Der Umzug wird zur Flucht

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Ich saß zwischen meinen Eltern am Gate und schrieb in meinen Block. Mama beugte sich vor und fragte: "An was schreibst du da, Artemis?" Ja ich heiße Artemis. Ich bin nach der Göttin der Jagd benannt. Meine Ma ist seit jeher fasziniert von der Griechischen Mythologie. Ihre Lieblingsgötter waren Artemis, Hephaistos und Apollo. Da ich ein Mädchen wurde haben meine Eltern beschlossen, mich Artemis zu taufen. "Ach nichts, nur eine kleine Geschichte" antwortete ich. Ich liebe es Geschichten zu schreiben. Mein großer Traum ist es einmal Schriftstellerin oder Schauspielerin zu werden. Das heißt wenn ich jemals die Schule beende. Mit ADHS und Legasthenie, was mein Hobby leider auch sehr sehr erschwert, ist es nicht leicht immer an der selben Schule zu bleiben. Außerdem ziehen wir ständig um.
Ich weiß nicht warum aber manchmal habe ich das Gefühl, wir würden vor etwas fliehen. Normalerweise blieben wir in Deutschland aber jetzt ziehen wir in die USA. Nach Long Island, um genau zu sein. Eine Durchsage ertönte: "Meine Damen und Herren, wir müssen ihnen leider mitteilen, dass der Flug von New York nach Long Island aufgrund eines Lacks um eine Stunde verschoben wird." Meine Eltern tauschten einen Blick. "Nicht gut" murmelte mein Vater. Mama nickte nur. Ich war verwirrt. Wieso war es so schlimm dass sich der Flug verspätet? Ist ja nicht so, dass wir verfolgt werden oder so. Obwohl so wie sich meine Eltern umsahen, könnte man das fast meinen. Ich sprach meine Gedanken aus. Papa sah mich wie ertappt an. "Nein vermutlich nicht..." aber so wie er es sagte, klang es nicht überzeugend. Hinter uns setzten sich drei ältere Frauen, ich schätze sie sechzig oder siebzig. Sie trugen geblühmte Kleider und darüber schwarze Lederjacken. Mama drehte dich um und sah die drei Frauen ebenfalls. Sie bekam große Augen, zischte Papa etwas zu und schnappte sich unsere Sachen. "Komm mit." raunte sie mir zu und nahm mein Handgelenk. Jetzt versteht mich nicht falsch, ich habe meine Eltern lieb aber dieses merkwürdige Verhalten verwirrte mich. Ich war drauf und dran mich loszureißen. Aber in Mamas Stimme schwang solche Panik mit und ihre Augen waren so voller Sorge, dass ich etwas Angst bekam. Sie zog mich in eine abgelegene Ecke, schob mich hinter sich und beobachtete diese drei Damen. Papa kam hinterher gelaufen. "Was machen wir jetzt?" fragte er. Auch mein Vater hatte​ Panik. Mama schüttelte den Kopf zum Zeichen dass sie es auch nicht wusste. Ich hielt es nicht mehr aus. "Was ist hier eigentlich los?" fragte ich ungeduldig. "Was hat es mit diesen Frauen auf sich? Warum habt ihr solche Angst?" Ma sah mich an. "Ich glaube du bist alt genug um es zu erfahren" meinte sie. Alt genug? Ich war siebzehn! Sie wollte anfangen etwas zu erzählen aber sie wurde von meinem Vater unterbrochen: "Sie sind weg." sagte er mit panischer Stimme. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand von hinten griff. Die Berührung brannte. Eine kratzige Stimme sagte "Ist sie das?" eine zweite Stimme, ebenso kratzig, bejahte. "Lasst sie runter!" rief jemand. Ich schaute nach unten und dort sah ich meine Eltern, neben ihnen ein Mann in Rollstuhl. Während meine Mutter angstvoll zu mir und was immer mich da gepackt und hochgehoben hatte, hinaufblickte, rief der Fremde auf altgriechisch eine Drohung. Ich wunderte mich erst im Nachhinein, wieso ich ihn verstehen könnte. Was er gerufen hatte, war "Lasst das Mädchen runter oder du wirst es mit mir zu tun kriegen". Das Ding dass mich festhielt, zischte und erwiderte "Sie wird den Olymp verändern. Sie wird meinen Herrn Hades töten." Hades?! dachte ich überrascht.
Der Fremde im Rollstuhl wiederholte seine Worte und das Ding ließ mich fallen. Ich spürte ein kurzes Stechen als ich auf meinen Füßen landete. Meine Eltern rannten zu mir. Ich schaute auf. Drei Wesen flogen in der Luft. Sie sahen irgendwie aus wie übergroße Fledermäuse mit Menschenköpfen. Sie beobachteten uns und flogen dann durch das Fenster neben ihnen. Ich schaute meine Eltern an. "Was. War. DAS?!" rief ich aus. Der Mann im Rolltstuhl kam zu mir und nahm meine Hand. "Wir können dir alles später erklären, doch jetzt musst du uns vertrauen. Wir bringen dich an einen sicheren Ort. Das Camp wird dir gefallen" meinte er zuversichtlich und wandte sich dann an meine Mutter. "Sie wissen wessen Tochter sie ist?" Papa sah zu Boden und Mama nickte nur. Der Fremde nickte. Er bedeutete uns, ihm zu folgen. Er steuerte zum Ausgang des Flughafens. Dort stand ein Taxi. Der Fremde, der sich als Mr. Brunner vorstellte, rollte über eine Rampe hinein. Er bedeutete mir mich neben ihn zu setzen. Ich sah zu meinen Eltern. Sie nickten mir aufmunternd zu und ich stieg ins Taxi. Meine Eltern kletterten auf die Hinterbank.
Mr. Brunner sagte "Los". Mir fiel jetzt erst auf, dass der Fahrer Augen am Nacken und auf den Händen hatte. Bevor ich fragen konnte, fuhr der Taxifahrer in einem Affenzahn los.

Die Fahrt verlief ruhig. Keine merkwürdigen Ereignisse. Keine merkwürdigen Wesen, die mich umbringen wollten. Es wurde dunkel, aber ich konnte trotzdem noch wie bei tageslicht sehen. Das konnte ich schon immer.
Wir fuhren nun schon eine Weile. Plötzlich bog der Fahrer ab und fuhr in den Wald. "Was..." setzte ich an, aber Mr. Brunner hob eine Hand um mich zu stoppen. "Dir wird gleich alles erklärt, sobald wir im Camp sind." Ich drehte mich, so gut es ging, nach hinten und sah meine Eltern an. Beide mieden mieden Blick und Mama schien den Tränen nahe. Bevor ich sie fragen konnte, hielt der Fahrer vor einer Fichte. Sie war schön und groß. Wir stiegen aus, Mr. Brunner deutete auf das Tal unter der Fichte. "Willkommen im Camp Half Blood" Sagte er.

Percy Jackson FF - Um Olympus WillenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt