[Wir datieren den ersten Juni 2015]
Vier Wochen waren vergangenen, seit Antonia das letzte Mal durch die weiß gepinselte Tür getreten war. Damals war sie glücklich, und voller guter Gedanken. Liebe stand ihr in Herz und Gesicht geschrieben, mit einer Schönschreibfeder gezeichnet.
Heute ist nichts mehr von dem Glanz des Glücks zu sehen.
Ein blasses Mädchen mit Schwarz getönten Haaren betritt den Raum, ihre Schmale Gestalt ist in eine enge Jeans und ein bauchfreies Top gewandet, auf der sichtbaren Haut zeichnen sich deutlich rote Schnitte ab. Bei dem Anblick des Mädchens wird das Herz des in die Jahre gekommenen Psychologen schwer.
Wie sehr hätte er sich gewünscht das Antonia wieder mit diesem leichten des Glücks eintreffen würde, doch nun spürt er die Schwere des Kummers. Trotz seiner Beklommenheit streift er sich ein Lächeln auf die Lippen und begrüßt sie, nennt sie bei ihrem Namen. Sie nicht nur kurz, und lässt sich auf den Stuhl ihm gegenüber fallen. Zusammengesunken sitzt das junge Mädchen fort.
"Wie geht es dir, Antonia?", fragt Rolf, die Besorgnis nicht ganz verstecken könnend.
"Es ist okay.", antwortet das Mädchen knapp.
"Wir haben uns eine Weile nicht gesehen," Rolf versucht ihrem Blick zu begegnen. "Wie ging es dir in dieser Zeit?"
"Offensichtlich nicht gut.", bemerkt sie ohne Regung des Gefühls in ihrem Gesicht.
"Willst du mir erzählen was alles passiert ist?"
"Ich mag nicht Reden!", sagt sie und sieht an ihm vorbei.
Innerlich ringt Rolf sich ein Fluchen ab. "Das ist deine Entscheidung, ich kann dir nicht helfen wenn du es nicht willst."
"Können wir hier nicht einfach sitzen, und die Welt Welt sein lassen? Ich will gerade einmal die Stille genießen", Antonia kratzt sich über die verkrusteten Schnitte.
"Wenn es das ist was dir hilft. Das nächste Mal machen wir dann etwas anderes, falls das hier dein Seelenheil nicht wieder hergestellt hat, einverstanden?"
Sie nickt als Antwort.
Und so sitzen sie dort, Beide. Einander gegenüber. Jeder sieht den anderen an, und malt sich in Gedanken ein Bild zu ihm
Hat er wohl Kinder?
Wer hat sie so sehr verletzt?
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Wortlose Dialoge
PoetryIrgendwann macht es bei jedem Peng, und dann geht gar nichts mehr. Dann sterben die Einen, mehr freiwillig, als unfreiwillig, Andere machen einfach weiter wie zuvor, und dann gibt es die Fälle die von ihren Eltern zum Psychodoc geschickt werden, als...