich nach einer Weile. Weiterhin beachtet sie mich nicht. Als wäre ich nicht da blättert sie Seite um Seite um. "Miss Matthews, sie werden der Verschwörung gegen das Fraktionssystem beschuldigt wie auch der Behinderung eines Justizbedingten Einsatzes. Möchten sie dazu was sagen?" meint Isabell da. Ich schnaube bloß. "Sieh mich an." fordere ich. "Ich sieze sie, also würde ich sie bitten mir den gleichen Respekt entgegen zu bringen." erwidert Isabell nur darauf. Ansehen tut sie mich dennoch nicht. "Ansehen sollst du mich Miststück!" werde ich laut. "Kein Grund aufgebracht zu sein." meint Isabell nur und sieht mir endlich ins Gesicht. "Ich frage sie nochmal, möchten sie sich zu den Anklagepunkten äußern?" wiederholt Isabell. "Wenn sie mir zuvor eine Frage beantworten." antworte ich. Das sie betone ich mit einer besonderen Schärfe. Isabell nickt mit einem Schulterzucken. Ich lehne mich vor und frage: "Wie fühlt es sich an, seinen eigenen Bruder erschossen zu haben?" Isabell schluckt. "Mister Coulter war in den gleichen Punkten angeklagt wie sie." erwidert Isabell nach kurzem zögern. Da reißt mir der Geduldsfaden. Ich springe von meinem Stuhl auf, trete den Stuhl nach hinten weg und so der Wache, hinter mir vor die Brust, springe auf den Tisch, bringe im Springen die Beine durch meine Arme, sodass diese nun vor mir sind, schlage ein Rad über Isabells Schulter und reiße die Arme zu mir. Erschrocken japst Isabell nach Luft, als die Handschellen ihr die Luftabdrücken. Ich würge sie weiter. "Er ist in meinen Armen gestorben." zische ich. Weiter versucht Isabell zu atmen, doch das fällt ihr immer schwerer. Da fliegt de Tür auf und drei Wachen kommen herein. Unter ihnen Peter. Ehe ich reagieren kann, trifft mich ein Betäubungspfeil in die Seite. Meine Beine Knicken weg und Isabell befreit sich von mir. "Sperrt sie weg." keucht sie. Peter nickt einmal und hebt mich in seine Arme. "Du machst nur Blödsinn." zischt Peter und trägt mich raus.

Ich sitze in meiner Zelle am Boden, als die Tür geöffnet wird und zwei Wachen, die völlig Entkräftete Alice reintragen. Achtlos legen sie sie auf dem Boden ab und gehen wieder. "Oh Gott Alice." keuche ich und knie mich schnell neben sie. In Schockstarre liegt Alice ab Boden und zittert am ganzen Körper. "Hey Alice, hörst du mich?" frage ich und schüttle sie leicht. Weiterhin liegt sie nur da. Ich lasse sie liegen und laufe schnell in die Dusche, dort nehme ich eines der Handtücher und mache es nass. "Alles gut, ich bin hier." meine ich, als ich wieder neben Alice knie und ihr die Stirn abwische. Das Zittern wird weniger, doch weiter liegt Alice nur da und sieht ins Leere. Ich setze mich hin und ziehe ihren Oberkörper auf meinen Schoß. Ich halte sie mit einer Hand fest im Arm und wische ihr mit der anderen Hand weiter die Stirn ab und das Blut von der Nase. Ich greife hinter mich und ziehe die Decke vom Bett. Ich lege sie Alice über und lege auch den zweiten Arm um sie. Ich lächeln sie leicht an und streiche ihr das rote Haar aus dem Gesicht. "Von Ferox zu Sträflingen, echter Karrieresprung." murmle ich und sehe zum Fenster raus. Dunkle Wolken ziehen ich über den Himmel.

Insurgent I am not afraid!Where stories live. Discover now