Kapitel 3

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Antoine

"Pollito, aber du kannst mich auch Antoine nennen", rief ich ihr über die Schulter hinweg zu, da ich schon halb in der Küche stand. Sie schien mich tatsächlich nicht zu kennen und das war mittlerweile absolut kein vertrautes Gefühl mehr. Es tat so gut jemanden zu treffen, der nicht nur aufgrund meines Erfolgs mit mir sprach oder mich am Besten noch darauf reduzierte. Natürlich hatte ich schon öfter Mädchen getroffen, die vorgegeben hatten mich nicht zu kennen, allerdings waren ihnen dann nach kurzer Zeit immer Dinge wie "Du heißt Antoine, richtig?" oder "Und wie viel verdient man so als Fußballer?" herausgerutscht und ich hatte mich gefragt, für wie dumm sie mich eigentlich hielten. Naja, jetzt war keine Zeit darüber nachzudenken.

" Ahhh, Antoine, da bist du ja endlich", ganz in Gedanken, hatte ich nichtmal gemerkt schon mitten in der Küche zu stehen. Jetzt drückte Matheo mich in eine feste Umarmung, an welcher ich bereits erkannte, dass er versuchte mir Trost zu spenden. " Hallo Matheo, schön dich zu sehen. Es ist viel zu lange her, aber die EM hat mir wirklich jegliche Zeit geraubt. Ich wäre gerne öfter vorbeigekommen und am allerliebsten hätte ich dir gestern einen Sieg beschert", Matheo war wirklich ein eingefleischter Fußballfan, er wartete schon lange auf einen Titel für sein Land und dieses Jahr hatte ich wirklich das Gefühl gehabt, ihm seinen Traum zu erfüllen. "Antoine, du musst dich für nichts entschuldigen, du hast ein fantastisches Turnier gespielt, ohne dich wären wir nichtmal ins Finale gekommen", tröstend tätschelte er mir den Arm und schaute mich dabei mit seinen braunen Rehaugen an, aus denen vollste Überzeugung sprach. " "Danke, wirklich danke, aber du weißt, dass ich ein verdammt selbstkritischer Mensch bin und gestern..", ich hielt kurz inne, es war ernsthaft schwer darüber zu reden "..gestern habe ich mehrere Großchancen vergeben, wir hätten gewinnen können."

Nun war Matheo aufgebracht und setzte mit erhobener Stimme an: "Jetzt hör aber mal zu, du hast gestern dein Bestes gegeben und bist ein hervorragender Fuß"- "Pscchhtt", ich machte eine Geste, die ihm unweigerlich verdeutlichte nicht weiterzusprechen. " Da draußen sitzt jemand, der nicht weiß, dass ich Fußballer bin und ich möchte, dass das auch so bleibt. Sie scheint nett zu sein, dann möchte ich es nicht gleich dadurch verderben. Mein Job oder meine Leidenschaft, wie man es nennen will, verkompliziert so etwas immer nur. Dabei möchte ich wissen, ob sie mich vielleicht als Person mag und nicht, weil ich Fußballer bin." Matheo schaute mich freudestrahlend an: " Meinst du etwa Liv?" Was rede ich denn überhaupt? Natürlich meinst du Liv, sie ist schließlich die Einzige hier im Café. Liv ist mein Goldmädchen, sie ist so herzensgut, glaub mir. Ich kenne sie seit rund einem Jahr, seitdem kommt sie mindestens 4 mal die Woche in mein Café, außer während der EM, da ist sie kaum rausgegangen. Kein Wunder also , dass sie dich nicht kennt. Aber jetzt bleib nicht länger bei mir Antoine. Geh zu ihr, rede mit ihr, unternimm etwas mit ihr oder mach wer weiß was. Aber lerne sie kennen!" Er versetzte mir einen Schubs und schon stand ich außerhalb der Küche.

Du, ich und die Welt (Antoine Griezmann)Where stories live. Discover now