Oh Gott, was war das denn jetzt?! Was musste Nate denn jetzt von mir denken! Ich hab mich echt merkwürdig benommen, und dieses Gekicher!
Das mit der Umarmung... Ich bereute es nicht aber gut. Ich bereute generell nichts. Als er mich dann auch umarmt hatte, ist eine angenehme Wärme in mir aufgestiegen. Ja, das mag vielleicht wie aus irgendeinem extremen Kitschroman klingen, aber es ist wirklich so.
Kopfschüttelnd wendete ich mich meinem Computer zu, als es an meiner Tür klopfte. ,,Herein?", rief ich. Sam kam durch die Tür. Sie wirkte etwas verzweifelt. ,,Hana, ich brauche deine Hilfe!", meinte sie und klang, wie als ob sie am Boden war. ,,Was ist los?"-,, Äh... Ich habe heute Abend eine Verabredung mit diesem Geschäftsführer, dazu brauche ich ein passendes Outfit... kannst du mir bitte helfen?" Okay. Eine Klamotten-Misere. Das war definitiv nicht so extrem. Ich dachte schon, meine schlimmsten Vermutungen wären wahr geworden und wir hätten die Bullen am Hals. Das wäre ein Problem!
,,Klar, kein Ding. Sag mal, wie hast du es so schnell hinbekommen, dass du ein Date mit den Typen hast?", fragte ich, als wir zu Sams Zimmer gingen. ,,Sagen wir es mal so... wir haben uns einmal getroffen und er war... Sehr angetan von mir." Ich war überrascht, weil Sam einfach so gar nicht seinem Beuteschema entsprach. Sie ist klein, hat 'ne blonde kurze Mähne und pinke Strähnchen und ist in einigen Fällen alles andere als seriös. Der Geschäftsführer stand allerdings auf lange, sonnengebräunte Beine, braune, lange Haare, drei Tonnen Silikon in der Brust und so viel Schminke im Gesicht, dass ein Künstler sie als Farbpalette nutzen könnte.
Das erste, was Sam tat, als wir in ihrem Zimmer waren: sie riss ihren Kleiderschrank auf und warf sich, halb in Tränen ausgebrochen, auf den Boden. An solche Reaktionen habe ich mich schon vor Jahren gewöhnt, als ich sie eingestellt hatte. Also als Coraly sie eingestellt hatte. Damals... War ich noch etwas jünger und konnte das nicht.
Ich ging auf ihren Schrank zu und wühlte ein bisschen darin herum. ,,Sag mal, was macht ihr eigentlich? Geht ihr ins Kino oder ganz klischeehaft in so ein ultrateures Restaurant, wo er dich dann abfüllt, um dich in irgendeiner dunklen Gasse zu vergewaltigen?" Sam gab ein Schniefen von sich und meinte: ,,Ganz Klischee gehen wir in ein sehr elegantes Restaurant. Ich hoffe nur, dass sich das mit dem vergewaltigen nicht bewahrheitet!" Das ganze sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht, also konnte das kleine Problemchen doch nicht so dramatisch sein.
Nach ein paar Minuten Kramen stieß ich auf ein Kleid. Ein echt tolles Kleid. Es war dunkelblau, ging bis knapp über das Knie und kurz unter der Brust setzte ein wundervoller Tüllrock an. Der Teil, der nicht aus Rock bestand, war mit glitzernden Steinen besetzt und sah aus wie ein Galaxy-Print.
,,Das ist... toll!", kreischte ich auf. Sam schüttelte den Kopf. ,,Nein. Dieses Kleid kann ich unmöglich tragen. Da würde ich doch lieber im Bikini gehen! Wenn ich mit diesem Kleid auftauche, bin ich doch vollkommen overdressed! Sowieso. Ich weiß nicht, wann ich dieses Kleid jemals tragen würde. Du kannst es haben, wenn du magst." Ich konnte mein Glück kaum fassen, dieses nachtblaue Kleid war jetzt in meinem Besitz! ,,Aber in was würdest du dir nicht overdressed vorkommen? Du wirst in ein Nobelrestaurant ausgeführt, da musst du auch mal was elegantes tragen.", sagte ich, während ich weiterhin in Sams Kleiderschrank Klamotten in alle Richtungen schob. ,,Kann ich nicht im Klassiker gehen? Das kleine Schwarze? Mit meinen neuen High Heels?", fragte sie fast schon bettelnd. ,,Nein! Ganz sicher nicht! So wie ich dich kenne, bedeckt es sowieso nur das, was unbedingt sein muss! Willst du, dass er dich im Anschluss noch in 'ne dunkle Gasse zerrt oder was?!" Danach war sie ruhig und ich konnte in Ruhe die Kleidung durchwühlen.Eine halbe Stunde später hatte ich ein ganz passables Ergebnis erzielt. Sam trug jetzt eine weiße Bluse und einen dunkelgrauen Bleistiftrock. Dann öffnete ich ihr Schmuckkästchen und holte ein Armband raus, das mit etlichen kleinen Kristallen verziert war. Dazu muss man wissen, dass die Eltern von Sam eine Menge Geld haben, weshalb sie eigentlich alles bekommt, was sie sich wünscht. Selbst die teuersten Kleider würde sie bekommen, wenn sie ihr gefallen. Aber trotz all dem Luxus ist Sam eine bodenständige, junge Frau, die auch gerne mal in Läden stöbert, die keine teure Kleidung verkaufen. Das gefällt mir. Sie wurde durch den Reichtum nicht verblendet, wie es einfach bei zu vielen Menschen passiert.
Unter dem Bett standen einige Schuhkartons und einen davon holte Sam jetzt hervor. Sie öffnete ihn und zum Vorschein kam ein Paar noch nie getragener Louboutins in schwarz. ,,Meine Babys...", flüsterte Sam und ich musste unwillkürlich grinsen, denn eigentlich war es nur ein Paar sauteure Schuhe. Schnell schlüpfte sie in die schicken schwarzen Schuhe und griff nach einer passenden Clutch. ,,Wie sehe ich aus?“, fragte sie mich. Ich klatsche begeistert in die Hände. Das Outfit stand ihr super! Aus dem Schrank zog Sam noch schnell einen schwarzen Mantel und dann sprang sie (so gut es eben in den Schuhen ging) aus dem Zimmer.Draußen angekommen, wartete auch schon eine schwarze Limousine auf Dam, doch ich konnte das ganze Vorgehen nur aus der hell erleuchteten Eingangshalle beobachten, denn sonst liefern wir Gefahr, dass er sich mein Aussehen einprägen und mich wieder erkennen würde. Und das wäre alles andere als vorteilhaft für meine Arbeit. Ganz sicher.
Schnell rannte ich wieder zum Fahrstuhl und erntete meinem Weg mehr als nur komische Blicke. Man war es einfach nicht gewohnt, ein Mädchen mit schwarzem Hoodie und einer Jeans hier zu sehen. Hierher kamen in der Regel nur reiche Schnösel, die irgendeinen Termin bei einem der hier einquartierten Anwälte hatten.Diesmal hatte ich Glück und der Fahrstuhl war komplett lehr. Einige Sekunden vergingen, ehe sich die Tür mit einem leisen Klingeln öffneten. Eigentlich wollte ich jetzt meine Hausaufgaben machen, als mich Coraly nochmal aufhielt: ,,Hana! Mit dir wollte ich nochmal reden!“ Sie zog mich in eines der vielen Besprechungszimmer des Geschosses und schloss die Tür. ,,Ich weiß, das mag jetzt vielleicht blöd klingen, aber warum hast du heute Morgen Kaffee getrunken? Du fandest so was bisher immer widerwärtig, wenn ich dich daran erinnern darf.“ Ich wollte etwas bissigen erwidern, aber die Lust verging mir sogleich, als ich Coralys Blick sah. Es war eine Mischung aus ,,Pass auf, was du sagst, ich werde es gegen dich verwenden“ und ,,Ich bin deine Tante, mit mir kannst du über alles reden“. Alles in allem keine gute Mischung. Aber sie hatte immer ganz spezielle Blicke für alles. Eine Gute Fähigkeit, vor allem wenn man wie sie als Anwältin arbeitet, doch keinesfalls schön, wenn man ungewollt so durchleuchtet wird. ,,Warst du wieder auf der Dachterasse?“ Sie kannte mich einfach zu gut. Beschämt sah ich zu Boden. ,,Hana. Ich habe dir schon oft genug gesagt, dass die Dachterasse vor und nach der Sommerferien tabu ist! Warum hältst du dich nicht daran?!“, verlangte meine Tante zu wissen. Irgendwie sah sie niedlich aus, ganz rot im Gesicht und mit ihren Pausbäckchen... ,,Antworte mir gefälligst!“, schrie sie mich auf einmal an und ich zuckte vor Schreck zusammen. ,,Ich... äh... Ich konnte nicht schlafen. Dann habe ich mir einen Kakao mit Marshmallows gemacht und bin raus auf die Dachterasse...“, gab ich zu, aber ich sah Coraly nicht an. Ich wollte jeden Augenkontakt vermeiden.
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Okay, Franzie is back.
Ich bin nicht so besonders zufrieden mit dem Kapitel, will es aber dennoch hochladen. Ich weiß auch nicht, aber... na ja.
Ich bin nächste Woche nochmal weg, aber ich werde vielleicht im Bus schreiben können, weil... 10 Stunden Fahrt. Ich werde viel Langeweile haben. Mal sehen, vielleicht schafft mein schlechtes Internet sogar, etwas hochzuladen.Okay. Vergesst eure Feedbacks nicht, ihr wisst, ich würde mich freuen :)
Eure Franzie <3

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Kill
Teen FictionHana ist 17, geht auf ein gutes Gymnasium und verdient nebenbei Geld. Nur der Job, den sie hat, ist etwas fragwürdig. Sie arbeitet nicht etwa als Prostetuierte oder ähnliches, nein. Sie ist Auftragsmörderin. Als sie nach einem Auftrag wieder in d...