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Ich saß in meinem Büro und starrte auf den Bildschirm von meinem Rechner. Ich hatte die Daten von Jordan zugestellt bekommen. Die betreffende Person war der Leiter einer sehr erfolgreichen Firma und wie es aussah, bekam man ihn immer wieder mit anderen Damen zu Gesicht. Alle hatten eine gewisse Ähnlichkeit. Brünette, schlanke, vollbusige Frauen mit kilometerlangen Beinen. Die meisten hatten vermutlich so viel Botox im Gesicht, dass keine Fältchen auch nur im Ansatz entstehen konnten und das war... etwas zu viel. Aber gut. Er stand drauf. Der Typ selber war 59 Jahre alt und hatte den Betrieb von seinem Vater übernommen und sein Bruder wurde mit Geld abgespeist. Jetzt wollte der Auftraggeber, der Bruder, Rache üben und seinen Bruder killen lassen. Klassischer Fall. Davon hatte ich in den letzten Jahren genügend gehabt. Die Zeit drängte ein wenig, aber ich musste mich auch auf die Schule konzentrieren. ,,Eva, kommst du mal bitte?", rief ich. Ein rothaariges junges Mädchen kam in den Raum. ,,Ja? Was ist los, Hana?", fragte sie mit leiser Stimme. ,,Kannst du Sam mal bitte sagen, dass ich sie in einer halben Stunde hier erwarte? Sie kann mir bei einem Auftrag behilflich sein." Das Mädchen nickte und lief mit schnellen Schritten aus dem Raum. Ich ging die Akte weiter durch, als ich auf ein paar interessante Dinge stieß. Es waren Zeitungsartikel mit an den Rand gekritzelten Notizen. Die Überschriften dieser Artikel ließen schlechtes erahnen: ,,Leiter der Firma Birmingham plante angeblich Selbstmordattentat!" oder ,,dritter Suizidversuch in Folge: Was will uns Geschäftsführer der Firma Birmingham sagen?!" Ich seufzte auf. Diese Frage war so sinnvoll wie ein Aquarium ohne Wasser. Vielleicht wollte der Typ einfach nur sagen, dass er keinen Bock mehr auf sein Leben hat?! So dumm kann doch keiner sein!
Ich ließ diese Fragen sein und las die Randnotizen. Ein Satz  (,,Im Haus des 59 Jahre alten Herrn Welchow wurden angeblich mehrere Medikament-Verpackungen gefunden, allesamt in zu hoher Dosis tödlich!") mit einer kürzeren Notiz in einer anderen Handschrift weckte meine Aufmerksamkeit. Die Notiz: ,,Mehr Medikamente. Dosis auf drei Tabletten pro Mahlzeit erhöhen." verwunderte mich. Wenn man dem Artikel Glauben schenken durfte, musste die Dosis der Tabletten schon sehr hoch gewesen sein. Genauer gesagt so hoch, dass Herr Welchow ohne weiteres vom Stuhl kippen und nie wieder aufwachen dürfte! Na ja. Ich wusste jetzt ein wenig mehr. Scheinbar hatte der Auftraggeber schon mehrere Male versucht, seinen Bruder umzubringen, allerdings ist das nie so wirklich was geworden. Jetzt sollte ich also diese Aufgabe übernehmen. Ich schreckte aus meinen Gedanken, als es an meiner Bürotür klopfte. Eine junge Frau mit blonden Haaren und pinken Strähnchen öffnete sie und trat ein. ,,Hana? Du wolltest mich sprechen?" Sie war sichtlich nervös. ,,Ja. Setz dich doch.", meinte ich mit sanfter Stimme. ,,Also. Ich habe einen Auftrag für dich." Erwartungsvoll schaute mich die junge Frau an. ,,Und was soll ich machen?", fragte sie mit einer leichten Spur von Ungeduld in der Stimme. ,,Du sollst diesen Kerl hier verführen, sodass ich ihn ganz leicht umbringen kann..."

Am Abend hatte ich es satt, nur vor dem Computer zu hängen und Akten zu lesen. Ich ging in den Besprechungssaal, der mit ein paar Leuten gefüllt war, und diese Leute unterhielten sich angeregt, bis ich in den Raum kam. Sie starrten mich auf einmal mit großen Augen an. ,,Was ist? Habe ich etwas im Gesicht Leute?" Alle schüttelten synchron die Köpfe. Irgendwie sah das lustig aus. ,,Na dann, was ist? Führt eure Gespräche ruhig weiter!", sagte ich resigniert. So war das immer, wenn ich den Konferenzsaal betrat. Vor allem unter den Neulingen. Leise wurden die Gespräche vereinzelt wieder aufgenommen, als hinter mir Coraly in den Raum kam. ,,Hana? Kann ich mal kurz mit dir reden? Unter vier Augen?" Als ich ihre Stimme hörte, fuhr ich erschrocken zusammen: ,,Coraly! Erschreck mich bitte nie wieder so! Mir ist fast das Herz stehen geblieben!", lachte ich. Coraly sah mich merkwürdig an. Ich glaube, das Thema, welches sie mit mir besprechen will, ist doch etwas ernster. Ups. ,,Ja... Ähm.. Lass uns doch vor die Tür gehen.", meinte ich verlegen. Ich öffnete die Tür des Saals und ließ Coraly vorgehen. Nachdem auch ich draußen war, schloss ich die Tür. ,,Ja? Was ist so wichtig, dass du es mir nicht drinnen sagen kannst?", fragte ich. Ich war neugierig geworden. ,,Ich habe noch etwas in der Akte von Herrn Welchow gefunden. Du hast die Zeitungsartikel mit den Notizen gefunden?" Als ich nickte, redete sie weiter: ,,Nun. Da war ein Artikel dabei, der etwas seltsam war. Hier. Der hier." Sie deutete mit dem Finger auf den Zeitungsausschnitt mit der Überschrift: ,,Leiter der Firma Birmingham plante angeblich Selbstmordattentat!" In meinem Kopf setzte sich etwas in Bewegung. Den hatte ich doch vorhin schon einmal gesehen! Warum war mir nicht eingefallen, dass der Artikel nicht mit den anderen zusammenpasste?! ,,Und was willst du mir damit sagen?", fragte ich.  ,,So weit war ich selbst noch nicht. Ich fand es nur etwas merkwürdig und dachte, dass du vielleicht eine Idee hättest." Langsam schüttelte ich den Kopf. ,,Nein. Leider nicht. Aber Coraly? Ich hab Hunger. Ich denke, das Nachdenken kann bis nach dem Essen, oder gar bis morgen warten. Schlimm?" Ich wartete gar nicht erst auf ihre Antwort, sondern rauschte weg. Auf dem Weg in die Küche knurrte mein Magen unheimlich laut und ich warf einen Blick in den Kühlschrank. Nichts. Genervt stöhnte ich auf und schlug die Tür wieder zu. Ich schnappte mir einen Apfel aus der Obstschale auf dem Tisch und verzog mich in mein Büro. Irgendwie hatte ich keine Lust, morgen wieder in die Schule gehen zu müssen. Mittwochs war es immer anstrengend, denn ich hatte gleich als erstes eine Doppelstunde Psychologie. Aber irgendwie würde ich das schon schaffen.

Als ich im Bett lag, machte ich mir nochmal Gedanken wegen dem Zeitungsartikel. Es war schon merkwürdig. Selbstmordattentat... Dann müssten ja rein theoretisch auch Waffen im Haus gefunden worden sein. Oder wie kamen jetzt die Reporter auf so einen Müll? Meine Gedanken schweiften weiter zu Nate. Er war sympathisch, nicht so ein komischer Macho, wie der größte Teil meines Jahrgangs. Jedenfalls schien er total cool drauf zu sein. Er hatte scheinbar ähnliche Interessen wie ich und auch Skylar war ihm etwas zu aufdringlich, um es mal nett auszudrücken. Das war meine Einschätzung, die nicht stimmen musste. Er könnte auch das größte Arschloch sein, das existiert und jemals existiert hat. Ich wollte mehr über ihn in Erfahrung bringen, einfach weil ich ihn nach dem ersten Eindruck sehr nett fand. Aber ich hatte heute auch nur zwei Stunden mit ihm. Deutsch und Mathe. Während Mathe hatten wir ein sehr interessantes Gespräch. Wir haben uns darüber unterhalten, ob es einen Gott gab. Ich bin Atheistin. Nate geht an Feiertagen und auch manchmal Sonntags in die Kirche, weil sein Vater katholischen Glaubens ist. Er selbst glaubt nicht an eine ,,höhere Macht" die alles und jeden kontrolliert, aber er fand die Idee für kleine Kinder gut. Um ihnen zu erklären, wie die Welt funktioniert. Genau diese Idee mochte ich nicht. Es wäre eine zu große Enttäuschung für die Kinder, später herauszufinden, dass das Universum nie von einem Gott geschaffen wurde. Sowieso denke ich, dass wir an nichts  glauben sollten, dessen Existenz nicht eindeutig klar ist. Wir sollten also nicht an Gott glauben. Aber jedem das seine.

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A/N:

So liebe Leute. Auch das zweite Kapitel von Kill ist draußen. Da kann man schon leichte Ansätze von Hanas Weltbild erkennen. Mein Weltbild ist gewissermaßen ähnlich, aber nur in winzig kleinen Kleinigkeiten. Ich glaube aber auch nicht an Gott. Hana wollte ich von Grund auf etwas merkwürdig gestalten. Später, wenn wir uns dem Höhepunkt nähern, werde ich auch noch ein paar Aspekte ihrer Geschichte offen darlegen, glaube ich.

Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen. Lasst doch ein Feedback da :)

Eure Franzie <3

Kill Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt