{Chapter 4} ~ Eine alte Bekannte

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Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Trotzdem war der grossteil der Schule durchnässt. Während ich durch die Schule lief und mir immer wieder dachte, wer oder was die Person ist, fand ich immer wieder vereinzelt Zeitungen. Schließlich hob ich eine auf und las die Aufschrift. Die Zeitung war ebenfalls durchnässt, doch man konnte noch alles lesen. Sie war relativ neu, vor einem Tag wurde sie produziert. "Schülerin ermordet. Täter noch auf freiem Fuß," las ich. Ich drehte die Zeitung erneut um und betrachtete den Titel. Es war unsere Schülerzeitung. Erschrocken warf ich sie weg. "Hey!" schrie ein Unbekannter hinter mir. Ich nahm meine Hände von meinem Gesicht runter und drehte mich um. "Ich wollte mich noch bedanken, das du mich gerettet hast." sagte er. Ich erinnerte mich, er war der Junge, der von den großen zusammengeschlagen wurde. Er hatte lange Haare, die er vorher zu einem Dutt zusammengebunden hatte, die er jetzt aber unter einem Hut versteckte. Zudem hatte einen drei Tage Bart. Er lachte mich an. Kurze Zeit später erfuhr ich auch seinen Namen. Er hieß Liam. Wir unterhielten uns noch eine weile, bis ich merkte wie spät es war. Er oder Sie müsste doch längst hier sein. Ich schaute mich um. Der Parkplatz hatte viele weiße Striche und es war nur ein Wagen parkiert. Es war ein Wohnwagen. Er sah so aus als würde er schon eine weile hier stehen. Die Fenster waren mit Pappkartons zugeklebt. Hinter uns, ein Wald. Voll mit Vögel und Geziefer. Ich schaute noch eine weile verträumt durch die Gegend bis ich gemerkt hatte, das Liam anfing zu schreien. Ich drehte mich ruckartig um, sodass mir meine Haare in mein Gesicht fielen. Ich riss sie nach hinten und erblickte, wie ein Mädchen auf Liam einschlug. Ich schrie dass sie aufhören sollte, weil ich sah, wie hilflos Liam ihr aufgeliefert war. Sie hörte schließlich auf, als Liam bewusstlos geworden ist. Sie drehte sich um und machte ein ziemlich verstörtes Gesicht. Sie pfeifte langsam vor sich hin während sie sich immer weiter an mich näherte. "Renn!" schrie Liam und warf sich auf das Mädchen drauf. "Renn einfach!" schrie er nochmal. Ich war so geschockt das ich mindestens noch 5 Sekunden dastand. Als ich es allerdings realisierte rannte ich so schnell ich konnte weg. Ich war fast von den Parkplätzen weg als ich aus einem Augenwinkel sah dass ein ziemlich altmodischen Auto auf mich zuraste. "Kann der Tag noch schlimmer werden?" schrie ich und versuchte noch auszuweichen. Das Auto bremste nur wenige Centimeter vor mir ab. Wäre der Fahrer nur ein stückchen weitergefahren hätte mich die lange Stosstange umgenietet. "Steig ein!" schrie eine ziemlich vertraute Stimme. "Ich steig doch in kein fremdes Fahrzeug ein!" schrie ich und rannte weiter. "Summer, warte doch!" schrie der Fahrer und stieg aus. "Ava?" sagte ich kurz danach. "Ja! und jetzt steig ein!" "Ich dachte du wärst tod." sagte ich. "Nein, bin ich nicht! und jetzt steig verdammt nochmal ein, dieses Mädchen kommt auf dich zu!" Schnell sah ich das sie recht hatte. Das Mädchen wurde immer schneller und schliesslich stieg ich in das Auto rein. "Rennt nicht weg ihr Punks!" schrie sie. Ihre Stimme überschlug sich dabei. Das Auto sah von innen noch komischer aus. Überall lag Müll und sie hatte sogar eine Elvis Presley Wackelkopffigur. "Ich erkenne dich fast garnichtmehr." sagte sie zu mir und lächelte mich an. "Der Fischerhut steht dir." sagte sie noch dazu. "Du sagst mir ich hätte mich verändert? Schau dich mal an!" "Ich hab nur meine Haare gefärbt.." sagte sie und guckte mich verwirrt an. "Und deinen Kleidungsstil. Und dein Make-Up." fragte ich sie. "Ja, das vielleicht auch." sagte sie. "Es ist schön dich wiederzusehen." sagte ich dazu. "Was passierte dort genau?" fragte sie. "Dieses Mädchen ist gefährlich. Dieser Tag wird niemals enden." "Was wollte diese Schlampe eigentlich von dir?" "Hoffentlich nichts." sagte ich und lehnte mich zurück. "Was machst du eigentlich in dieser Universität?" "Ich lerne dort, wie man Filme macht, aber die Leute dort sind echt anstrengend." "Sieht man, aber ich denke schon, dass du mit diesen Hipstern zusammenpasst." sagte sie. "Mhm, sagte die, die aussieht als wär sie das Cover von Hipstergirl.com" sagte ich und lächelte. "Wenigstens bist du immernoch ein Klugscheisser. "Darum bin ich an dieser Schule." "Also bist du an dieser Schule weil..." "Es einer der besten Universitäten im Thema Kreativität ist?" "Du wusstest aber das ich hier wohne oder. Ein Anruf nach 5 Jahren wenn du schon in der Nähe bist hätte gereicht. " sagte sie und schaute genervt. "Ich wollte mich erstmal einleben, ich hätte dich sicher kontaktiert!" "Mhm." sagte sie und drückte aufs Gaspedal. Ich lehnte mich nach vorne um meine Kamera zu suchen, die ich ebenfalls reingeworfen hatte als ich ins Auto stieg. "Kaputt. Oh, man, ist das dein scheiss ernst?" sagte ich zu mir selber. "Wow, schon lange nichtmehr sowas von dir gehört." sagte Ava. "Meine Kamera ist offiziell abgekackt." sagte ich und schaute traurig rein. "Überlass das Fluchen in Zukunft besser mir, dir stehts nicht." sagte Ava und schaute auf die Kamera. "Mein Stiefvater hat eine Tonne Ersatzteile von allem möglichem. Du kannst es ja bei mir reparieren." sagte Ava. "Ich brauche aber spezifische kleine Teile." sagte ich und schaute nochmal traurig rein. "Nerdalarm! Mein Stiefvater hat eine volle Garage von Teilen, du findest sicher irgendwas." sagte sie und lachte mich an. Wir fuhren noch eine Weile ohne was zu sagen. Es fühlte sich so an als hätten ich sie nur eine Woche nichtmehr gesehen, obwohl es 5 Jahre waren. Wir parkierten an einem recht alt aussehendem Haus. Wir stiegen beide aus und Ava ging sofort an die Tür. "Komm rein, sei nicht schüchtern. sagte sie. Ich bemerkte sofort das Bienen Nest was oben an der Tür gefestigt war. Scheint so, als hätte schon lange niemand mehr irgendwas an diesem Haus gemacht. "Es... sieht gut aus!" schrie ich ihr zu. "Home, Shit Home." sagte sie und ging in das Haus. Ihr Eingang sah ebenfalls aus wie die Innenseite ihres Autos. "Wo ist dein Stiefvater?" fragte ich sie während ich die Bananenschalen am Boden anschaute. "Der Penner ist sowieso nur zum schlafen zuhause." sagte sie und ging in ihr Zimmer. "Hübscher Fischerhut übrigens!" schrie sie noch durch die Wohnung während sie schlussendlich in ihrem Zimmer war. Ich musste noch kurz in das Bad, deshalb rief ich ihr dass ich noch ins Bad gehen musste. Ich bin mir aber, ziemlich sicher dass sie das nicht gehört hat. Es führte einen ziemlich langen Weg zum Badezimmer, obwohl man es direkt sieht, wenn man ins Haus eintretet. Im Untergeschoss hatte es einen langen Gang, der zu allen anderen Türen führte. Es stand eine Kommode aus Birke rechts neben der Tür zur Küche. Auf der, stand eine Vase mit Blumen die so aussahen, als hätte man ihnen schon lange kein Wasser mehr gegeben. Obendran war ein Spinnennetz, an das mehrere Fliegen dran klebten. Die Wände hatten Risse und der Boden knarzte. Ich versuchte möglichst Geräuschlos Richtung Klo zu gehen, da ich nicht wusste ob jemand anderes im Haus war. Als ich die Toilette erreichte, ging sie ebenfalls mit einem lauten knarzen auf. Ich ging hinein und sie war erstaunlicherweise recht sauber. Aber um ehrlich zu sein musste ich eigentlich garnicht aufs Klo, ich suchte einfach eine Ausrede  um in ihrem Haus  herum zu schnüffeln, da es mich neugierig machte, wieso dieses Haus so unbewohnt aussah. Es war ein relativ kleines Bad ohne Dusche oder Badewanne. Die Wände und der Boden waren weiss und hatten im Vergleich mit dem restlichem Haus wenig Risse. Das Waschbecken hatte komische rote kleine Flecken, die so aussahen als ob man sie zu verwischen versuchte. Gleich nachdem ich den Spiegelschrank geöffnet hatte, krabbelten hunderte kleine Spinnen raus, die mich so erschraken dass ich rückwärts umfiel. Um ein Haar hätte ich mit meinem Kopf die Klobrille getroffen. Trotz meinem Glück im Unglück tat mein Kopf trotzdem weh, da ich trotzdem mit dem Kopf voraus umgefallen bin. Ich versuchte mich danach aufzurappeln, indem ich die Klobrille als Stütze benutzte. Wenn ich jetzt zurückdenke, war es schon rein aus Hygienischer Sicht bescheuert, da es eben eine Klobrille war. Aber das Karma holte mich schon nach einigen Sekunden ein, denn die Klobrille war so lose, dass ich mit meiner Hand abrutschte und nochmal hinfiel. Ich gab ein Stöhngeräusch von mir und nahm dieses mal den Boden als Stütze. Nachdem ich es schaffte, endlich aufzustehen, ging ich die Treppe, die neben dem Bad war, rauf zu Ava. Die Treppen waren noch schlimmer, als der Boden, da sie nochmehr knarzten. Bei jedem Schritt den ich machte, hatte ich das Gefühl dass mir der Boden unter meinen Füssen einfällt. Nachdem ich es schaffte endlich oben anzukommen, stand Avas Zimmertür genau vor einem. Ihre Zimmertür war schwarz, was sehr ungewöhnlich ist. An der Tür klebten lauter Zitate, die mit weiser Farbschrift auf dunkelgrauem Papier aufgedruckt wurden. Noch bevor ich sie lesen konnte, öffnete Ava die Tür von innen und fragte mich laut wieso ich denn so lange brauchte. "Ich musste halt gross." sagte ich und schaute sie unschuldig an. Sie schaute mich mürrisch an und führte mich mit einer Handbewegung in ihr Zimmer. Als ich drinnen war, war ich so erstaunt, dass ich dachte dass mein Mund den Boden berührte. Überall lagen verschmutzte Klamotten, es wurden lauter Poster von Bands, die ich noch nie gesehen habe, an Wänden angepinnt und das Zimmer wurde generell in einem Punkstyle entworfen. Sie hatte nur eine Matratze ohne Bettgestell als Bett über der eine riesige Amerika Flagge hing. Sie hatte auch einen riesigen Wandschrank, der über eine ganze Wand hing und einen Pult auf dem lauter Bücher und ein Macbook lag. Sie hatte auch einen  kleinen Fernseher auf einem kleinen Tisch an dessen eine Nintendo64 mit Banjoo Kazooie angeschlossen war. Ava lag auf ihrem Bett und beobachtete mich wie ich ihr Zimmer anstarrte. Sie hatte sich extrem äusserlich verändert in den letzten Fünf Jahren. Anstatt ihren langen, lockigen braunen Haaren, hatte sie jetzt einen kurzen Pony in Pink. Ihr Kleidungsstil besteht mittlerweile aus einem Totenkopftanktop und kurzen Trainern. Mir ist auch aufgefallen, dass sie besser im Schminken geworden ist und einen langen Drachen ihren rechten Arm schmückt. "Wie lange willst du mich noch anschauen?" fragte Ava und drehte sich mit einem verstörten Gesichtsausdruck um. "Ich musste erstmal realisieren wie stark du dich verändert hast." antwortete ich darauf. "Aha." sagte sie stumpf und stand auf. "Ava, bist du okay?" fragte ich sie weil ich bemerkt habe wie traurig sie ausschaute. Sie holte eine Zigarette, zündete sie an und blies den Rauch in die Höhe. "Ich bin nicht okay, ich bin genial." sagte sie, legte sich wieder hin und hustete. "Deine Ersatzteile sind in der Garage vor dem Auto, viel Spass." sagte sie und zog nochmal an der Zigarette. Wie auf Befehl ging ich aus ihrem Zimmer. Oben erschien das Haus grösser als unten. Was eigentlich unmöglich war. Wahrscheinlich erschien es aber nur so, weil es oben weniger Sachen hatte. Jedenfalls hatten die Wände oben fast keine Risse und gar keine Dekorationen. Es hatte auch nur 3 Räume. Avas, das von ihren Eltern und einen kleinen Raum in dem nur eine Badewanne stand. Schnell ging ich nach unten, da ich es nicht erwarten konnte, meine Kamera zu reparieren. Als ich versuchte, die Treppen runter zu laufen, knarzten diese so laut, dass ich meine Ohren zuhalten musste. "Arme Ava, muss in diesem veranzten Haus leben." sagte ich in meinem Kopf und ging Richtung Garage.  Während ich weiter lief und immer wieder Spinnennetze wegschlagen musste, fiel mir der Gedanke zu Liam ein. "Oh fuck, er ist ganz allein mit diesem... Psycho auf dem Parkplatz. Hoffentlich gehts ihm gut. Er hat mich gerettet verdammt und ich hab nichtmal an ihn gedacht. Ich hätte Ava bescheid geben können und ihr sagen dass sie ihn mitnehmen sollte." Das und noch viel weitere Vorwürfe gingen mir durch den Kopf. Dann plötzlich fiel mir ein, dass ich doch seine Nummer hatte. Schnell schrieb ich ihm, ob es ihm gut ginge. "Ich hab ihm definitiv was schuldig." sagte ich mir. Ich will mir garnicht vorstellen was diese Fotze mit ihm machen wollte... oder sogar getan hat. Ich bin der schlechteste Mensch der Welt." sagte ich mir und haute mir auf den Kopf. "Ihm gehts sicher gut." sagte ich mir anschliessend und versuchte mich zu beruhigen. Danach stand ich endlich vor der Tür von der Garage. "Wenn ich es nicht besser wüsste könnte man glatt meinen, dass das ein Käferzoo ist." sagte ich und drückte den Türgriff nach unten. Die Garage war zugemüllt mit allem möglichem Schrott. Ich schaute mich sofort um und versuchte die Spinnenfamilie die sich über der Lampe eingenistet hat nicht weiter zu beobachten. An einer Wand hatte es ein riesiges Regal, voll mit Schubladen. "Hoffen wir dass ihr Spinnen euch nur in Lampen einnistet" sagte ich und durchsuchte nach und nach die Regale. In den ersten hatte es nur schrauben und Werkzeuge. Nachdem ich bei dem circa fünten Regal einen Herzinfakt bekam, da sich Spinnen anscheinend doch nicht nur in Lampen einnisten, fand ich ein schwarzen Buch mit einem Schloss dran. "Diary" stand drauf. "Das gehört wahrscheinlich Ava." sagte ich und schaute es mir genauer an. Dass Schloss war locker. Einmal dran rütteln und es zerbrach in zwei. "Ich will ja kein Stalker sein." sagte ich und öffnete langsam das Buch. "Sollte ich wirklich..." flüsterte ich. "Definitiv." flüsterte ich mir mit einer verstellten Stimme vor. "2 Gegen 1, Privatsphäre von Ava." ich kicherte leicht und öffnete das Buch. "Hab ich wirklich gerade wegen meinem eigenen Witz gelacht." fragte ich mich und etwickelte Fremdscham für mich selber.

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