7 Kapitel

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Operation Opal


Auf dem Weg zu Madame Rossini machte ich Mr George wirklich Konkurrenz. Ich brauchte doppelt so lange, wie sonst.

Normalerweise nervten mich Leute, die so schnell gingen, wie ich momentan. Auf Fußgängerwegen überholte ich sie immer und verdrehte die Augen. Und als ich vor gut drei Jahren ein Mädchen aus meiner Schule fragte, warum sie so langsam zum Unterricht ginge antwortete sie nur: lieber zu spät, oder verschwitzt!

Und dass verstand ich noch weniger. Warum waren Leute so oberflächlich? Mir waren zu der Zeit meine Noten wesentlich wichtiger gewesen, als so etwas Banales.

Als ich vor dem Atelier stand hörte ich schon Madame Rossini von drinnen. Sie redete mit sich selbst, während ihre Absätze über den Boden klapperten. Ich wollte wirklich nicht da rein.

Um ehrlich zu sein machte Madame Rossini mir Angst. Wenn ich schon an diese schrägen und einfach nur grauenhaften Klamotten dachte, graute es mir schon. Als ich an die Klamotten aus dem 16. Jahrhundert dachte lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken.

Am liebsten hätte ich mich umgedreht und währe weggefahren. Irgendwohin. Egal, wohin. Ins Kino, zu einem Kaffeestand, oder einfach nach Hause, um dort später irgendeinen dummen Film mit Raphael zu sehen.

Doch was hatte ich schon für eine Wahl? Ich atmete noch einmal tief durch und klopfte dann.

>>'errein.<< hörte ich Madame Rossini mit ihrem französischen Akzent sagen. Verdammt, jetzt war es zu spät.

Ich öffnete dir Tür und trat langsam ein, denn so eilig hatte ich es immer noch nicht in diese Klamotten zu kommen.

>>Guten Tag, Madame Rossini.<< sagte ich höflich.

>>Da bist du ja endlisch. Isch warte schon die ganze Zeit auf disch. Dein Onkel hat schon vor einer Ewigschkeit bei mir angerufen und mir von der Planänderung erzä'lt. Isch 'abe auch nischt den ganzen Tag Zeit. Und nun Marsch Marsch. Allez 'oppe deine Kleider liegen auf dem Tisch.<< sagte Madame Rossini und zeigte dabei auf einen Berg von Klamotten auf dem Tisch. Und ungelogen, davon bekam sicher jeder Passant, der mich sah Augenkrebs.

Zum Weglaufen war es jetzt sowieso zu spät. Madame Rossini stand nämlich vor der Tür und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Außerdem zog sie eine Augenbraue hoch, sodass es wie eine unausgesprochene Herausforderung war.

Eine Herausforderung, die ich niemals eingehen würde.

>>Nun stell disch nischt so an. Mein Schwanen'älschen macht nie einen Aufstand wegen der Kleider. Und auscherdem muss sie disch aus'alten . Kein Wunder das sie da krank wird.<< fing Madame Rossini auch gleich an zu meckern.

Ich verstand ja, warum Gwen nicht meckerte. Erstens war sie nicht der Typ, der andauernd rummeckerte und zweitens war die Damenmode der damaligen Zeit war auch nicht annähernd so schlimm wie die Herrenmode.

>>Ich bin ja schon dran.<<

Soweit ich wusste beschwerte sie sich ja sowieso schon viel zu oft bei Falk wegen meinem Benehmen und der Kritik an den komischen Klamotten. Aber der hatte gut reden, der musste ja auch nicht diese komischen Sachen anziehen, die überall Rüschen hatten und knall bunt waren, sodass man locker als Clown im Zirkus oder als Straßenmusiker durchgehen würde.

Ich nahm den Kleiderstapel vom Tisch und ging ohne Protest in die Umkleidekabine. Als ich aber die Kleider in der Umkleidekabine genauer unter die Lupe nahm, konnte ich ein aufstöhnen nicht unterdrücken. Das war ein Monster!

Smaragdgrün - Gideons SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt