1.10

442 26 3
                                    

Fall 1:  - Wenn die Vergangenheit, in der Gegenwart auftaucht und die Zukunft ruiniert -

10."Ich hatte kein Mitleid mehr. Ich drückte ab..."

Wir kamen gerade durch die Tür, als es anfing. Alle musterten mich, als erwarteten sie etwas von mir. Sollte ich etwa aussehen als wäre ich am Boden zerstört?

Wollen sie das ich hier in Tränen ausbreche und mich kreischend auf dem Boden wältze?

Dachten sie ich würde halb zerstückelt zurückkommen und hier so auftauchen?

Was hatten sie erwartet?

Ich drehte mich zu Max um und sah ihm ins Gesicht. Er gab mir ein aufmunterndes schüchternes Lächeln. Ich wusste nicht so recht, was ich über Max denken soll. Denn ich hatte nie wirklich das Gefühl, dass er etwas von mir wollte. Er hat nie irgendwelche Andeutungen gemacht, mich um ein Date gebeten, oder mir auffällige Blicke geschenkt. Es kommt gerade etwas unerwartet, doch ich bin froh das er vorhin an meiner Seite war. Ich hab ihm zwar angesehen, dass es ihm nicht leicht fiel über AJ zu sprechen, dennoch ließ er mich an seiner Brust weinen und schluchtzen. Er sprach kaum zu mir, worüber ich aber froh war. Irgendwelchen Schrott von wegen der Schmerz wird vergehen hätte ich nicht ertragen. Er hat mir erlaubt meinen Tränen freien lauf zu lassen. Obwohl ich nicht vor ihm weinen wollte. Ich wollte nicht meine Schwäche zeigen. Das war wohl eine dumme Angewohnheit. Nur nicht den Menschen zeigen, wie sehr du doch verletzt bist. Das war mein Motto, seit mein Vater mich verlassen hat. Die Meisten gaben einem nur heuchlerisches Mittleid. Doch auf das konnte ich verzichten. Max hat mich einfach nur festgehalten, und meinen Rücken gestreichelt. Nagut, ich muss schon zugeben, der Kuss und das alles war wirklich zu schnell gegangen. Aber ich glaub kaum, das mir in den nächsten Wochen und Monaten nach Dates seien wird. Es wird schwer, erstmal von den Drogen wegzukommen. Ich spüre wie mein Körper mal in Flammen steht und dann wieder als hätte ich in Eiswürfeln gebadet.

Ich nahm Max seine Hand in meine und schloß die Augen. Ich nahm mir die Zeit tief ein und aus zu atmen. Als ich die Augen öffnete, blickte ich in die besorgten Augen von Max. Ich überwand mich und lächelte. Ich muss jetzt meine Rolle gut spielen, damit ich nicht zu einem verdammten Psychotherapeuten musste und meinen Job behalten konnte. Diese Frauen und Männer in diesem Raum erwarten, dass ich schwach werde. Doch das werde ich ihnen nicht gönen. Ich weiß das sie die Beziehung von mir und Max tollerieren würden, wenn wir in Zukunft auch unseren Job so wie früher machten. Doch war das eine Beziehung zwischen uns?

Könnte es denn eine werden, fragte ich mich selber. Kannst du denn einen Mann aufrichtig lieben und ihn nicht verletzten? Du ruinierst alle die dir zu nahe kommen.

Nimm deinen Vater. Er hat sich das Leben genommen, nur nicht mit dir in den Urlaub zu fahren.

Nimm Marcel. Er war dein erster Freund, und hat dir die Zeit gegeben die du gebraucht hattest. Doch selbst ihn hast du vergrault, mit deinen Worten und Gehsten.

Nicht zu vergessen, Tom. Der süße Nachbarsjunge, der in dich verknallt war. Du hast nur mit ihm gespielt, und ihn verletzt. So sehr das er sich wegen dir, du dumme Nuss, das Leben nahm.

Und zu letzt auch noch AJ Cook. Er hat sein Leben verloren, weil du zu dumm warst, Eins und Eins zusammen zu zählen. Er hat seine Schwester alleine zurück gelassen, weil du dich auch entführen lassen hast.

Was bist du nur für ein FBI Agent?

Lässt sich einfach entühren und riskiert es, das Team in Gefahr zu bringen. Vielleicht solltest, du ihnen die Show geben die sie erwarten, Grace. Brich in Tränen aus, zeig wie sehr du zerstört wurdest. Zeig ihnen das du dich doch erinnerst, was in deiner Gefangenschaft passierte. Sag ihnen das du dich vorhin unter Dusche erinnert hast. Erklär ihnen wie scheiße es dir geht. Am Besten hällst du doch gleich deine Waffe an die Schläfe und drückst ab. Kolleteralschaden. So würden sie dann mich nennen. Mich und den Fall.

Nein, diese genugtuung gebe ich ihnen nicht.

Ich drückte nochmal Max seine Hand, drehte mich um und lief in die Richtung der Tische, wo uns alle diese Heuchler erwarten. Der Rest meines Teams kam mir hinterher. Als wir uns setzten, brachte ich mein strahlendes Lächeln hervor und zeigte allen das es mir gut ging. Sie mussten ja nicht wissen, was ich wusste. Sie müssen es nicht unbedingt wissen. Ich bin mir nicht mal sicher ob ich es Max erzählen soll. Obwohl ich ihm vertraue, weiß ich das es ihn schockieren würde. Ich hab Dinge getan in dieser Gefangenschaft die ich nicht tun wollte, doch musste.

*FLASHBACK*

"Komm schon, Gray. Dieser Mann hat wirklich gedacht, er könnte den Mord an deinem Vater vertuschen."

"Das weißt du doch gar nicht!" schrie ich ihn an und kämpfte gegen mein Gewissen.

"Ich weiß es. Ich war derjenige der die Scheiße hinter ihm immer aufgeräumt hat"

"Ich...Ich kann das nicht."

"Du musst, Gray. Schätzchen, wenn du es nicht bald machst, muss ich euch beide bestrafen und dann überleg ich mir eine grauenhaftere Aufgabe für dich."

Ich überlegte nicht lange. Ich wusste das diese Folter nicht mehr lange durchhielt. So lud ich die Waffe und legte sie dem Mann an die Schläfe. "Sag mir die Wahrheit. Hast du wirklich meinen Vater auf dem Gewissen?" fragte ich den Mann. Ich wollte es wissen. Ich wollte die Worte aus seinem Mund hören. Doch ihm rollte eine Träne die Wange herrunter und schließlich nickte er. Ich hatte kein Mitleid mehr. Ich drückte ab...

*FLASHBACK ENDE*

Die Fälle der Grace SummerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt