Kapitel 1

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Kennt ihr diese Tage, wo alles in eurem Leben sich 'komisch' anfühlt? Diese Tage, wo man nicht wirklich traurig oder glücklich ist, sondern eher die ganze Zeit verwirrt und planlos?
Jedenfalls geht es mir so manchmal und ich versuche dann jedesmal irgendwie dieses schäbige Gefühl von betäubt sein los zu werden.

Und meistens klappt das sehr schnell, wenn ich die Musik ganz laut aufdrehe und wild dabei mitsinge. Oder mir viele Serien reinziehe und mich mit Chips vollstopfe.

Essen macht mich einfach immer glücklich.

Nur ist mir in letzter Zeit nicht so sehr danach.

Corbin City nennt es sich hier. Eine kleine Stadt, südlich von New Jersey und dort werde ich ab jetzt leben mit meiner nicht perfekten Familie in einem nicht perfekten Haus und führe ein nicht perfektes Leben.

Wieso es zurzeit nicht alles glatt läuft ist weil a) wir neu umgezogen sind, weil mein Dad einen neuen Job hat, b) ich meine Freunde verlassen musste und c) ich mich mit meinem Freund getrennt habe.

Dieser Umzug stellt mein komplettes Leben auf dem Kopf. Manchmal wünschte ich mir, dass das Schicksal nach meinen Regeln spielen könnte und nicht immer einfach so reinplatzt und alles durcheinander bringt. Alles wäre viel einfacherer gewesen.

Mir schossen unzählige Gedanken durch den Kopf, die ich nicht stoppen konnte.

Man denkt manchmal unbewusst an Sachen, an die man lieber nicht denken sollte und macht sich Gedanken über Dinge, die man lieber vermeiden sollte.

Wie zum Beispiel der Gedanke, ob mich die Leute in der neuen Schule mögen werden oder was ich diesmal für Lehrer bekomme? Was alles auf mich zu kommen wird und ob ich jemals mein altes Leben vermissen werde.

Sicherlich würde ich es vermissen. Ich hatte es gut in New Jersey und jetzt muss ich wieder bei Null anfangen. Alles was ich mir die Jahre aufgebaut habe hat von nun an keine Bedeutung.

Stillschweigend sah ich durch das Autofenster und hörte mir paar Songs von Russ an. Meine kleine Schwester saß neben mir und umarmte fest ihr Kuscheltier während sie am schlafen war. Mein großer Bruder hingegen tippte die ganze Zeit auf sein Handy.

,,Emilia Schatz mach doch das Fenster auf", sagte meine Mum und drehte ihren Kopf zu mir.

Die gleichen braunen Augen hatte ich von ihr, aber von ihren hellen braunen Haaren bekam ich nichts ab. Stattdessen hatte ich pech schwarzes Haar wie mein Vater.

,,Es ist aber mega kalt Mum", entgegnete ich ein wenig genervt, denn es war wirklich kalt und das einzige was ich anhatte war ein T-Shirt und eine leichte Strickjacke drüber.

,,Mach das Fenster auf Emy!", kam es nun von rechts.

,,Wieso soll ich das machen?! Es ist mega kalt!", sagte ich zu meinem Bruder. 

,,Weil du die ganze Zeit nur am furzen bist und das Auto wegen dir schon anfängt zu schimmeln", antwortete er lachend und  hielt sich die Nase zu, um mich noch mehr zu provozieren.

,,Sagt der, der sich mit 7 Jahren in die Hose gemacht hat und es erst nach 2 Stunden bemerkt hat!", schrie ich und Eduard schaute mich entsetzt an, aber er musste direkt danach lachen und steckte mich mit seiner Lache an.

,,Seid nicht gemein zueinander, wir sind in 5 min da, dann könnt ihr eure letzten Kisten auspacken", sprach mein Dad, der die ganze Fahrt nicht viel gesagt hat.

Meine kleine Schwester wachte langsam auf und brabbelte irgendwas vor sich hin. Sie sah so friedlich aus.
Vielleicht ist dieser Umzug genau perfekt. Vielleicht wird diesmal alles in meinem Leben richtig laufen. Und wenn nicht, dann soll wenigstens ein Teil davon richtig laufen...

Als wir dort endlich angekommen waren rannte ich zu meinem Zimmer hoch und machte wieder laute Musik an und packte währenddessen meine Sachen aus. Ich warf im Grunde alles auf meinem Bett und machte das Fenster auf. Ich sah ein anderes Haus und direkt gegenüber von meinem Zimmer konnte man in das Nachbarzimmer reinschauen. Es schien niemand da zu sein, weil kein Licht zu sehen war und das obwohl es schon dunkel geworden ist.

,,Emilia ! Essen ist fertig !", schrie meine Mutter eine halbe Stunde später aus der Küche und plötzlich knurrte mein Magen. Ich machte das Fenster zu und rannte nach unten.

Ich denke jeder kennt diese unangenehme Situation, wenn man mit der Familie am Esstisch sitzt und eine angespannte Atmosphäre herrscht.
Und das war auch bei uns der Fall. Außer bei Elisa, sie stopfte sich eine Nudel nach der anderen im Mund und schmatze dabei laut, ab und zu kam ein zufriedenes ,mhmm' und dann schmatze sie weiter.

,,Und wie findet ihr das Haus bis jetzt?", fragte meine Mum lächelnd und schaute dann unsicher Eduard an.

„Größter Scheiß", brummte er und warf meiner Mum böse Blicke zu.

„Nicht in diesem Tonfall Eduard! Sieh das doch als eine Chance endlich aus deiner Kiffer Szene rauszukommen!", entgegnete mein Vater energisch.

Man spürte, dass die Stimmung noch angespannter war als davor. Eduard schlug seine Faust gegen den Tisch.

„Das waren meine Freunde! Woher könnt ihr euch das Recht nehmen einfach so umzuziehen!?", schrie Eduard und stand direkt auf und ging.

,,War das wirklich eine gute Idee Gorge?", fragte meine Mum besorgt.

Die Sache ist die: Eduard hatte schlechte Leute um sich, die er als ‚Freunde' nannte, aber alles andere waren als Freunde. Sie haben ihn immer wieder zu Mutproben herausgefordert, die er natürlich alle machte, weil er nicht von ihnen ausgegrenzt werden wollte. So kam er letztendlich zum kiffen und wurde abhängig von dieser Droge. Trotz allem fühlte er sich bei seinen
angeblichenFreundendieabernichtseinewahrenFreundesind auf irgendeiner Art und Weise sehr wohl.

,,Natürlich war das eine gute Idee", sagte mein Vater ,,sonst würde er komplett abstürzen und irgendwann auf der Straße landen."

Als ich dann wieder oben in meinem Zimmer war, legte ich mich direkt aufs Bett, weil ich mega erschöpft war. Ich ging mit der Hand durch meine Haare und versuchte paar Knoten zu entfernen bis ich dann auf einmal von paar Geräuschen unterbrochen wurde.

War das Klavier?

Es hörte sich jedenfalls so an. Die Töne klangen sanft und beruhigend und hatten etwas trauriges in sich. Ich ging zu meinem Fenster hin, wo die Töne herkamen. Verwundert betrachtete ich das Nachbarzimmer, wo wieder mal kein Licht an war und nur das Fenster sehr weit offen stand. Weil es dunkel war konnte ich nicht erkennen, wer dieses unglaubliche Talent besaß so perfekt zu spielen.

Ich legte mich wieder ins Bett hin und schlief langsam ein, obwohl ich dagegen ankämpfte, weil ich weiter zuhören wollte, doch mein Müdigkeit war zu stark.

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Hallo erstmal! :D ich hoffe der Einstieg hat dir bis jetzt gefallen. Die Geschichte wird am ende nochmal komplett bearbeitet, deswegen entschuldige ich mich jetzt schon mal, falls da irgendwelche Fehler auftauchen ❤️
Ansonsten wünsche ich dir ganz viel Spaß beim lesen❤️❤️

Never ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt