Böse Liebe

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Es war später als sonst, als Tom und ich uns vor der Firma verabschiedeten. Auf dem Parkplatz gab er mir noch einen Kuss, bevor wir in unsere Autos stiegen und uns auf den Weg machten.
Im Hausflur traf ich dann auf Lew, der auf der Treppe vor meiner Haustür saß. "Ich wusste nicht wann du Feierabend hast, also habe ich hier gewartet." Irgendwie freute es mich, dass er hier auf mich gewartet hatte und nicht wieder weggefahren war. "Das tut mir leid, ich hätte dir eine Uhrzeit sagen sollen." Er lachte und zeigte dabei auf den Karton in seiner Hand, "Keine Sorge ich habe es überstanden aber die Pizza ist nun nicht mehr so lecker wie vorhin."
Ich öffnete meine Wohnungstür und schloß sie wieder, nach dem auch Lew meine Wohnung betreten hatte. "Setz dich doch ins Wohnzimmer, ich hole uns zwei Teller." Lew legte seine Jacke ab und nahm mir auch meine ab. Ich machte mich mit schnellen Schritten in die Küche. "Na super zwei mal am Tag Pizza, danach ist erstmal Diät angesagt Ann", fauchte ich mich selbst an. Im Wohnzimmer saß Lew an dem großen Esstisch und hatte bereits seine Ärmel hochgekrämeplt. Warum war das so kein bisschen komisch, dass er jetzt hier war. Ich fühlte mich als wäre er mein Mann, der gerade nach Hause gekommen war und jetzt auf sein Essen wartet. Und ich die Frau, die ihn jetzt liebevoll umsorgen würde.
"Darf ich dir etwas zu trinken anbieten, Kaffee oder..."
Lew unterbrach mich mitten im Satz und zog mich runter auf sein Schoss. "Ich habe dich vermisst Ann", flüsterte er mir zu und schmiegte seinen Kopf an mich. "Oh wow und wo war dein Anruf Lew?" Verdammt ich musste natürlich die eifersüchtige und trauende Verrückte rauslassen.
"Ich hatte dich sogar auf der Arbeit angerufen, aber ich habe mich damit abgefunden, dass ich nur für eine Nacht war."
Er schob mich wieder weg von seinem Schoss und schaute mich ernst an. "Wenn das so wäre, dann wäre ich jetzt nicht hier." Ich kehrte zurück in Richtung Küche, blieb dabei aber noch einmal im Türrahmen stehen, "Kaffee oder Tee?". "Ich nehme ein Wasser, danke."
Während dem Essen sprachen wir nicht viel miteinander, jeder war so sehr mit seinem Gedanken beschäftigt, dass man nur ab und zu ein kleines Schmatzen hörte.
"Hör zu Lew, das war nicht so gemeint, aber nach unserer Nacht gingst du mir einfach nicht mehr aus dem Kopf. Ich hatte in der Pizzeria angerufen, du warst nicht da. Du musst wissen, ich habe jemand anderen kennengelernt." Erschrocken schaute er von seinem Teller hoch zu mir. "Ann es tut mir leid, ich habe nicht gewusst, dass du angerufen hattest. Sag mir nicht du hast jemanden festes?"
"Doch, ich bin mir sicher, dass es sowieso nichts mit uns geworden wäre. Wären wir uns nicht zufällig auf meiner Arbeit begegnete, hätten wir uns vergessen."
"Sind wir aber und das ist Schicksal. Ann bitte, gib mich nicht auf. Ich weiß es klingt total kitschig und unrealistisch, aber ich will mit dir sein. In den letzten Wochen bist du mir nicht aus dem Kopf gegangen. Als wir uns dann wieder begegnet sind wusste ich, dass ich dich brauche."
Ich wusste nicht was ich sagen sollte, er war unglaublich lieb gewesen, aber er begegnete doch so vielen Frauen in seinem Job. Ich war bestimmt nicht die einzige, die er verführt hatte, aber wer weiß das schon...
Tom im Gegensatz war immer da, zudem arbeiteten wir zusammen und verstanden uns sowieso blendend.
"Lass uns den Abend genießen." Lew nahm meine Hand. Ich wollte nicht mit aber auch nicht ohne ihn und trotz der Tatsache, dass er mich nicht romantisch ausführte oder viel Geld hatte, war er mir doch irgendwie sympathisch.
Ich stand auf uns nahm seinen Teller. "Ich mach jetzt den Abwasch, mach es dir ruhig auf der Couch bequem."
"Lass mich dir helfen."
Überrascht drehte ich mich zu ihm. "Na wenn du das willst", grinste ich etwas frech.

Auch diese Nacht verbrachten wir zusammen, jedoch ging es diesmal viel ruhiger und gesinnter zu. Nach dem wir abgewaschen hatten, lagen wir zusammen auf der Couch und schauten Filme an. Lew konnte den großen Abstand zwischen uns nicht akzeptieren und versuchte mich mit billigen Tricks zu sich zu locken. Er gähnte und legte den Arm um mich, streichelte mir die Schulter, so unauffällig, als ob selbst keine Kontrolle über seine Hände hatte. Es fühlte sich an wie ein erstes Date, bei dem man etwas schüchtern nebeneinander sitzt und sich eigentlich so viel zu sagen hat, aber nicht den Mut dazu aufbringen kann. Irgendwann gab ich mich ihm hin und kuschelte mich an seine Brust. Er streichelte mir liebevoll durch die Haare und das Gesicht. Schließlich hatte er sich nach langem zögern zu mir runter gebeugt und gab mir einen Kuss.

Morgens wachten wir beide auf der Couch auf, wir waren wohl eingeschlafen, denn der Fernseher lief noch und das kleine Licht in der Ecke brannte auch. Ich schlief nach einer kurzen Kuscheleinheit wieder ein. Als ich zu zweiten mal aufwachte war Lew nicht mehr neben mir. Ich schlich durch die Wohnung und fand ihn in der Küche wieder. Er stand dort mit einer meiner Kochschürtzen um und briet irgendwas in der Pfanne. "Guten Morgen Sonnenschein."
Wow Sonnenschein, sieht ja fast danach aus als wären wir ein Paar. "Ich hoffe du magst Pfannkuchen." Ich entgegnete ihm mit einem müden Lächeln.
Lew schmiss nun auch den letzten Pfannkuchen aus der Pfanne auf einen Teller. Er näherte sich zu mir und zog mich an meiner Hüfte zu sich, dabei gab er mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn.

Wieso konnte er nur immer so unglaublich charmant sein und warum ließ mich das nicht kalt, obwohl ich doch wusste, dass er nicht der Einzige war. Andererseits hatte weder Tom, noch ich, uns offiziell zu einer Beziehung bekannt. War es also fremd gehen oder nicht?

Liebe zu drittWo Geschichten leben. Entdecke jetzt