Kapitel 3

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Nachmittags fuhr mein Vater mich zum Freibad. „Wann soll ich dich wieder abholen?", wollte er wissen. Ich verdrehte die Augen. „Das brauchst du nicht, Ted oder Elly nehmen mich bestimmt mit zurück.", antwortete ich und stieg aus bevor er etwas erwidern konnte. Ted und Dylan saßen schon am Eingang und warteten. „Hey!", begrüßte ich sie und sie erzählten mir, dass die Anderen schon reingegangen waren. Gemeinsam gingen wir zu ihnen und ich begrüßte Eleanor, Lorenzo und auch die Anderen. Ich entdeckte auch Jacob, der auf seinem Handtuch lag und Musik hörte. Er sah übel aus, er hatte ein blaues Auge und mehrere Schürfwunden. Ich setzte mich zu Ted und Dylan, als Eleanor fragte: „Hey, kommt ihr mit Schwimmen?".

Ich wollte gerade vorsichtig über die Leiter ins Schwimmbecken klettern, als Dylan neben mir Ted ins Wasser schubste. Ich lachte, weil er sich lautstark beschwerte. Doch dann kam Dylan auf mich zu, hob mich hoch, als wäre ich federleicht und sprang mit mir ins Wasser. „Nein, Dylan!", rief ich noch, aber er ignorierte es. Das Wasser war noch sehr kalt und ich schnappte erschrocken nach Luft. Dann musste ich wieder lachen und drückte Dylan unter Wasser. „Was fällt dir ein?", fragte ich gespielt wütend. Er lachte nur und spritzte mich nass. Da kam Eleanor und rief: „Wasserschlacht!". Jetzt beteiligten sich auch Ted und Lorenzo und drückten sich gegenseitig unter Wasser. Ich spürte etwas an meinen Beinen und sah suchend nach unten, als Dylan hinter mir aus dem Wasser auftauchte und „Buh!" machte. Ich lachte. „Ich habe mich nicht erschrocken!", sagte ich überheblich. Er lachte wieder. Ich versuchte ihn wieder unter Wasser zu drücken, aber er verhinderte das, in dem er mich um die Hüfte fasste und zu sich zog. Ich versuchte mich aus seinem Griff zu befreien, aber er war zu stark. Dann sah ich ihm in die Augen und auch er grinste mich an. Seine Augen waren so blau wie das Wasser. Es war, als würde man direkt in den Ozean blicken. Ich versuchte mich von ihnen loszureißen als ich merkte, dass er mich auch ansah. Ich lächelte ihn verlegen an und er grinste zurück. Ich spürte seine Hände auf meiner Hüfte und mir wurde heiß. „Dylan!", kreischte plötzlich eine schrille Stimme vom Beckenrand. Anastacia. Natürlich. Dylan drehte sich zu ihr um. Ich folgte seinem Blick. Sie stand am Beckenrand, perfekt gebräunt, in einem neongelben, knappen Bikini und wedelte mit ihrer Sonnencreme. „Cremst du mich ein?", fragte sie und klimperte mit den Wimpern. „Klar!", erwiderte Dylan grinsend und kletterte in einer fließenden Bewegung aus dem Wasser. Sie gingen gemeinsam zurück auf die Wiese, wo unsere Handtücher lagen. Enttäuscht sah ich ihnen hinterher. Es war gerade eben so lustig mit Dylan gewesen. Ganz anders als gestern. Da waren wir ernst und haben uns unterhalten, was ich auch schön fand, aber es beruhigte mich zu wissen, dass man mit ihm auch Spaß haben konnte. Ich mochte ihn. „Na? Ist da jemand eifersüchtig?", riss Eleanor mich aus meinen Gedanken. „Was? Was, ich? Nicht doch!", meinte ich, lächelte aber ertappt. Eleanor lachte. „Ach komm, es ist Anastacia! Er wird schon nicht auf sie hereinfallen.", versuchte sie mich zu beruhigen. Gemeinsam gingen wir zurück zur Wiese. Wir setzten uns auf ein Handtuch und Eleanor bot mir einen ihrer Kopfhörer an. Wir hörten Musik. Ich beobachtete Dylan, wie er Anastacia eincremte. Sie sagte etwas und kicherte, woraufhin er lachte. Er sah so perfekt aus. Seine nassen Haare fielen ihm in sein Gesicht und wenn er lachte, sah man, wie sich seine Bauchmuskeln anspannten. In dem Moment sah Anastacia zu mir und lächelte arrogant. Sie sagte etwas zu Dylan, der sich dann auch zu mir umdrehte. Schnell sah ich weg. Zu spät, er hatte gemerkt, dass ich sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Ein zufriedenes Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Ich spürte, wie ich rot wurde und stand auf. „Ich werde mal sehen, ob ich Ted finde.", sagte ich zu Eleanor und ging Richtung Volleyballfeld. Dort spielte Ted mit einigen Footballkameraden Beachvolleyball. Ich setzte mich an den Rand und sah ihnen zu. Nach einer Weile bemerkte Ted mich und kam zu mir herübergelaufen. „Hey, Süße! Willst du mitspielen?", fragte er und half mir auf. „Ja, warum nicht?", meinte ich gleichgültig und schloss mich seinem Team an.

Am frühen Abend bat Eleanor mich um einen Gefallen: „Kylie, kannst du mit meinem Wagen nach Hause fahren? Lorenzo und ich wollten noch in die Stadt fahren!" „Klar, kein Problem." So müsste ich nicht Ted fragen, ob er mich mitnimmt. Ich beschloss, mich auf den Weg zu machen und verabschiedete mich von meinen Freunden. Dylan hatte ich nicht mehr gesehen, aber als ich auf dem Parkplatz stand, sah ich sein Motorrad. Ich hatte mich gerade ins Auto gesetzt, als er mit Anastacia das Freibad verließ. Ich duckte mich hinter das Lenkrad. Er stieg auf, Anastacia setzte sich hinter ihn und hielt sich mit den Händen unter seinem T-Shirt fest. Er lächelte begnügt, als er losfuhr und Anastacia sich an ihn schmiegte. Ich konnte nicht glauben, dass er auf sie hereinfiel. Und auch nicht, dass ich mich so in ihm geirrt hatte. Als wir gestern an der Themse saßen, war er so ruhig und nett. Und eben im Schwimmbad war er ausgelassen und witzig, aber auf eine gewisse Art und Weise unglaublich süß. Und dann hatte er mich einfach so stehen gelassen. Ich ließ den Motor an und fuhr nach Hause. Es würde wohl das Beste sein, mich von Dylan fernzuhalten. Ich kannte ihn kaum und nur weil er gut aussah und ein paar Mal nett zu mir war, musste das noch lange nichts heißen.

Am Sonntag machte ich zur Freude meiner Eltern noch die restlichen Hausaufgaben und traf mich dann mit Eleanor im Ocean. Kurz nachdem wir unsere Getränke bestellt hatten, tauchten auch Dylan und Anastacia dort auf. Ich traute meinen Augen kaum. Hand in Hand marschierten sie direkt auf die Theke zu. Mir blieb der Mund offen stehen und auch Eleanor sah die beiden verwundert an. Ich hörte Anastacia zu dem Kellner sagen: „Für unterwegs bitte." Und dann mit einem koketten Seitenblick auf Dylan: „Wir haben noch etwas vor!". Ich versuchte wegzuhören und sah in Eleanors ernste Augen. „Kylie, ich bin jetzt schon seit Jahren deine beste Freundin. Noch nie hast du einen Typen angeguckt, wie ihn gerade. Mensch, du musst mit ihm reden. Gegen dich kommt Anastacia nicht an!", erklärte sie bestimmt und deutete auf die Tür, durch die die beiden gerade verschwunden waren. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, ich kenne ihn ja gar nicht richtig. Und außerdem, wenn er mich mögen würde, wäre er jetzt nicht bei Anastacia.", sagte ich verletzt. „Ich sollte ihn einfach vergessen." „Nein, nein, nein. Schätzchen, so funktioniert das nicht! Du kannst nicht immer erwarten, dass der Kerl den ersten Schritt macht. Reiß dich einmal zusammen und hol dir, was du willst!", hielt sie ihre Predigt weiter. „Irgendwann ist es zu spät. Und dann wirst du bereuen, dass du nicht für deine große Liebe gekämpft hast." „Meine große Liebe?", fragte ich unglaubwürdig und musste lachen. „Elly, du spinnst!". Sie lachte auch und den Rest des freien Tages verbrachten wir in meinem Zimmer, hörten Musik und ich erzählte ihr von dem Abend der Party, als Dylan und ich am Flussufer saßen und die ganze Zeit geredet haben.

Meine große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt