Prolog+ Kapitel 1

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Prolog

Ich spüre keinen Aufprall. Es ist, als wäre ich von Watte umhüllt und ein helles Licht blendet mich. Dann durchzuckt der Schmerz meinen Kopf.

Ich war immer ein gutes Mädchen. Ich habe nie etwas Schlechtes getan. Ich habe meine Eltern geliebt und sie respektvoll behandelt. Meinen Mitmenschen gegenüber war ich immer freundlich. Und was ist der Preis dafür? Ich sterbe.

Kapitel 1

„Blair! Blaaiir!! BLAIR!" Ich öffnete die Augen und sah in das Gesicht einer wild mit dem Armen fuchtelnden Frau. Seufzend nahm ich die Kopfhörer ab. „Man Mum! Was ist denn? Weißt du nicht, dass man Teenager nicht stören soll, wenn sie Liebeskummer haben und bei schnulziger Musik vor sich hin weinen?" Kurz wurde ihr Blick weich und ihre Hand zuckte, als wollte sie mich trösten, so wie sie es immer tat, wobei sie mir mit einer Hand durch das widerspenstig Haar streicht und mir aufmunternde Sachen ins Ohr flüstert. Doch das hat sie schon oft genug getan seit der Arsch mich vor vier Wochen verlassen hatte. Genau vier Wochen. An unserem 11 Monatigen. Ich versuchte nicht darüber nachzudenken, dass es heute exakt ein Jahr gewesen wäre. Meine Mutter war inzwischen der Ansicht, dass mein Exfreund es nicht wert war um ihn zu trauern, also strafte sich ihn mit Ignoranz. Ob nun in 'real-life' oder auch nur in Form von Buchstaben die ihrem Mund entsprangen. Ungerührt, nur ein kleiner Seufzer ließ auf ihr Missachten hindeuten, sagte sie also: „Pack deine Sachen, wir gehen tauchen!" Ihr südländischer Akzent war wieder ziemlich auffällig, wie immer, wenn sie sich mit meinem Vater gestritten hatte, was in letzter Zeit ziemlich oft vorkam. Meine Eltern haben sich vor 20 Jahren in Südamerika kennengelernt, wo meine Mutter gewohnt hat. Es war Liebe auf den ersten Blick Blablabla, langweilige Liebesgeschichte und vor 16 Jahren und 10 Monaten wurde ich dann gezeugt. „Tauchen?! Was ist passiert? Wie geht's Paps?" fragte ich alarmiert. Man muss wissen, mein Vater ist anders als andere Väter. Immer wenn er einen schlechten Tag hatte, nimmt er uns mit zu irgendwelchen komischen Aktivitäten (z.B. Bungee-jumping oder Free-Climbing) Einmal ist er sogar eine Woche mit uns in den Dschungel gefahren. Ohne Führer! Aus der einen Woche wurden dann plötzlich drei, weil wir den Weg raus nicht mehr gefunden haben. „Naja, Stress auf Arbeit." Die Stimme meiner Mutter ließ keine weiteren Fragen zu. Als sie weg, war hievte ich mich aus dem Bett und ging zu meinem Schrank, um mir was zum Anziehen rauszusuchen. Auf dem Weg blieb mein Blick an meinem Spiegelbild hängen und ich strich mir eine meiner langen, braunen Strähnen zurück. Ich entschied mich für eine schlichte Jeans und einen kaki-farbenden Pullover, der meine braun- grünen Augen betonen würde.

Danach schnappte ich mir mein Make up. Als ich bei meinem Mal angelangt war seufzte ich. Dieses kleine Symbol in der Form einer Schuppe unter meinem linken Auge zog immer alle Aufmerksamkeit auf sich Schon oft wurde ich gefragt, ob es ein Tattoo, und ob ich dafür nicht viel zu jung sei. Hastig schminkte ich es über und rannte die Treppe unseres Hauses herunter.

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