Kapitel 3

224 12 4
                                    


Leise schlich ich mich an sie heran, versteckte mich hinter einer Wand und lauschte ihr Gespräch:"... sie ist es wirklich... Sie hatte rotes Haar und ihrer Klamotten waren schmutzig und zerfetzt... Nein, sie ist gerade nicht in der Nähe... Ja... Kommt morgen um 6:00 Uhr. Sie wird dort noch wahrscheinlich schlafen..."

Ich konnte es einfach nicht glauben! Ich dachte, sie wollte mir helfen! Wieso tat sie mir das an! Auch, wenn wir uns nicht so lange und gut kannten, hatte ich gehofft, dass sie mir wirklich helfen wollte und mich nicht an die verraten würde.

Ich war so geschockt, dass ich mich nicht bewegen konnte und auch gar nicht bemerkte, dass sie mich gesehen hatte.

"Was machst du da?", fragte sie mich. "Wieso hast du das getan?! Ich dachte, du wolltest mir helfen?!", schrie ich sie an. "Es ist nur zu deinem Besten. Hey, ich hab auch in deinem Alter viel Mist gebaut, aber ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Wäre ich nie im Gefängnis gewesen, hätte ich heute noch Zeugs geklaut. Egal, wieso du den Mann umgebracht hast, bitte tu mir und vor allem dir selbst einen Gefallen und lerne aus deinen Taten und lass dich verhaften", bat sie mich mit einer sanften und ruhige Stimme. "Ich hab es aber nie getan!", schrie ich sie wieder an. Voller Wut und Verzweiflung stieß ich sie weg von mir und lief nach oben.

Dort riss ich einen dunklen Vorhang ab und sprang aus dem Fenster, wobei ich in einen Busch landete. Ich benutzte den Vorhang als Umhang und lief durch die Stadt.

Nach einiger Zeit kam ich an einem Scherzartikel-Laden vorbei. Ich warf ein paar mittelgroße Steine gegen die Fensterscheibe und brach in das Geschäft ein. Dort klaute ich ein paar Perücken, einen schwarzen Umhang von einem Kostüm, dass ausgestellt worden war und eine weiße Maske, die kein Gesicht hatte. Nachdem ich alles genommen hatte, nahm ich noch einen Rucksack, stopfte alles, was ich nicht trug dort rein und verschwand aus dem Laden. Eigentlich wollte ich nichts stehlen, aber sie suchten ja immer noch nach mir. Deshalb brauchte ich eine Verkleidung. Und damit keiner sofort  wusste, wie ich mich tarnen würde, nahm ich extra die Maske und mehrere Perrücken mit, die ich dann mit dem Vorhang irgendwann irgendwo deponieren würde.

Ich lief durch die Stadt und mied so gut es ging das Licht und die Leute. Es dauerte auch nicht lange, bis ich in der Nähe Polizeisierenen hören konnte. Ich schlich mich hinter ein paar parkende Autos vorbei und achtete darauf, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Ich suchte mir schnelle eine Perrücke mit langen Haaren heraus, die ich sofort mir anzog und schlich mit dem Umgang weiter an der Polizei vorbei.

Aber ich blieb nicht lange unbemerkt. "Hey! Stehen geblieben!" schrie einer von ihnen. Doch ich dachte nicht ans stehen bleiben. Deshalb fing ich am zu rennen. Ich rannte so lange, bis ich in einem Wald war, dicht gefolgt von ein paar Polizisten und deren Spürhunde. Ich lief immer tiefer in den Wald und schmiss alle Äste so gut es ging in deren Weg. Ich kletterte auf Bäumen, damit ich sie auf eine falsche Fährte locken konnte. Ich schmiss auch ein paar von den geklauten Dingen in einen Bach, der in der Nähe floss oder befestigte sie an Bäumen. Dadurch konnte ich mir einen kleinen Vorsprung verschaffen. Aber ich durfte mich nicht ausruhen. Nicht solange sie mich noch verfolgten. Deshalb rannte ich weiter. Jemanden vertrauen konnte ich nicht. Nicht mehr, nachdem mich schon eine Person verraten hatte. Würde ich jemanden vertrauen, würden sie mich wieder verraten. Den einzigen, den ich vertrauen konnte, war ich selbst und der Wald.

Jäger und Gejagte (Jerza)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt