Kapitel 2

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Früher bin ich trotzdem noch auf die Erde gekommen, es war schließlich meine Pflicht und Verantwortung. Ich wollte niemanden im Stich  lassen. Aber dadurch, dass ich mittendrin war, verlor ich den Blick fürs Ganze. Es gab Katastrophen und Kriege, die ich von der Erde aus nicht verhindern konnte. Nach und nach zog ich mich ganz zurück. Ich fühlte mich alleine nicht gewachsen, weil ich nicht mehr glücklich genug war, um Glück zu verteilen. Daraufhin erschuf ich mir ein eigenes Haus, hoch oben in den Wolken, von dem ich alles kontrolliere. Von dort schicke ich meine selbsterschaffenen Helfer. Sie verspüren nur Freude, oder das nicht Vorhandensein von Freude, so dass sie ihr Glück leichter teilen können. Ich wollte nicht, das sie die gleichen grausamen Gefühle wie Hass und Angst verspüren konnten, unter denen ich so litt. Nach diesem Wechsel lief es wieder besser. Ich könnte von hier alles beobachten und hatte genügend Abstand, um objektiv zu bleiben.
Deshalb sitze ich jetzt hier oben und leite die Fäden, an denen sich meine Elfen orientieren. Dadurch ist es mir aber auch oft langweilig. Hier oben passiert fast nie etwas. Die einzigen Besucher sind meine Helfer und meine Mutter. Nicht mal mein Onkel meldet sich seit einiger Zeit. Es ist ziemlich schwer, nicht vollständig depremiert zu werden.

Plötzlich stürzt meine Mutter in den Raum, dicht gefolgt von einem Sternenkind, die Boten vom Mann im Mond. Das Kleine stolpert vor Aufregung über eine Bodenplatte, hüpft aufgeregt hin und her. Wahrscheinlich ist es sein erster Auftrag. Aber was wollen die von mir? Es ist mitten am Tag und eigentlich hat meine Mutter anderes zu tun als ihre Tochter tagsüber zu besuchen. Als Sonne muss sie ja immer präsent sein. Außerdem bin ich schon lang alt genug, um allein zu sein und der Weg zu mir ist alles andere als einfach. Ich wollte allein sein, als ich mir mein Heim erschaffen habe. Ich bin traurig und genervt, eben aufgrund der Einsamkeit. Ich weiß, als Verkörperung der Freude sollte ich glücklich sein, aber mir fehlt einfach die Energie.
Zurück zu dieser verrückten Szene. Meine Mutter ist inzwischen direkt bei mir angekommen und wirkt nicht einmal so aus der Puste. Ihre Energie würde ich auch mal gerne haben. Meine Mutter ist immer gut gelaunt- okay, fast immer, wenn man sie auf meinen Vater anspricht sollte man feuerfest sein, aber sonst immer, ehrlich. Sie ist einer dieser "das Glas ist halb voll"-Leute und sieht immer alles positiv. Mal schauen, was jetzt kommt, sie setzt zum Sprechen an. "Mein Engel, mein Bruder, der Mann im Mond hat eine Idee, wie du wieder Freude bekommen kannst! " ,strahlt sie mich an. "Wie denn?" Ich bin zwar immer noch lustlos, aber einen Plan um meine Freude zurückzuerlangen macht mich trotzdem ganz hibbelig.
"Du wirst als Wächterin des Lichts fungieren ",krärät das Sternenkind. Glücklich, seinen Auftrag scheinbar erfüllt zu haben und die Nachricht endlich loszusein, verschwindet es. Schockiert sehe ich meine Mutter an. "Das ist deine brillante Idee? Einen Haufen verwandelter Menschen zu unterstützen und zu ihnen gehören? Ist dir vielleicht einmal die Idee gekommen, dass sie mich nicht sehen können? Dass nicht mal eine Redewendung über mich existiert, dass nicht einmal die Hüter an mich glauben? Sie denken,  das Lachen wird nur durch sie vergeben. Und ich habe ja nicht einmal die Chance, ihnen zu zeigen, das es anders ist!" "Ist ja gut!"unterbricht mich meine Mutter lautstark. "Ich weiß, wie deine Situation ist. Aber hast du mal auf die Erde gesehen? Die Menschheit stirbt langsam. Vor Hass und Angst. Sie führt Kriege, tötet und verkriecht sich hinter Computern und Handys. Die Welt leidet. Sie wird vergiftet und verschmutzt und niemand hat mehr den Mut dagegen zu protestieren. " 

Geschockt sehe ich sie an. Das kann nicht sein. Meine Elfen haben doch alles unter Kontrolle. Das weiß ich genau. Ich lasse meine Mutter einfach unten stehen und renne nach oben in meinen Turm. Ich lege eine Hand auf meine Weltkarte. Sie ist so ähnlich, wie die der Hüter, aber sie zeigt wie glücklich die Menschen sind. Es scheint alles in Ordnung zu sein. Aber Meine Mutter würde mich nicht anlügen. Ich lege eine Hand auf den Globus und plötzlich zerstäubt das goldene Glücksgefühl darauf. Jetzt sehe ich das Problem. Ich hab immer nur geschaut, dass die Menschen äußerlich glücklich sind. Nun sehe ich die Wahrheit. Sie ist so knallhart, dass ich auf dem Boden zusammenbreche. Was hab ich nur getan?

Gefroren wie Eis(Jack Frost Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt