Kapitel 6

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Nachdem wir noch einige Zeit im Park verbracht hatten, hatte Antoine mir angeboten mich nach Hause zu fahren. Dafür war ich echt dankbar gewesen, denn meinen eigentlichen Spaziergang, der von meiner Wohnung zum Café und wieder zurück hatte gehen sollen, hatte ich bereits um einiges überzogen und deshalb war meine Lust, jetzt noch zwei weitere Kilometer-so weit war es nämlich noch zu meinem Zuhause- zu laufen, nicht wirklich groß.

Antoine sagte, dass sein Wagen direkt beim Café stand und das tat er tatsächlich. Ich staunte nicht schlecht, vor mir stand eine scheinbar nieselnagelneue Mercedes C-Klasse. "Oha", ich umkreiste den Wagen einmal und bekam mich vor Staunen gar nicht mehr ein. "Wie cool ist bitte dieses Auto? Es ist doch gerade erst auf den Markt gekommen und verdammt teuer oder nicht?"

"Ja, schon. Ich habe dieses Auto aber auch nur hier in Paris. Es ist sozusagen ein Firmenwagen, den ich hier während meinem Aufenthalten nutze.", gab er bescheiden zu. "Achso, ok. Doch können wir jetzt bitte losfahren? Dieses Auto ist so fantastisch. Ich träume schon immer von einem Mercedes", während diese Worte nur so aus meinem Mund sprudelten, hüpfte ich aufgeregt auf und ab. "Ohh, du bist einfach süß", flüsterte er und berührte dabei flüchtig meinen Rücken. Gerade als er das Auto aufgeschlossen hatte und wir einsteigen wollte, tauchte plötzlich ein mitte fünfzig Jahre alter Mann vor uns auf. Antoines Stimme wurde binnen einer Sekunde ungewohnt ernst: "Setz dich bitte schonmal ins Auto." Ich tat was er gesagt hatte und befand mich innerhalb einiger Sekunden in einem supergemütlichem cremefarbenen Sitz.

Antoine

Ich hatte sofort erkannt, dass es sich bei dem Mann um einen Journalisten handeln musste und wenn Liv das mitbekam, würde ich definitiv komplett in der Klemme sitzen, ich konnte nur hoffen, dass sie im Auto nichts davon mitbekam.

"Herr Griezmann, ich hatte gehofft sie hier zu treffen. Würden sie mir einige Fragen zu dem Spiel gestern und zu ihren nächsten Wochen beantworten?"

Natürlich, ich hatte ja nichts besseres zu tun, als hier auf offener Straße mit einem Journalisten zu quatschen. "Nein, definitiv nicht. Ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie meine Privatsphäre akzeptieren würden und mich meine Zeit mit meiner Familie und Freunden verbringen lassen würden", auch wenn ich innerlich tobte, versuchte ich das Ganze möglichst gelassen rüberzubringen. "Ok,ok. Ich bin gleich weg. Nur eine Frage, ist die Frau in dem Wagen ihre Freundin?"

Wie dreist war er bitte? "Nein und jetzt tschüss", würde er noch weitermachen, würden meine Nerven mit mir durchgehen. Zu meiner Freude drehte er sich jedoch um, sagte noch "Danke für das Gespräch" und verschwand. Mit versteinerter Miene setzte ich mich zu Liv ins Auto. Dass war das, was ich am Fußball hasste. Meine Bekanntheit, die ich gar nicht wollte. Menschen meinten Dinge über mich wissen zu müssen, die sie gar nichts angingen und letztendlich bekamen sie doch immer alles heraus, was sie wissen wollte.

"Wer war das?", Liv brach die Stille, die ich noch gar nicht realisiert hatte, da ich komplett abwesend in meinem Sitz gesessen hatte. Sie schaute mich mit ihren wunderschönen braunen Augen an und ich hätte dieses Mädchen, dass ich eigentlich kaum kannte, am liebsten sofort wieder in meine Arme geschlossen. Sie löste etwas in mir aus, was ich noch nie erlebt hatte und nicht beschreiben konnte, vielleicht auch nicht wollte, da ich Angst hatte, dass Worte der Sache, die sich zwischen uns anbandelte, den Zauber nahmen.

"Nur ein Tourist, der den Weg wissen wollte" sagte ich lächelnd. "Okay, also nicht so dramatisch. Ich hatte kurz echt Angst", ein leichter Lacher entwich ihrem Mund. Doch dieser wirkte eher nervös. Ich wusste, dass sie mir nicht glaubte, wahrscheinlich zweifelte, was ich da gerade getan hatte und das machte mich trauriger und verzweifelter, als ich zugeben wollte.

Du, ich und die Welt (Antoine Griezmann)Where stories live. Discover now