Unter Wasser ist die Welt bunter

Kapitel 6

Durch das Wasser hindurch, hörte ich wie durch Watte das Aufbrummen eines Motors. Es wurde immer leiser, bis irgendwann alles still war. Ich spürte das meine Lungen langsam eng wurden und versuchte mich an die Wasseroberfläche zu strampeln. Ja, strampeln! Anders konnte man meinen Schwimmstil nicht beschreiben. Kaum war mein Kopf oben, sog ich die salzige Meerluft in mich ein. Dann sah ich mich um und auch, wenn ich es nicht anders erwartet hatte, sackte mein Herz noch ein bisschen tiefer, als ich realisierte, das der Mann tatsächlich weggefahren war. Auch wenn er sonst was mit mir anstellen wollte, war er doch meine einzige Möglichkeit wieder an Land zu kommen. Nachdem ich den dicken Kloß in meinem Hals runter geschluckt hatte bemerkte ich zu allem Übermaß ,dass das Wetter sich schlagartig geändert hatte. Die strahlend heiße Mittagssonne hatte sich hinter dicken grauen Sturmwolken versteckt. Nicht auch das noch! Ich spürte, wie die Kraft in meinen Armen langsam nach ließ. Und schon hörte ich das erste Donnergrollen. Es hörte sich an, wie das Gelächter eines Mannes. Ich bekam eine Gänsehaut, woran aber auch die Kälte des Wassers nicht ganz unschuldig war! Dann sah ich, wie sich überall kleine Kreise auf dem Wasser bildeten. Na toll! Es hatte angefangen zu regnen! Gegen alle Vernunft schrie ich: "Hilfe!", aber mein Schrei ging im nächsten Donnergrollen unter. Noch einmal schrie ich "HILFE!", begleitet von einem Schluchzer. Mich hörte niemand. Ich war ganz allein. Plötzlich türmte sich eine riesige Welle über mir auf und brach zusammen. Für einen kurzen Moment war ich in völlige Dunkelheit getaucht und ein lautes Dröhnen vernebelte mein Denkvermögen. Als ich wieder über Wasser war, schnappte ich panisch nach Luft bis mich die nächste Welle überrollte. Ich verlor jegliches Orientierungsgefühl, ein Frieden überkam mich, wie ich ihn schon lange nicht mehr gespürt hatte und dann wurde alles schwarz.