Red rose

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"Geh erst mal allein." meint John, vor dem Kühlraum angekommen und nicke auf die Türe zu. Ich drücke einmal seine Schulter und betete dann mit Peter den Kühlraum. Es ist kalt, aber auszuhalten. Unbehaglich sehe ich mich um. Metalltische stehen herum und kleinere Tische mit Operationsbesteck. Außerdem sind überall Kühlfächer in die Wände eingelassen. Ohne was zu sagen geht Peter zu Fach 403. Auf dem Digitalen Bildschirm steht Eric-Luke Coulter. Langsam trete ich vor. Peter wartet noch einen Moment, dann öffnet er das Fach. Er zieht eine metalltrage raus, auf der Eric mit einem Leichentuch abgedeckt liegt. "Lass mich bitte allein." bitte ich heiser. Peter nickt und geht. Leise schließt er hinter sich die Türe. Ich reibe die Finger aneinander und umschließe dann den Saum des Tuches mit den Händen. Ich atme einmal tief durch und ziehe dann das Tuch, bis zu seiner Brust, zurück. Da lieg er vor mir. Es sieht aus als würde er schlafen, er sieht friedlich und entspannt aus. Vorsichtig hebe ich die Hand und lege sie ihm auf die nackte Schulter. Er ist kalt. Ich sehe an ihm runter und nehme seine Hand unter dem Tuch hervor. Ich umschließe sie mit meinen Hände um sie zu wärmen und setze mich auf den Hocker neben der Metalltrage. "Mach dir keine Sorgen, ich komm klar." flüstere ich und gebe Eric einen Kuss auf die kalten Finger. Ich lege meine Schlafe gegen seinen Handrücken und sehe ihn an. So sitze ich eine Weile da. Ich sehe ihn einfach nur an, sag nichts, denke nichts, sondern sehe ihn einfach nur an. Erst als mich etwas an seinem Hals aufmerksam werden lässt stehe ich auf. Ich lehne mich zu ihm runter und sehe es mir genauer an. Hinter seinem Halstattoo ist noch eins. Es ist klein. Ich muss lächeln als ich erkenne was es ist. Melinda. Steht in geschwungener Schrift auf seinem Hals. Nicht sichtbar wenn er seine Jacke oder Weste mit Kragen trägt. Ich richte mich etwas auf. "Ich dich auch, von hier bis zu den Sternen und zurück." flüstere ich ihm zu und gebe ihm einen sanften Kuss auf die Stirn. Ich streiche ihm noch einmal über die Wange, dann geht die Tür auf und John kommt herein. Er zögert. Ich strecke ihm eine Hand entgegen. John kommt zu mir und nimmt sie. Er sieht auf Eric runter. "Ich lass dich allein." meine ich, werfe noch einen Blick auf Eric und gehe Richtung Türe. Bevor ich die Türe schließe sehe ich zu John über die Schulter. Er hat die Hand auf Eric's Schulter gelegt und sieht ihn einfach nur an. Seine Augen sind rot und glasig. Da kullert auch schon eine Träne. Schnell wischt John sie weg. "Hey." meine ich. Er sieht mich an. "Das ist okay." nicke ich. John nickt leicht und sieht dann wieder auf Eric runter. Ich verlasse den Kühlraum.

Der Wind spielt mit dem schwarzem Stoff meines Kleides und meinem Haar, welches ich zu einem Pferdeschwanz gemacht habe. Die Augen hat Alice mit dunkel geschminkt. Sie steht mit Four auf meiner linken Seite. Ina steht vor mit und John auf meiner rechten Seite. Es sind noch einige von der Ferox Fraktion und von den Fraktionslosen da. Ich habe mich bei John eingehackt und sehe auf den Sarg vor mir. Ich mochte diese Holzdinger noch nie. John und Four haben eine Ansprache gehalten und jetzt sagt keiner mehr was. Es herrscht eine unangenehme Stille. Bis Alice den Anfang macht. Sie tritt vor an den Sarg und legt eine einzelne Mohnblume drauf. Four folgt ihr und legt ebenfalls eine Blume rauf. Ich sehe zu wie sich die Blumen häufen. Es sind Wiesenblumen. Als alle ihre Blumen abgelegt haben sieht Ina mich an. Ich nicke und sie geht nach vorne. Sie legt eine Calla drauf. Als sie zu mir zurückläuft, nimmt Alice sich ihr an. Langsam geht John nun nach vorne. Er dreht seine weiße Rose in der Hand. "Auf wiedersehen mein Freund." murmelt John und legt die Rose ab. Mit fast taumelndem Schritt kommt John zurück. Peter legt ihm eine Hand auf die Schulter, als er sich wieder neben ihn stellt. Nun bin ich an der Reihe. Langsam trete ich vor und mustere dabei genau die Blumen. John und ich sind die einzigen mit Rosen und Ina die einzige mit einer Calla. Ist stoße mit der Schuhspitze an das Holz vom Sarg und werde aus meinen Gedanken gerissen. Ich sehe all die Blumen vor mir. Ich habe gesehen wie die anderen es gemacht haben und doch hab ich gar keinen Ahnung was ich jetzt mit meiner Rose machen soll. Ich lasse ihre Blütenblätter über meine Lippen streichen, bis sich eine warme Hand um meine schließt. Ich sehe auf. Eric. Er trägt seinen schwarzen Anzug mit dem Feroxaufnäher. Seine Augen sehen lebendig aus und sein seltenes Lächeln zeichnet sich auf seinen Lippen ab. Sagen tut er nichts. Er nickt langsam und führt dann meine Hand mit der Rose zum Sarg. Zittrig lasse ich sie los und die rote Rose fällt auf den Sarg nieder. Als ich wieder aufsehe, ist er weg. Langsam gehe ich zurück und ziehe Ina zu mir.
Fast alle sind schon weg. Nur John, Ina und ich stehen noch am Sarg. Die Amite werden ihn runterlassen wenn wir weg sind. John hebt Ina hoch und legt mir einen Arm um. "Gehen wir auch." meine ich. John nick und sieht Ina an. "Sag auf wiedersehen zu Eric." meint er mit sanfter Stimme. Doch Ina winkt nicht. Sie gibt sich einen Kuss auf die Handfläche und pustet ihn Eric zu. "Du auch." flüstert sie mir zu. Ich nicke und mache es ihr gleich. "Meint ihr er bekommt sie?" fragt Ina leise. "Bestimmt hat er sie schon." erwidert John und wendet sich mit uns langsam vom Sarg ab.
Heute ist der 21. Juni 2167.
Heute war die Beerdigung meines Mannes.

Insurgent I am not afraid!Where stories live. Discover now