Be an Angel

t w e l v e

"Was genau haben Sie sich jetzt dabei gedacht? Besonders Sie Noelia?", gefährlich ruhig sitzt die Leiterin nun vor uns. Wir stehen auf der anderen Seite des Schreibtisches und gucken betreten wie Kleinkinder auf den Boden. 

"Ich weiß es nicht.", gebe ich ehrlich zu.

"Das ist aber schlecht, Noelia!", keift sie mich an. Ich schnaube.

"Was war das denn jetzt?"

"Nichts.", antwortet Tyron für mich.

"Was machen Sie überhaupt nachts im Garten?", fragt sie uns weiter aus.

"Reden.", antworte ich bissig.

"Über was redet man nachts denn?"

"Das geht Sie überhaupt nichts an!", motzen wir gleichzeitig.

"Haben Sie sich irgendwie abgesprochen oder was wird das hier?", wettert sie los.

"Können wir jetzt gehen?", fragt Tyron trocken. Missbilligend blickt sie über den Rand ihrer Brille. Ich hebe eine Augenbraue. Tyron stößt mich an.

"Fass mich nicht an!", sage ich.

"Du lagst grade die ganze Zeit fast auf mir und sagst jetzt, ich solle dich nicht anfassen?", entgegnet er belustigt. 

"Ja! Lass mich.", meine Logik ist bestechend. Weitaus bestechender als der eisige Blicke hinter den Gläsern des Brillenrandes gegenüber von mir. 

"Sie werden nirgendwo hingehen! Außer vielleicht zu einer Ihrer nun angesammelten Nachmittagsstunden zum Nachsitzen!", keift sie. Wortlos schiebt Tyron mich aus dem Zimmer.

"Nie wieder!", intoniere ich draußen.

"Nie wieder was?", fragt Tyron.

"Nie wieder irgendwas mit dir!"

"Wieso?"

"Du siehst doch wie das endet - wäre ich bloß nicht nochmal gekommen."

"Es war doch schön, ich hatte Spaß!"

"DU vielleicht, man Tyron das ist nicht witzig!"

"Nicht?", lachend zieht er eine Augenbraue hoch. Ich spüre die Tränen hochsteigen. Der plötzliche Gefühlsumschwung verwirrt nicht nur mich. Heulend lege ich meinen Kopf gegen seine Schulter.

"Prinzessin, was ist denn los?", fragt er sanft.