Kapitel 10

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Dieser  kurze Moment der Nähe, dieser Blick in Antoines Augen, der mir verriet, dass er so viel mehr wollte, als da gerade zwischen uns war, hielt vielleicht eine Sekunde, doch es kam mir vor wie eine Ewigkeit. Ich wog alle Möglichkeiten ab. Würde er mich küssen ? Würde ich den Kuss erwidern? Hätte ich Verstand, hätte ich diese Frage mit Nein beantwortet, aber ich wusste genau, dass ich mich nicht zurückhalten würde, wenn seine Lippen nun auf meinen landeten. Erwartungsvoll lehnte ich mich noch näher zu ihm, sodass unsere Lippen nur noch einen Hauch voneinander entfernt waren. Er starrte auf meine Lippen, biss sich auf die Unterlippe und...

drehte sich weg und stand auf! Was war denn das? Ich hatte die Situation wohl kaum falsch interpretiert, aber diese Aktion war definitiv ein Zeichen, dass er scheinbar nicht an einem Kuss interessiert war, hatte ich die Sache überstürzt? Verlegen kratzte sich Antoine am Hinterkopf: "Wir haben hier gar nichts zu trinken, ich hol schnell was. Möchtest du Cola?" Mir schoss die Röte ins Gesicht, die Situation konnte wohl kaum noch unangenehmer werden, ich musste auf jeden Fall kurz flüchten:"Ja, gerne. Jedoch muss ich echt mal auf die Toilette. Kannst du mir sagen wo die ist?" "Natürlich, die letzte Tür im Flur", er schaute mich mit einem bedröppelten Blick an. Was für ein Spiel war das hier? "Ok, danke", mit gesenktem Blick verschwand ich, so schnell es meine Beine erlaubten, aus dem Raum.

Antoine

Ich Idiot. Ich verdammter Idiot! Wieso hatte ich ihr so vor den Kopf gestoßen? 

Leider hätte ich mir diese Frage nichtmal stellen müssen, denn die Antwort kannte ich bereits. Wenn ich mich auf Liv einlassen würde, würde mein Manager mich förmlich umbringen und das hatte ich mir selbst eingebrockt. Sie dachte jetzt sicherlich, dass ich nur mit ihr spielte oder sie gar nicht mochte. Oh Gott, wenn sie wüsste wie sehr ich sie wollte. Gleich als ich sie im Café gesehen hatte, war da etwas gewesen was mich zu ihr hingezogen hatte und jetzt wurde es von Minute zu Minute stärker. Ich wusste nicht wie lange, dass noch gut ging. Letztendlich würde ich sie verletzen, dabei wollte ich doch nur, dass sie glücklich war, glücklich mit mir. 

Mittlerweile wurde mir klar, dass ich mich noch kein Stück bewegt hatte und deshalb langsam mal in die Küche gehen sollte, um die Cola zu holen, damit ich hier nicht immer noch wie angewurzelt stand, wenn sie wiederkam.

Die Cola stand im Kühlschrank, ich trank Dinge immer nur gekühlt. Leider bekam der Kühlschrank meine Wut ab, als ich die Tür mit voller Wucht zuschlug und dann noch einmal meine Faust hineinrammte. Ich hörte, dass Liv schon wieder das Wohnzimmer betrat, betete das sie nichts von meinem Ausraster mitbekommen hatte, schnappte mir zwei Gläser und machte mich wieder auf den Weg zu ihr. Von der Wohnzimmertür aus konnte ich ihr Profil sehen, wie sie nachdenklich ihre Fingernägel betrachtete. Einen kurzen Moment beobachtete ich sie und machte gar nicht den Versuch irgendwie meine Gefühle zu unterdrücken, ich sah sie einfach an und konnte nicht anders als zu lächeln. Erst als sie mich bemerkte und beschämt zu Boden sah, verging dieses mir. 

So sollte der Abend nicht enden, sie sollte mich nicht für ein komplettes Arschloch halten. Entschlossen ging ich zum Sofa, stellte die Cola auf den Tisch und setzte mich wieder direkt neben Liv. 

Du, ich und die Welt (Antoine Griezmann)Where stories live. Discover now