2 Kapitel

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Jade


Ich starrte schon wieder, oder sagten wir, immer noch auf die Prophezeiungen. Doch ich war nicht mehr in meinem Bett. Dort hatte ich es nicht mehr ausgehalten. Ich war auf dem Klo. Hatte in den Spiegel gesehen und festgestellt, dass ich einfach grauenhaft aussah. War in die Küche gegangen und hatte mir um vier Uhr ein Snack gemacht. Bestehend aus einer sauren Gurke, einer Scheibe Schinken und einem gekochten Ei. Und dann hatte ich mich an den Tisch gesetzt, und angefangen, auf die Prophezeiungen zu starren.

Der Graf will den Stein der Weisen. Und Gwen sollte aus Liebe zu mir sterben, weil es anders wohl nicht gehen mag. Doch ich hatte das Gefühl, etwas aus dem Traum vergessen zu haben. Hatte ich gewusst, wozu der Stein der Weisen fähig war?

>>Ähm Gidi, nimm es mir nicht übel, aber du siehst echt scheiße aus!<< sagte Raphael, als er die Küche betrat. Warum war der jetzt schon wach? Es war doch gerade erst ... sieben. Aber vor fünf Minuten, als ich das letzte Mal auf die Uhr gesehen hatte war doch erst halb sechs gewesen.

Also langsam verlor ich den Verstand.

>>Dir auch einen schönen, guten Morgen.<< erwiderte ich.

>>Will ich wissen, warum du schon wach bist?<< Er sah mich prüfend an, während er den Kühlschrank öffnete und wieder schloss.

Der Kühlschrank war leer. Das war er auch schon, als Charlotte hier war. Deshalb gab es Spaghetti. Und Spargelröllchen gab es wohl, weil es die Reste waren. Jetzt hatten wir nichts mehr. Daran hätte ich auch denken können!

Raphael nahm zwei Äpfel, setzte sich mir gegenüber und reichte mir einen.

Ich schob die Prophezeiungen aus dem Weg und überlegte kurz, ob ich ihm davon erzählen sollte. Entschloss mich aber dagegen. Dafür war es noch zu früh, oder?

>>Konnte nicht schlafen.<< antwortete ich ihm endlich.

Raphael schüttelte den Kopf. >>Komm schon. So schlimm kann Liebeskummer nun auch wieder nicht sein.<<

>>Ich habe keinen Liebeskummer!<< sagte ich beleidigt. Oh doch, ich hatte Liebeskummer. Ganz offensichtlich.

>>Nee. Ist klar. Ich geh dann mal Duschen. Will heute pünktlich sein.<< Er stand auf, warf einen schnellen, komischen Blick auf die Prophezeiungen, drehte sich dann um und verließ die Küche.

Ich begann von neuem auf die Prophezeiungen zu starren und aß geistesgegenwärtig den Apfel. Und wieder verstrich die Zeit im Flug. Nach weniger, als einer Minute, so hatte es sich jedenfalls angefühlt stand Raphael wieder in der Tür.

>>Ich geh dann. Bis heute Abend. Und viel Spaß.<< meinte er.

>>Mhm ... dir auch.<< murmelte ich, ohne auf zu sehen.

>>Geht es dir wirklich gut?<< fragte Raphael und klang sogar leicht besorgt. Was mir zeigte, dass ich mich ganz offensichtlich total daneben benahm.

>>Sicher geht es mir gut.<< Ich zwang mich, meinen Blick von den Prophezeiungen zu lösen und Raphael an zu sehen. Und begann zu lachen. >>Oh mein Gott. Ich muss sagen: Du hast Stil Bruder. Ein Doppelknoten in der Krawatte. Du machst einen ganz neuen Modetrend. Mum wäre stolz auf dich, könnte sie dich jetzt sehen.<<

>> Haha. Lustig. Ich lach mich tot. Außerdem, sieh dich mal an. Du trägst dieselben Klamotten wie gestern. Nur, dass es so aussieht, als hättest du darin geschlafen! Ich geh jetzt. Tschüss.<< sagte er leicht gereizt.

Smaragdgrün - Gideons SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt