Fotoalbum

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 Lena

Diese Frau macht mich einfach nur Wahnsinnig. Ihr Duft und ihre Unsicherheit macht sie noch interessanter. Dieses rote Kleid was ihren Körper wohl betont. Eigentlich bin ich nicht jemand der nur an das Äußerliche denkt. Ich mag ihren natürlichen und sehr angenehmen Charakter. Es ist auch einfach der Umgang mit mir und ihre einfache Umgebung  die mir ans Herz gewachsen ist. Ich schwärmte für diese Frau und was sie so ausmacht.

Trotzdem gefiel  sie mir auch äußerlich.  Sie spielte zum Abendessen am Tisch mit ihren Füßen die meine massierten. Ich blickte sie irritiert und fragend an. Sie lächelte mich an und ich lächelte zurück. Wir spielten das Spiel, bis Liv nach ihrer Mutter rief. 

Wehrend Helena die kleine Liv fertig machte für die Nacht, räumte ich den Tisch ab. Ich versuchte alles Ordentlich zu sortieren und gebe mir dabei viel mühe. Eigentlich kenne ich mich hier ja nicht so aus. Diese Wohnung war aber fast genauso eingerichtet war wie die letzte von Helena. Sie hatte also ihren Still, den sie treu blieb. Nach einer Weile kam sie zu mir in die Küche und sagte, >> Du wirst schon erwartet zum Vorlesen<< und grinste dabei.

Ich ging zu Liv ins Kinderzimmer. Diese stand dort schon in ihrem Bett mit ausgestreckten Armen und hielt mir ein Buch hin. Auf diesen Buch waren Drachen und ein lustiger Ritter abgebildet. Ich lass ihr vor und merkte wie nach einiger Zeit, bei der kleinen die Augen langsam zu gingen. Ich schlich mich leise aus dem Kinderzimmer und ging Richtung Küche.

Dort stand schon Helena mit zwei Weingläsern in der Hand. >>Trinkst du ein Glas guten roten Wein mit?<<, fragte sie mich und ich nickte. Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf das große Ledersofa. Helena schenkte Rotwein in die Gläser ein und wir erzählten uns eine weile über das was  so passiert war die letzten Monate. Sie war gar nicht begeistert, als sie hörte das ich mich in Deutsch so verschlechterte hatte. Sie fragte mich, ob sie mal mit der neuen Deutschlehrerin in Kontakt treten solle. Ich schüttelte mit den Kopf und sagte zu ihr, >>Das kläre ich mal lieber selber.<<

>> Ok, aber sprich mit ihr darüber<<, sagte sie zu mir mit deutlichen Worten. Helena schenkte  uns nochmals Wein nach und kramte danach ein Fotoalbum aus einem ihrer Schränke. Sie blätterte in dem Album, das sie auf ihre Knie gelegt hatte, und ich musste recht nahe an sie heranrücken, um ebenfalls hineinschauen zu können. Zu fast jeden Fotos erzählte sie mir eine Geschichte. Es ging hauptsächlich um ihre Kindheit und ihr Jugend. Es war schon interessant zu sehen wie sie mal früher so aussah. Man erkannte auch wieder die Ähnlichkeit zu Liv. Ich bemerkte trotz des Interesse an den Bildern nun, wie sich in meinen Inneren diese Spannung aufbaute. 

So nah beieinander sitzend, strömte die Aura der Älteren auf mich ein. Ich bekam wieder dieses Ziehen im Bauch, das meine Nervosität anfachte.


Helena:

Eigentlich tat Lena nichts Besonderes, sie saß neben mir und lehnte ihre Schultern an meine. Sie berührte mich  dann und wann. Unsere Köpfe waren gleichsam nah beieinander und wir schauten gemeinsam auf die Fotos in dem Album. Doch ich hatte das Gefühl, als würde bei jeder der zufälligen Berührungen kleine Ameisenarmeen meinen Arm hinunter und dann die Schulter wieder hinauf zum Hals laufen. Ich versuchte es wiedermal einzuordnen. Es rief eigentlich nach mehr.

 Mehr Nähe, mehr Haut, mehr Lena.

Unermüdlich kommentierte ich die Fotos, die ich selber schon so lange nicht mehr angeschaut hatte. Es war schön, sich zu erinnern und zu sehen, dass Lena ehrliches Interesse an allem hatte, was mir sehr viel bedeutete. Sie war wirklich unglaublich, so offen für das, was ich ihr zeigte. Man spürte ihren Willen, die Freude an den schönen Dingen mit mir zu teilen.

Ich genoss dies über Maßen. Ich fühlte mich hier, in meinen neuen Zuhause zum ersten mal so richtig wohl, wie  noch nie zuvor. Eine Welle von Glück durchströmte mich, während Lena sich zart an mich anlehnte, um etwas mehr Nähe zu fühlen. Ich war nur noch einen kleinen Schritt entfernt von der Erkenntnis, welches dieses Gefühl war, dessen Namen ich nicht finden konnte.


 Ich war nur noch einen kleinen Schritt entfernt von der Erkenntnis, welches dieses Gefühl war, dessen Namen ich nicht finden konnte

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                                                                       Junge Helena


Lena

Kein einziges Mal hatte ich aufgeblickt, während wir die Bilder im Album betrachteten. Ich lauschte den Erklärungen von Helena. Doch irgendwann, war die letzte Seite erreicht und langsam schloss sie den Rückendeckel, legte ihre verschränkten Hände darauf und verharrte in der Position. Auch ich blieb in der Haltung, wie zuvor, hielt die Berührung aufrecht. Wir beide schwiegen, in dem Wunsch, diesen Augenblick nicht zu zerstören. Ich atmete sehr flach und fühlte das Pochen in meiner Brust. Ich meinte elektrische Ladung zu spüren, die zwischen ihren Körpern hin und her sprang, genau so wie ihre Gedanken.

Gedanken die zwischen, >>Du darfst das jetzt nicht tun und gib einfach nach und nehme sie!<<, hin und her wechselten. Das Tempo der einströmenden Gefühle wurde mir zu viel.

Mein Puls beschleunigte rasant und eine Woge Adrenalin brachte mich zum Zittern. Es waren wohl die berühmten Schmetterlinge im Bauch, die ich endgültig spürte.

 >>Oh mein Gott, ich bin verliebt in diese Frau, stellte sich endgültig fest. Dieser Augenblick war so intensiv, dass mir die Luft wegblieb und ich darauf hin anfing zu husten. Ich verkrampfte, zuckte zurück und erschrak vor der nackten Wahrheit, die ich nun nicht mehr verleugnen konnte, am wenigsten vor mir selber.

Es waren nur wenige Sekunden verstrichen, in den ich und Helena einträchtig aneinander gelehnt hatten, doch nun war es damit vorbei. Helena drehte sich erschrocken zu mir um. Das Fotoalbum war ihr von den Knien gefallen. Sie wusste nicht, was sie tun sollte und sie sah sich entsetzt das Schauspiel an, das sich ihr bot. Ich bekam einen Hustenanfall, wie fast immer in solchen Situationen der enormen Aufregung. Ich lief rot an und schnappte verzweifelt nach Luft. Helena rief ängstlich in meine Richtung ,>> Was ist los Lena?<< 

Vor lauter Anstrengung glitzerten Tränen in meinen Augen. Mitfühlend legte Helena mir ihre Hand auf den Rücken und streichelte diesen. >>Geht es wieder?<<,fragte sie. Ein zartes Nicken meinerseits war die Antwort. Im nächsten Moment spürte ich Helenas beschützende Arme von den ich eingehüllt wurde. Ihren Kopf hatte sie mir auf die Schulter gelegt und eine braune Strähne ihres duftenden Haares kitzelten meine Wange. 

>>Mhhhh, ich habe mich zu Tode erschreckt<<, sagte sie jetzt leise zu mir. Ich schaute in ein leicht schockiertes Gesicht und suchte mit meinen Augen ihre Lippen. Diese küsste ich jetzt  zärtlich. Ich wusste nun endgültig das ich mich in die Frau die vor mir saß verliebt hatte und hielt sie glücklich in meinen Armen.  


Danke fürs Lesen, Voten und Kommen

In Love - Frau JordanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt