Kapitel 10

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Eine Klinik


Ich wurde kalkweiß und griff nach der Gabel.

Er sah mich beim Essen die ganze Zeit forschend an, lief hin und her und fluchte, redete auf mich ein.

Als ich den halben Teller aufgegessen hatte und mich fühlte, als hätte ich 30 Kg zugenommen meinte ich zu ihm, dass ich nach Hause will.

Er sah mich sprachlos an.

Bis er wieder nach seinem Autoschlüssel griff.

Er wusste nicht was er sagen sollte. So viele Worte wie heute hatten wir noch nie gewechselt.

Ich sah diese seltsame Zuneigung und Verzweiflung in seinem Blick, als er mich zur Haustür führte.

Es interessierte mich nicht.

Ich hatte mein Urteil vorhin selbst geschrieben.

Viel lieber sterbe ich, als das sich das Essen an meinem Bauch absetzt. Oder an meinen Beinen.

Ich war schwach vor ihm.

Das hätte nicht sein dürfen. Damit habe ich ihn zu nah an mich gelassen.

Es wird ihm weh tun. Auch das ist mir egal.

Vielleicht wird er sauer werden. Vielleicht kommt er dann nicht mal zu meiner Beerdigung.

Als wir vor meinem Zuhause standen, sah er mich an.
Ich sah die stumme Bitte, das Flehen, in seinen Augen. Er wusste, ich würde ihm nichts geben. Er wusste, ich würde nichts versprechen.

Ich umarmte ihn. Er kennt mich nicht. Er denkt vielleicht, er hat einen kleinen Fortschritt geschaffen. Vielleicht ist er verwirrt.

Doch er umarmte mich auch.

Das war sein Abschied. Denn Abschiedsbriefe schreibe ich nicht.

Nachdem ich gesehen habe, wie er weggefahren ist und noch zehn Minuten gewartet habe, zog ich mich an.

Vielleichtwürde meine Leiche nie entdeckt werden, also trug ich mein selbsternanntes Todeskleid.

Und ich lief los.

Der Weg kam mir gleichzeitig unendlich lang vor und doch so kurz.

Ich rannte.

Bis ich ankam.

Und ich sah das Wasser unter mir peitschen. In der Mitte der Brücke.

Die Wolken zogen sich zusammen und es gewitterte. Ich lächelte.

Seit Ewigkeiten lächelte ich. Ich lächelte in den Himmel.

Ich hörte das Wasser und nahm es mit jeder Faser meines Körpers auf.


Ich sprang.



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