~Unwetter~

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Aleine saß in ihrem Bett, mit einer Tasse Tee und surfte im Internet, als eine schlechte Nachricht sie erreichte.

{Unwetterwarnung! Bitte bleiben Sie heute Abend in ihren Häusern!}

Augenblicklich sah sie nach draußen. Ihre Oma Karin ist hoffentlich nicht da draußen, aber es könnte doch so sein... Sie kam bis jetzt nicht nach Hause.
Aleine sah sich in ihrem Zimmer um und  dann nochmal hinaus. Es prasselte der Regen gegen das Fenster und einige kleine Äste schlugen schon gegen die Scheibe. Sie sah auf die Uhr. 22:03 Uhr schon und gemeldet hatte sie sich auch nicht. Sorgen machten sich breit und ließen sie aufspringen. Sie packte ihr Handy. Keine neuen Nachrichten. Sie wählte sofort die Nummer ihrer Oma, ein Handy hatte sie ihr ja gegeben. Es wählte.. Und wählte.. Immerhin Empfang. Sie nahm ab! "Oma? Hallo.. Ist alles gut bei dir?" Geräusche hörte sie, aber keine Stimme. Dann ganz leise. "Hallo.. kannst du mich.. hören? Du musst.. Kannst du mir bitte helfen..?
Aleine erkannte die Stimme nicht aber fremd war sie ihr auch nicht.
"Wo ist Karin?" Es kam einige Zeit nichts. Dann war die Leitung weg.

Sie ballte die Faust um ihr Handy,  schmiss ihre Kopfhörer auf das Bett und nahm ihre Tasche. Sie riss die Jacke vom Haken und stopfte sich regelrecht noch in einen Pulli.
Schon ging sie die Treppe runter und stand vor der Haustür. Sie schwang die Tür auf und sah die Ausmaße des Unwetters. Aus dem Wohnzimmer heraus hörte sie ein Bellen und ihr Hund Lupus kam angerannt. Schon schlüpfte er durch die Tür. Sie überlegte kurz ob sie in mitnehmen sollte.

Der Vorgarten gleicht einem Tümpel und der Weg ist eine einzige Pfütze. Ein Blick in die noch dunkler gewordenen Straße zum Hinterhof  und sie musste etwas schlucken.

Sie ging schon oft bei Regen und Dunkelheit mit Lupus raus, aber diesmal scheint auch er zu merken, dass etwas anders ist.
Irgendwie verlies sie der Mut. Lupus schüttelte sich ausgiebig. Sie brauch jetzt nicht zögern. Es geht schließlich um ihre Großmutter, die Einzige die sie noch als Familie hat. Sie atmete noch einmal tief durch und rannte mit ihm los. Den Weg hoch zur Straße rief sie erneut Oma's Nummer an.
Es wählte wieder. Sie sah nach vorn. Es wurde schon jetzt arg dunkel, doch ihre Nachsicht war nicht die Schlechteste. Die Leitung wurde gekappt. Sie steckte ihr Handy energisch in ihre Jackentasche und musste nun durch den kleinen Waldabschnitt. Sie überkam die Gänsepelle. Obwohl sie ein gutes Tempo drauf hatte wurde ihr nicht warm. Binnen ein paar Minuten waren ihre Haare völlig nass und Regen tropfte ihr schon unablässlich vom Gesicht.

Lupus hechtete neben ihr her, mal war er schneller, aber er blieb bei ihr, sodass sie ihn sehen konnte. Noch etwas Schneller! Bei der nächsten Busstation hielt sie kurz an und sah nach den Abfahrtszeiten. Sie hatte leise Hoffnung gehabt. Um 4 Uhr morgens erst wieder. War ja klar schallte sie sich selbst und rannte weiter.
Noch beim Rennen überlegte sie, wo sie hinkönnte und da fiel ihr ein, dass es einen großen Park in der Nähe gab. Karin machte gern auf dem Weg nach Hause vorher einen Abstich in den Park. Dahinter ist eine Grenze der Stadt, umzäunt von einem etwas größeren Wald und dahinter Wasser soweit das Auge reicht. Sollte sie es dort zuerst versuchen, bevor sie einfach loslief oder die Polizei anrufen? Oder kam Karin vielleicht schon in dem Moment nach Hause? Sie holte ihr Handy noch einmal heraus und versuchte Karin zu erreichen.

Durch das laute Rauschen hörte sie kaum, wie es wählte bis es in der Leitung still wurde. "Oma?! Bist du dran?! Wo bist du?!" Nichts, oder doch? Es klang diesmal wie tiefer, schwerer Atem. "Hallo?! Antworte mir! Wo bist du?!" Ein Geräusch, dass wie ein Knurren klang ertönte. Sie sah zu Lupus, der jedoch wachsam seine Umgebung erkundete.
"Was zum?!!" Wieder eine kurze Pause. "Komm Kind!" Das kam mit Sicherheit nicht von ihrer Oma!
"Wer sind Sie?! "Wo ist Karin?!", Erneut: "Komm Kind!" Wut erfasste sie schäumend. "Ich schwöre Ihnen, sagen Sie mir wo Sie sind! Wenn Sie etwas damit zutun HABEN..!"
ihr etwas angetan haben, bringe ich sie um!" Schnaufend rang sie nach Atem. Das Einzige, was noch kam war: "Durch den Wald..", bevor das Gespräch beendet wurde.
Eine andere Stimme sprach, weicher aber zischend, wie von einer Schlange. "Verdammte Scheiße, was geht hier vor?!" Sie schrie durch die Zähne und rannte in die Richtung, wo es zum Park gehen muss. Die Straßen waren natürlich alle sehr leer und einige Autos wurden sogar einfach an Bordsteinen und in Nebenspuren geparkt. Als sie schon das Schild zum Park sehen konnte, sagte sie sich es ein klein wenig langsamer angehen zu lassen. Sie rannte jetzt schon 20 Minuten durch und wollte noch ein paar Restkräfte haben.

Sie rannte ohne Zögern in den Park hinein und kam sich vor, wie der komische Jogger, der auch immer bei Wind und Wetter hier seine Runden rannte und so lustig dabei aussah. Lupus lief vor ihr und blieb am schlammigen Waldboden stehen. Der Weg lag genau vor ihr. Ich soll hier rein? Bist du wahnsinnig?. fragte sie sich selbst. Gedanken überschlugen sich regelrecht. Sie schloss die Augen und öffnete sie wieder. Oft "sah" sie dann etwas klarer. Sie ging in den Wald hinein und ihr Fuß blieb im Schlamm stecken, gerade als sie herauskam blieb sie erneut stecken. Sie kam immer wieder wegen herausragenden Wurzeln ins straucheln, was ihr die Kraft raubte.

Mittlerweile von Blicken verfolgt gefühlt, brennender Lunge und wild pochendem Herzen lief sie so gut sie konnte immer weiter. Sie zwang sich kontrollierter zu werden und sprach sich innerlich Mut zu, dass sie es schaffen würde Karin zu finden. Ehe sie sich versah, krachte sie rittlings auf den Boden und stieß mit dem Kopf auf etwas sehr Hartes. Kleinere, scharfkantigere Steine zerkratzten ihr Wange und Hände und sie war kurz außerstande sich zu bewegen.
Die Luft wurde ihr aus der Lunge gepresst und entrang sich ihr nur pfeifend. Mit ihrer Schläfe und ihrem Bauch, war sie auf vermooste, vom Regen nasse Steine gestürzt. Ihr war noch Schwärzer vor Augen und wenn sie sich nicht so schon hätte kaum bewegen können, hätte sie sich am liebsten selbst noch eine gegeben. Einfach so ohne Vorbereitung, ohne Plan war sie losgerannt und hatte nicht mal genau nachgedacht was sie tat. Nun rappelte sie sich auf und Lupus winselte und stupste sie mehrmals an.

Ihr kam die Wut. Sie tastete nach der Wunde und spürte die warme Flüssigkeit. "Versagerin! Du dämliche Versagerin!!", sagte sie sich selbst und versuchte aufzustehen. Wie von selbst sackte sie wieder zusammen und fluchte erneut, weil sie im schlammigen Waldboden keine Haftung fand. Lupus drehte sich um und bellte. "Was... hast du..?" Sie hustete die Worte mehr, als dass sie sie sprach.

Lupus sprintete los und verschwand im dunklen Gebüsch. Sie hörte die Blätter rascheln und dann war sie allein. Panik erfasste sie und ließ ihren schmerzenden Körper beben. Sie zog die Beine unter den Po, um seitlich aufzustehen. Das tat weh, hoffentlich hatte sie sich keine Rippe gebrochen. Sie rief: "Lupus! Komm her!" Nichts kam von ihm, sie rief noch ein paar Mal und wurde immer wieder von Husten geschüttelt. Alles wurde noch dunkler und Schatten waberten ihr vor Augen umher, als sie noch merkte, wie mehrere Tropfen ihres Blutes ihr das Gesicht hinabliefen.

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Sie bewegte sich. Schritte nahm sie unter sich war und schwankend kam die Welt wieder zurück. Sie spürte ihren wie zu Blei gewordenen Körper und jede Bewegung ihrer steifen Glieder fühlte sich an, als wären es nicht ihre. Alles drehte sich wieder. Ihr war kalt und seltsam warm, doch sie zitterte ununterbrochen.
Langsam dämmerte es ihr, dass sie getragen wurde und ein stetig, kräftiges Wummern ertönte stark an ihrem Ohr.

Auch Lupus nahm sie wahr. Sein Hecheln und das Tapsen seiner Pfoten über den Boden, zusammen mit den festen, großen Schritten. Sie öffnete langsam die Augen, doch ihre Sicht war noch zu verschwommen. Sie wurde von Etwas, vorm nicht nachlassenden Regen geschützt.
Man ließ sie runter und sie wurde gegen einen Baum gelehnt. Die Schritte entfernten sich kurz von ihr und Lupus legte sich neben sie. Ein Klirren ließ sie zusammenzucken. Etwas funkelte im Schein des Mondes und sie versuchte klarer zu sehen.

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Das ist der erste Kapitel, ich hoffe er gefällt euch und ihr habt noch Lust die nächsten zu lesen!

Meine mitunter kurriosen Träume und die Liebe zum Schreiben ließen diese Geschichte entstehen.

Trotzdem muss ich zugeben und mich entschuldigen, dass ich sie öfters überarbeite.

Freue mich immer über Feedback.

Eure Kaye
Eingefleischter wannabe- =+

PhönixkindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt