Kapitel 13

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Jeder Mensch hat seine Schattenseiten und man kann diese Tatsache auch nicht verdrehen oder verleugnen, weil es etwas natürliches, etwas menschliches ist.

Denn kein Mensch auf dieser Welt ist perfekt und wird es auch je sein.

Doch auch jeder Mensch hat ein Geheimnis. Es gibt Geheimnisse, die man niemanden anvertrauen kann, weil die zu groß sind und zu vieles auslösen könnten. Deswegen schweigen viele Menschen und erzählen nie, was in ihnen vor sich geht.

Doch Schweigen sollte nie eine Lösung sein, wenn in deinem Inneren so viel los ist.

Selten kommt es vor, dass man wie ein offenes Buch ist und genau so ist, wie man subjektiv wahrgenommen wird.

Immernoch fasziniert von seiner Schönheit starrte ich ihn an. Ich machte mir Sorgen und fragte mich, wer zur Hölle ihm sowas schreckliches angetan hat.

Er machte seine Augen auf und aus Reflex schaute ich weg.

,,Stimmt etwas nicht?", fragte er unsicher.

Soll ich ihm sagen, dass ich seine Narben gesehen habe?

,,Nein, es ist alles in Ordnung'", sagte ich und blickte in seine Richtung.

Es ist besser, wenn ich ihn erstmal nicht darauf anspreche. Das würde doch die ganze Situation zerstören. Außerdem verstehen wir uns wieder besser.

Er schaute mich skeptisch an und versuchte meine Antwort zu begreifen.

,,Nagut, wenn du es sagst", antwortete er und schloss wieder seine Augen.

Man sagt, dass hinter jeder Narbe immer eine Geschichte steckt. Was war seine Geschichte?

Ich legte mich ebenfalls hin, schloss meine Augen versuchte meine Gedanken zu ordnen und fiel in einem tiefen Schlaf.

,,Emy!", hörte ich eine vertraute Stimme murmeln ,,komm schon Emy steh auf."

Langsam kam mein Bewusstsein wieder und ich machte verwirrt meine Augen auf. Graue Augen starrten mich an, die mein Herz jedesmal zum Schmelzen brachten.

,,Was ist los?", fragte ich Chris.

Er fing an zu lächeln und seine weißen, perfekt gemacht für eine Zahnpastawerbung, Zähne zeigten sich.

,,Du schläfst jetzt schon seit vier Stunden", antwortete er lachend ,,es wird langsam dunkel, ich bring dich lieber nach Hause."

,,Mhmm okay",kam es von mir.

Komischer weise war ich immer noch müde und kraftlos und ich musste gegen diese Müdigkeit kämpfen. Doch als ich wieder auf seinem Motorrad stieg, verflog die Müdigkeit auf einem Schlag.

Wir rasten durch Corbin City und das Adrenalin stieg nach jeder Minute, die verging. Als wir dann bei mir zuhause ankamen, gab ich ihm sein Helm zurück und bedankte mich für die Spritztour.

,,Immer wieder gerne'', sagte er lachend.

Chris sah unwiderstehlich aus, wenn er anfing zu lachen. Ich spürte wie dieses warme Gefühl in mir aufstieg.

,,Ich hoffe es ist alles zwischen uns geklärt", sagte er noch und schaute mich etwas ernst an.

,,Nur wenn sowas nicht nochmal vorkommt", entgegnete ich und schlug ihn leicht auf seine Schulter.

,,Schlaf gut Emy", sagte er, drehte sich um und raste mit seinem Motorrad davon.

Am nächsten Tag saß ich mit Louis und Maggy in der Cafeteria und wir aßen zusammen Mittag. Louis erzählte von seinem geplanten Campingausflug, doch ich war mit meinen Gedanken nicht ganz bei der Sache, denn ich musste an Chris denken.

,,Emy hörst du mir überhaupt zu?", fragte Louis verärgert, was mich auf einem Schlag zusammenzucken ließ.

,,Ehm.. ja.. tut mir leid ich hab das letzte nicht mitbekommen", antwortete ich verlegen und hoffte , dass Louis nicht allzu sauer ist.

,,Er hat gefragt, ob du morgen mitkommen willst", sagte Maggy und schaute mich fragend an.

,,Ehm ja klar, warum nicht", stimmte ich zu.

Ich stand auf und wollte mir noch was zum trinken holen, doch mein Blick wanderte abrupt zum Eingang der Cafeteria.

Chris schlenderte mit einer Eleganz, die man mit Worten nicht beschreiben konnte. Diesmal war er aber nicht alleine, sondern ein Mädchen, die zierlich gebaut und ein elfenhaftes Gesicht hatte war noch mit ihm. Zusetzlich auch noch ein breit gebauter Burche mit markanten Gesichtzügen. Beide hatten pech schwarzes Haar wie Chris und auch beide hatten diese göttlich schönen grauen Augen.

Waren das etwa Verwandte von ihm?

Sie setzten sich an einem Tisch, welches abseits von allen anderen Tischen stand.

Ich ging wieder zurück zu Louis und Maggy. ,,Wisst ihr vielleicht wer die beiden sind, die gerade mit Chris sind?", fragte ich und schaute die beiden neugierig an.

Maggy schaut zu dem Tisch von Chris hin und guckte dann genervt zu mir und Louis rüber.

,,Das sind seine Geschwister. Die kommen aber totall selten zur Schule. Höchstens zwei mal im Monat", antwortete Maggy und rollte dabei ihre Augen ,,und trotzdem bestehen die eine Prüfung nach der anderen!?"

,,Die sind aber nicht wirklich miteinander verwandt'', kam es von Louis.

,,Wie meinst du das?'', hackte ich nach.

,,Sie wurden adoptiert. Genauso wie Chris'', antwortete Maggy und biss in ihrem Donut rein.

Ich blickte wieder zu dem Tisch hin und beobachtete die. Wenn man nicht wüsste, dass alle adoptiert sind, dann würde man auch nie auf diesen Gedanken kommen, denn die sahen sich alle sehr ähnlich. Alle hatten die gleiche Haarfarbe, die gleichen unwiderstehlichen grauen Augen und eine Aura, die man schwer mit Worten beschreiben konnte.

Never ForgottenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt