Kapitel 5

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Eleanor erwies sich in den nächsten Tagen mal wieder als eine echte Freundin. Sie kümmerte sich um mich, tröstete mich, verschonte mich sogar mit dem neusten Tratsch. Ich hielt mich von Dylan fern, wie er gesagt hatte. Wir begegneten uns nur ab und zu auf dem Flur, wo er mich gekonnt ignorierte. Dadurch sah ich auch Ted nur noch sehr wenig, da er und Lorenzo viel mit Dylan unterwegs waren. Auch Eleanor verbrachte wenig Zeit mit Lorenzo und ich wusste, wie schwer es ihr fallen musste, nicht ständig zu ihm hinzugehen. Am Freitag hörte ich die beiden streiten. „Soll ich jetzt aufhören, was mit meinen Freunden zu unternehmen? Elly, wie stellst du dir das vor?", fragte Lorenzo verständnislos. „Das will ich doch gar nicht! Aber ich kann Kylie jetzt nicht hängen lassen! Sie braucht mich und ich bin ihre beste Freundin!". Ich erschrak, als ich ihre weinerliche Stimme hörte. So hatte ich die beiden noch nie erlebt. Sie waren das Traumpaar der Schule, Streit war für sie ein Fremdwort. Ich bekam ein schlechtes Gewissen, weil ich wusste, dass ich der Grund für ihren Streit war. „Ich weiß nicht, was Dylan und Kylie auf einmal für ein Problem haben, aber sie müssen das klären! So kann es doch nicht weiter gehen.", stellte Lorenzo fest. Ich sah, wie die beiden sich umarmten und war erleichtert, dass sie sich vertrugen. Aber Lorenzo hatte Recht. So konnte es nicht weiter gehen. In der nächsten Pause sprach ich mit Eleanor: „Elly, ich hab euch eben gehört. Ihr habt gestritten.", beichtete ich ihr. Sie schüttelte ihren Kopf. „Nein, nein. Es ist alles in Ordnung bei uns, jetzt geht es mal um dich!", erklärte sie. „Nein, Elly!", widersprach ich, „So geht es nicht weiter. Ich muss das klären. Ich halte es doch selber nicht mehr aus." „Aber Kylie! Der Typ hat dich verletzt, es ist normal, dass man da erstmal Zeit braucht. Du musst nicht...", protestierte sie, aber ich hatte mich längst entschieden. Sie nickte mir aufmunternd und auch dankbar zu, dann machte ich mich entschieden auf die Suche nach Dylan. Ich wusste nicht so recht, was ich ihm sagen wollte, aber ich war fest entschlossen, diese ganze Sache zu beseitigen. Ich fand ihn bei Anastacia und ihrer Clique. Na toll. Ich fasste all meinen Mut zusammen und ging hin. „Hey Dylan, kann ich kurz mit dir reden?", fragte ich. Anastacia warf mir giftige Blicke zu, aber Dylan zuckte mit den Schultern und wir gingen ein paar Meter weiter. „Was gibt's?", fragte er uninteressiert. Ich zog eine Augenbraue hoch. „Das weißt du genau. Es ist egal, was zwischen uns passiert ist, wir sollten uns vertragen. Unseren Freunden zu Liebe.", erklärte ich mit etwas wackeliger Stimme, aber dennoch bestimmt. Er sah mich ungerührt an. „Zwischen uns ist nichts passiert.", sagte er dann kalt, zuckte noch einmal mit den Schultern und ging zurück zu den Cheers. „Okay.", flüsterte ich atemlos. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Aber in Ordnung. Dann würde ich wohl auch so tun müssen, als ob nichts passiert sei. Das konnte er doch nicht ernst meinen. Vielleicht habe ich mir zu viele Hoffnungen gemacht, aber da war doch mehr als „nichts" zwischen uns. Ich versuchte mich den Rest des Tages so normal wie möglich zu verhalten. Ich ging auch wieder zu Ted und sprach mit ihm. Aber immer, wenn Dylan und ich uns über den Weg liefen, ignorierten wir uns weiter.

Zu Hause angekommen, ging ich ins Bett, ohne was zu essen oder meine Eltern zu begrüßen. So hatte ich mich noch nie gefühlt. Es war, als wäre wirklich nichts passiert. Bis auf das Gefühl, zutiefst verletzt worden zu sein. Ich versuchte mich abzulenken, bis ich irgendwann am späten Nachmittag in einen unruhigen Schlaf verfiel.

Mitten in der Nacht wachte ich auf. Ich hörte ein Geräusch von meinem Fenster. Jemand warf Steine dagegen. Erschrocken fuhr ich hoch. Vorsichtig ging ich zum Fenster und sah in die Dunkelheit. Als meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnte ich eine Person erkennen. Es war Dylan.

Ich öffnete das Fenster. „Was machst du hier?", rief ich leise. „Komm raus!", antwortete er genauso gedämpft. Ich zögerte. Ich hatte keinen Grund mehr ihm zu vertrauen, allerdings hoffte ich auf eine Erklärung. Ich hatte mich vor dem Schlafengehen nicht mehr umgezogen, also konnte ich direkt in meinen Straßenklamotten rausgehen. Leise schlich ich mich die Treppen runter und öffnete die Haustür. Beim Schließen machte sie ein leises Geräusch, aber sonst blieb alles still. Dann drehte ich mich um und sah Dylan, lässig wie immer an sein Motorrad gelehnt. „Hey.", begrüßte er mich und lächelte mich vorsichtig an. Oh Mann, ich durfte mich nicht ablenken lassen. „Was willst du hier?", fragte ich also noch einmal im Flüsterton. „Kylie, hör zu. Ich will es dir ja erklären. Aber nicht hier!", sagte er leise und warf einen Blick auf das Haus, in dem meine Eltern noch schliefen. Er deutete auf sein Motorrad. „Steig auf." Ich schüttelte den Kopf. Warum sollte ich einfach so mit ihm mitfahren? „Bitte?" Ich war hin- und hergerissen. „Na gut.", willigte ich nach kurzer Zeit ein. Ich wollte hören, was er zu sagen hatte. Dann stieg ich auf.

Meine große LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt