Am nächsten Morgen holte Ted mich wie immer ab. Wir fuhren zur Schule und dort trennten sich unsere Wege. Ted wurde überschwänglich von Anastacia begrüßt, ließ sie aber abblitzen. Ich wurde von Eleanor begrüßt und von ihr auf den neusten Stand der Dinge gebracht, wobei wir uns erst gestern gesehen hatten. Kurz: Es war alles wie immer. Nein, nicht ganz, denn in dem Moment fuhr Dylan mit seinem Motorrad auf den Parkplatz. Er gesellte sich zu Ted, Anastacia und den anderen Beliebten. Er blickte nicht zu mir herüber, da war kein magischer Moment oder so etwas. Ich beobachtete ihn, wie er Anastacia mit einem Kuss auf die Wange begrüßte. Ich seufzte. Ich musste ihn mir wirklich aus dem Kopf schlagen. „Kylie?", fragte Eleanor. „Ja?", antwortete ich verwirrt. „Hast du mir überhaupt zugehört?", wollte sie empört wissen. Ich schüttelte entschuldigend den Kopf. „Tut mir Leid. Ich war gerade in Gedanken woanders." „Woanders? Ja, und ich weiß auch genau wo!", lachte sie mit einem vielsagenden Blick auf Dylan. Ich zuckte mit den Schultern und wir gingen in den Unterricht.
In der letzten Pause kam Ted zu mir. „Hey, Schönheit!". Er grinste. Ich lachte: „Wann hörst du nur endlich auf damit?". „Womit?", fragte er unschuldig. Ich lachte kopfschüttelnd. „Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass meine letzte Stunde ausfällt, kannst du mit Eleanor fahren?", erklärte er dann. „Klar.", stimmte ich zu. Dann gab ich mir einen Ruck und fragte: „Sag mal, was läuft da eigentlich zwischen Dylan und Anastasia?". „Nichts Ernstes, soweit ich weiß. Warum?". Prüfend sah er mich an und zog seine Augenbrauen hoch. „Bist du etwa eifersüchtig?". „Quatsch!", meinte ich, konnte aber nicht verhindern, dass mir wieder einmal die Röte ins Gesicht stieg. Ted riss die Arme in die Luft und rief: „Ja! Ich hab's gewusst! Ich wusste es! Du stehst auf Dylan!". „Pscht! Nicht so laut!", versuchte ich ihn zu beruhigen. Er hob mich hoch und drehte sich mit mir um die eigene Achse. Als er mich wieder absetzte, umarmte er mich. „Meine Kleine ist verliebt", sagte er dann leise. Verlegen drehte ich mich weg. Vielleicht hatte er sogar Recht. Ich mochte Dylan wirklich sehr. Aber trotzdem verunsicherte mich die Sache mit Anastacia.
Die letzten Unterrichtsstunden vergingen und ich suchte Eleanor auf dem Parkplatz, um mit ihr nach Hause zu fahren. Aber ich konnte weder sie, noch ihr Auto entdecken. Dafür entdeckte Dylan mich. „Hey, Kylie!", begrüßte er mich. „Hi.", antwortete ich knapp und sah mich weiter suchend um. Ich wollte mich zusammenreißen, sonst hörte er noch, dass ich wegen Anastacia eingeschnappt war. „Suchst du noch eine Mitfahrgelegenheit?", fragte er mich auffordernd und setzte sich auf sein Motorrad. Eigentlich sollte ich sofort aufsteigen, aber etwas in mir sträubte sich dagegen. Was war bloß zwischen ihm und Anastacia? „Ich suche Eleanor, sie wollte mich mitnehmen...", antwortete ich stattdessen. „Ich glaube, sie und Lorenzo wollten noch ein Projekt in der Bibliothek fertig machen. Na los, steig auf, ich fahr dich.", bot er an. Ich zögerte. Warum wusste ich nichts von diesem Projekt? Ich sah mich noch ein letztes Mal nach Eleanor um, dann ging ich unentschlossen auf das Motorrad zu. „Na komm, ewig hab ich auch nicht Zeit!", grinste er mich verschmitzt an. Bei diesem Grinsen schmolz ich dahin und stieg auf. Als ich meine Arme um seinen Bauch legen wollte, fiel mir ein, wie Anastacia am Samstag ihre Hände unter sein Shirt geschoben hatte. Ich hielt mich hinten am Motorrad fest. Als wir losfuhren, merkte ich, dass ich mich so nicht gut halten konnte. Ständig versuchte ich mich mit meinem Körpergewicht besser auszubalancieren. Als wir an einer roten Ampel standen, sah Dylan über seine Schulter zu mir. Er sagte nichts sondern ließ den Lenker los, griff nach meinen Händen und legte sie um seinen Bauch. Seine Hände blieben noch kurz auf meinen liegen, dann schaltete die Ampel auf grün und er fuhr weiter. Ich ließ die Hände locker auf seinem Bauch liegen und bemühte mich so wenig Körperkontakt wie möglich zu ihm zu haben. Ich wollte einfach nicht genauso wie Anastacia dasitzen. Er sollte merken, dass ich ein wenig beleidigt war. Vor meiner Haustür hielt er an und ließ mich absteigen. „Danke fürs Fahren.", sagte ich und lächelte leicht. Er nickte. „Immer wieder gerne!". Ich sah ihm kurz hinterher, dann drehte ich mich um und ging ins Haus. Ich hatte kaum meine Schuhe ausgezogen, als meine Mutter aus der Küche gestürzt kam und mich aufgebracht empfing: „Wer war das? Doch nicht etwa dieser neue Junge, dieser... Dieser Dylan?!". Überrascht sah ich sie an. „Doch, das war Dylan. Er hat mich nach Hause gefahren. Woher kennst du ihn?", fragte ich verwundert. „Ich habe gestern mit Ritchie telefoniert. Er hat gesagt, dass es am Freitag eine Prügelei gab und dieser Dylan hat da doch bestimmt auch mitgemacht. Kylie, so Jemand ist kein Umgang für dich! Ich möchte, dass du dich von diesem Jungen fern hältst! Konzentrier dich auf die Schule!", schimpfte sie. Ich unterbrach sie wütend: „Du kennst ihn doch gar nicht! Nur weil er eine Lederjacke trägt und Motorrad fährt, ist er noch lange kein Verbrecher! Außerdem hat er mich nur noch Hause gefahren!". Ich wurde immer lauter. Erbost stampfte ich auf und rannte die Treppe hoch in mein Zimmer. „Schätzchen! Kylie, Maus!", hörte ich meine Mutter rufen, aber ich ignorierte sie. Ich wusste doch selber noch nicht so genau, was ich von Dylan halten sollte oder wer er war, da brauchte sich nicht auch noch meine Mutter einzumischen! Nachdenklich legte ich mich auf mein Bett und klappte meinen Laptop auf. Er war so anders, als Freitagabend. Am Fluss schien er so sensibel, ja fast schon verletzlich, als er mir seine Geschichte erzählt hat. Und in den letzten Tagen war er so aufgeschlossen jedem gegenüber. Manchmal fast schon draufgängerisch. Ich mochte ihn und ich glaubte auch, dass er mich auf irgendeine Art und Weise mochte, aber ich musste herausfinden auf welche. Denn ich wollte wissen, woran ich bei ihm war. Eleanor hatte Recht, ich hatte noch nie so für einen Jungen empfunden. „Hey.", erscheinte eine Nachricht auf meinem Bildschirm. Es war Dylan, er hatte mir bei Facebook geschrieben. „Hey", antwortete ich. „Ist alles ok? Du warst so angespannt eben", erkundigte er sich. Er hatte es gemerkt! Und er machte sich Sorgen. Hoffnung stieg in mir auf. „Jaja.", schrieb ich und wollte, dass er weiter nachfragte. „Ok, na dann.", kam nur von ihm. Warum schreib er mir? Warum hatte er nicht einfach eben nachgefragt? Enttäuscht ging ich offline. Unkonzentriert erledigte ich meine Hausaufgaben für morgen.
DU LIEST GERADE
Meine große Liebe
RomanceKylie ist ein ganz normales Mädchen, besucht eine ganz normale Highschool und verliebt sich in einen etwas anderen Jungen, der ihr das Leben von einer ganz neuen Seite zeigt. Es ist eine dieser Liebesgeschichten, nur mit etwas Abenteuer.